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Max Eichholz in der Bremer Strafanstalt, 1940
Max Eichholz in der Bremer Strafanstalt, 1940
© StaH

Max Eichholz * 1881

Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus) (Hamburg-Mitte, Hamburg-Altstadt)


DR. MAX EICHHOLZ
MDHB 1920 – 1933
DDP / DSTP
JG. 1881
MEHRMALS VERHAFTET
ZULETZT 1938
KZ FUHLSBÜTTEL
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 12.1.1943

Weitere Stolpersteine in Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus):
Kurt Adams, Etkar Josef André, Bernhard Bästlein, Adolf Biedermann, Gustav Brandt, Valentin Ernst Burchard, Hugo Eickhoff, Theodor Haubach, Wilhelm Heidsiek, Ernst Henning, Hermann Hoefer, Franz Jacob, Friedrich Lux, Fritz Simon Reich, August Schmidt, Otto Schumann, Theodor Skorzisko, Ernst Thälmann, Hans Westermann

Max Eichholz MdHB

Max Eichholz kam am 3. Dezember 1881 in Hamburg zur Welt. Seine Eltern konnten ihm eine erstklassige Schulausbildung ermöglichen: Max Eichholz besuchte zunächst die Privatschule von Adolf Thomsen, bevor er auf das renommierte Wilhelmgymnasium überwechselte, wo er 1900 das Abitur bestand. Nach vierjährigem Jurastudium an den Universitäten Heidelberg, Marburg und Berlin wurde er an der Universität Freiburg/ Br. mit einer Arbeit über die Rechtsstellung des Kapitäns zum Dr. jur. promoviert. 1904 bestand er das Referendarexamen in Karlsruhe, 1905 folgte die Promotion zum Thema "Die Rechtsstellung des Kapitäns nach der Seemannsordnung vom 02. Juli 1902". Bis zu seiner Assessorprüfung 1907 war Eichholz als Referendar im Hamburger Justizdienst tätig. Dann entschloss sich der promovierte Rechtsassessor für den Weg in die Selbständigkeit und eröffnete in der Hamburger Königstraße eine Anwaltspraxis.

Bei Kriegsausbruch meldete sich Max Eichholz als Freiwilliger zum kaiserlichen Heer. Wegen eines Augenleidens fand er zunächst Verwendung als Ausbilder in Bahrenfeld und Schwerin, ließ sich dann aber zum Feldartillerieregiment 35 versetzen, das – wie er wusste - für den Fronteinsatz vorgesehen war. Zunächst wurde Eichholz an der Ost- und später, nach dem Waffenstillstand mit Russland, an der Westfront eingesetzt. Während des Krieges wurde er zum Leutnant d.R. befördert und erhielt verschiedene Kriegsauszeichnungen, so das Eiserne Kreuz 2. Klasse, das Ehrenkreuz für Frontkämpfer und das Hanseatenkreuz.

Nach Kriegsende kehrte Eichholz in seine Heimatstadt zurück und nahm seine Tätigkeit als niedergelassener Anwalt wieder auf. 1919 heiratete er die Hamburgerin Adele (genannt Daisy) Elias. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, die 1920 und 1923 geboren wurden. Eichholz und seine Familie wohnten bis 1924 in der Haynstraße, bis 1937 in der Bebelallee und schließlich noch kurze Zeit am Mittelweg.

Im selben Jahr erfolgte der Beitritt zur "Deutschen Demokratischen Partei" (DDP), die dem "Bürgerverein für Harvestehude und Rotherbaum" nahestand, in dem sich Eichholz engagierte.

In den 1920er Jahren gründete er zusammen mit zwei weiteren Rechtsanwälten die schon bald renommierte Sozietät "Dres. Eichholz, Ruscheweyh und Häckermann". Die anwaltliche Zusammenarbeit mit dem SPD-Abgeordneten und späteren Bürgerschaftspräsidenten Herbert Ruscheweyh war die berufsbiographische Entsprechung der jahrelangen politischen Zusammenarbeit von SPD und DDP/DStP in der Bürgerschaft und im Senat der Freien und Hansestadt Hamburg.

Der Bürgerschaft gehörte Max Eichholz von 1920 bis zu ihrer Auflösung 1933 an. Seine zahlreichen bedeutenden Redebeiträge waren nicht nur Manifestationen glänzender Rhetorik und politischen Scharfsinns; sie lassen auch sein stetes Bemühen um den Kompromiss als oberstes Ziel politischer Willensbildung erkennen. Seine umfangreiche Ausschusstätigkeit mit einem Schwerpunkt in den Bereichen Bau, Finanzen und Soziales zeigt das breite Spektrum seiner politischen Arbeit. Eichholz ging es vor allem darum, administrative Effizienz mit seinem gesellschaftspolitischen Ziel der Milderung sozialer Ungleichheit zu verbinden.

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war er Förderer der sog. "Volksheimbewegung", deren Ziel es war, Kinder unterschiedlichen sozialen Hintergrunds in Freizeiten einander näherzubringen. Als Parlamentarier standen der "Bau von Wohnungen für die minderbemittelte Bevölkerung" – heute als sozialer Wohnungsbau bezeichnet – der Mieterschutz oder die Interessen der Kleinsparer im Mittelpunkt seiner Arbeit. Dass er dabei nie – wie er sagte – "die pekuniären Interessen des Staates" aus dem Auge verlor, lässt ihn als einen Politiker erscheinen, der seine Vision immer in enger Orientierung am Möglichen umzusetzen versuchte.

Als nach den Reichstagswahlen vom September 1930 die Nationalsozialisten reichsweit einen Stimmenanteil von über 18 % erreicht hatten und die bürgerlichen Mittelparteien mit einem programmatischen Rechtsruck dieser Entwicklung entgegenzusteuern suchten, warnte Eichholz vor einem Bruch der politischen Zusammenarbeit zwischen Bürgertum und Sozialdemokratie. Diese sah er als Garanten für politische Stabilität sowohl im Reich als auch in den Ländern. Gleichzeitig forderte er ebenso wie sein Parteifreund, der langjährige Hamburger Bürgermeister Carl Petersen, eine härtere Gangart des Staates gegenüber den radikalen Parteien: "Es ist ein Grundfehler von uns gewesen, mit denen, die nur die Diktatur anerkennen, über Demokratie zu streiten", so seine selbstkritische Einschätzung am 30. September 1930 vor der Hamburger Bürgerschaft.

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bedeutete für Eichholz einen tiefen Einschnitt in politischer, beruflicher und privater Hinsicht. Der im März 1933 "gleichgeschalteten" Bürgerschaft gehörte er nicht mehr an. Zwar konnte er zunächst noch seine anwaltliche Tätigkeit fortsetzen, war aber nach Erlass der Nürnberger Gesetze und dem damit verbundenen Ausschluss jüdischer Bürger aus der Staatsgemeinschaft zunehmenden Repressalien ausgesetzt. In den Jahren 1935 bis 1938 wurde Max Eichholz wiederholt verhaftet, ohne Gerichtsverfahren in die Konzentrationslager Fuhlsbüttel (KolaFu) und Sachsenhausen gebracht und dort in jeweils mehrwöchiger Haft schwer misshandelt. Als nach einer erneuten Verhaftung im Anschluss an die sog. "Reichskristallnacht"60 Adele Eichholz vehement bei den Behörden protestierte, wurde auch sie für einige Tage in "Schutzhaft" genommen und in Fuhlsbüttel interniert.

Mit dem Berufsverbot für jüdische Anwälte war Eichholz Ende 1938 gezwungen, seine seit 1935 allein geführte Anwaltspraxis aufzulösen. Trotz Entrechtung und Verfolgung hatte er es als Patriot bis dahin abgelehnt, in die Emigration zu gehen. Unter dem Eindruck einer zweimonatigen Haft im Anschluss an die Reichspogromnacht rang er sich zu Jahresbeginn 1939 schließlich durch, wenigstens seine Familie außer Landes zu bringen.

Adele Eichholz und ihre Söhne gingen zunächst nach Großbritannien, wo sie vorübergehend in Bristol, ab 1940 in Leeds wohnten. Eichholz‘ älterer Sohn Günter, der Ostern 1938 am Hamburger Johanneum seine Reifeprüfung abgelegt und in Großbritannien ein Physikstudium aufgenommen hatte, diente in den Jahren 1942 bis 1946 als Wissenschaftsoffizier bei der Britischen Admiralität. 1947 verließen Daisy Eichholz und ihre Söhne England, um nach Vancouver in Kanada überzusiedeln. Adele Eichholz verstarb hier 1972.

Als Max Eichholz, seiner materiellen Existenzgrundlage beraubt, schließlich auch selbst Vorbereitungen für den Gang in die Emigration traf, wurde er am 10. März 1939 in Hamburg erneut verhaftet. Unter Anwendung der diskriminierenden und entrechtenden Bestimmungen der sog. "Nürnberger Gesetze" von 1935 wurde Max Eichholz zu einer Zuchthausstrafe von fünf Jahren verurteilt. Er trat die Haft in Fuhlsbüttel an, es folgte die Verlegung nach Bremen Oslebshausen, um erneut wieder nach Fuhlsbüttel verlegt zu werden. Schließlich wurde Eichholz am 10. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und dort am 11. Januar 1943 ermordet.

Heute erinnert ein Straßenzug in Lohbrügge an diesen bedeutenden Hamburger Politiker.

© Text mit freundlicher Genehmigung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Hrsg.) entnommen aus: Jörn Lindner/Frank Müller: "Mitglieder der Bürgerschaft – Opfer totalitärer Verfolgung", 3., überarbeitete und ergänzte Auflage, Hamburg 2012

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