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Hugo Eickhoff * 1906

Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus) (Hamburg-Mitte, Hamburg-Altstadt)


HUGO EICKHOFF
MDHB 1931 – 1933 KPD
JG. 1906
VERHAFTET 1944
"AKTION GEWITTER"
SACHSENHAUSEN
SONDERBATAILLON
DIRLEWANGER
TOT 15.12.1944 RUMÄNIEN

Weitere Stolpersteine in Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus):
Kurt Adams, Etkar Josef André, Bernhard Bästlein, Adolf Biedermann, Gustav Brandt, Valentin Ernst Burchard, Max Eichholz, Theodor Haubach, Wilhelm Heidsiek, Ernst Henning, Hermann Hoefer, Franz Jacob, Friedrich Lux, Fritz Simon Reich, August Schmidt, Otto Schumann, Theodor Skorzisko, Ernst Thälmann, Hans Westermann

Hugo Eickhoff MdHB

Hugo Eickhoff wurde am 26. September 1906 in Wandsbek geboren. Er besuchte hier die Volksschule und absolvierte anschließend eine dreieinhalbjährige kaufmännische Lehre. Danach war er als Handlungsgehilfe in Hamburg tätig.

Seine politische Tätigkeit begann zunächst in der bürgerlichen Jugendbewegung, bevor er 1927 über den "Arbeiter-Foto-Bund" mit der KPD in Berührung kam. 1929 wurde er Mitglied des "Verbandes Proletarischer Freidenker" und trat wenig später dem "Kommunistischen Jugendverband Deutschlands" (KJVD) bei. Hier vollzog sich sein Aufstieg in der Hamburger KPD. Bereits 1930 übernahm er die Leitung der Parteijugend in Eimsbüttel, um nur ein Jahr später "Jugendorganisationsleiter" im KPD-Bezirk "Wasserkante" zu sein. In dieser Funktion war er nach den Verhaftungswellen vom Februar und März 1933 wesentlich daran beteiligt, die illegale Arbeit der KPDJugendorganisation neu zu strukturieren.

Hugo Eickhoff wurde 1931 als einer von 35 KPD-Abgeordneten in die Hamburger Bürgerschaft gewählt. Bereits im März 1932 stimmte er der auch von seiner Fraktion zielstrebig herbeigeführten Selbstauflösung des Parlamentes zu, um auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise den Weg für Neuwahlen frei zu machen. Während die NSDAP als stärkste Fraktion aus diesen Wahlen hervorging, erlitt die KPD hingegen starke Verluste von fast 6 %. Trotzdem zog Hugo Eickhoff erneut in das letzte frei gewählte Hamburger Landesparlament ein.

In seinen Redebeiträgen befasste sich Eickhoff vornehmlich mit der sozialen Notlage der Arbeiterjugend. Wiederholt wandte er sich 1932 gegen Bestrebungen zur Einführung der Arbeitsdienstpflicht für arbeitslose Jugendliche. In diesem Kontext wurde er nicht müde, den außerparlamentarischen Kampf gegen das bestehende politische System zu beschwören. Als Angehöriger der extremen Linken seiner Fraktion ließ er in seinen zum Teil erregten Beiträgen keinen Zweifel an seiner Geringschätzung des Parlamentswesens.

Bis Anfang 1943 wohnte Eickhoff in Eimsbüttel. Ob er bereits zu diesem Zeitpunkt im Zusammenhang mit dem Ende 1942 erfolgten Verhaftungswelle der Gestapo gegen den kommunistischen Widerstand in Hamburg oder erst im Zuge der Aktion "Gewitter" nach dem 20. Juli 1944 verhaftet wurde, ist unklar. Fest steht hingegen, dass er nach seiner Verhaftung in das Konzentrationslager Sachsenhausen verbracht wurde, wo er Ende 1944 in das sog. "Sonderbataillion Dirlewanger" kommandiert wurde. Diese ausschließlich aus KZ-Häftlingen bestehende Sondereinheit war nach ihrem Kommandanten, dem SS-Oberführer Oskar Dirlewanger benannt.

Hugo Eickhoff verließ nach einer kurzen Ausbildungsphase das KZ Sachsenhausen in Richtung Ostfront. Anfang Dezember kam es im nordungarischen Frontabschnitt zu ersten Gefechten mit der Roten Armee. Hugo Eickhoff ist nur wenig später auf dem Weg seiner Einheit über Hatvan, Jasbereny und Poroslov ins rumänische Focsani gefallen. Als offizielles Todesdatum gilt der 15. Dezember 1944. Ob Eickhoffs Tod im Zusammenhang mit dem Überlaufen von mehreren hundert Häftlingen zur Roten Armee in der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember 1944 steht, ist unklar.

© Text mit freundlicher Genehmigung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Hrsg.) entnommen aus: Jörn Lindner/Frank Müller: "Mitglieder der Bürgerschaft – Opfer totalitärer Verfolgung", 3., überarbeitete und ergänzte Auflage, Hamburg 2012

SS-Oberführer Oskar Dirlewanger:
1923 Eintritt in die NSDAP, 1931 SA-Führer in Esslingen. 1934 zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe wegen Sittlichkeitsverbrechen verurteilt, jedoch mit Gelegenheit, sich in militärischer Verwendung zu rehabilitieren. 1937 "Legion Condor". 1940 Gründung des "Wilddiebkommando Oranienburg" im KZ Sachsenhausen, bestehend aus inhaftierten Wilddieben. Ab 1943 Aufnahme weiterer Häftlinge. Die Einheit kam ausschließlich an der Ostfront zum Einsatz. Dabei kam es 1942 zu einem Ermittlungsverfahren durch das "Hauptamt-SS" wegen extremer Grausamkeiten bei der Bekämpfung von "Partisanen". Einstellung des Verfahrens erst 1945 nach persönlicher Intervention Himmlers (Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum "Dritten Reich", Frankfurt a.M. 2003,113).

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