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Gottlieb Magnus (M.), vermutlich mit seiner Frau Margaretha und seiner Tochter Antonie
Gottlieb Magnus (M.), vermutlich mit seiner Frau Margaretha und seiner Tochter Antonie
© Sammlung Friederichsen/Stadtmuseum Oldenburg

Margaretha Magnus (geborene Schiff) * 1889

Schäferkampsallee 29 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)

1943 Theresienstadt
ermordet am 15.4.1944

Weitere Stolpersteine in Schäferkampsallee 29:
Dr. Rudolf Borgzinner, Martha Dessen, Heinrich Harth, Meyer Jelinewski, Eva Emma Mathiason, Gertrud Stillschweig, Clara Streim, Emma Weiland

Margaretha Magnus, geb. Schiff, geb. am 14.8.1889 in Gröbzig/Anhalt, deportiert nach Theresienstadt am 23.6.1943, dort gestorben am 15.4.1944
Gottlieb Leonardus Magnus, geb. am 15.9.1883 in Hannover, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz
Antonie Magnus, geb. am 20.12.1921 in Kassel, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz

Schäferkampsallee 29 / Osterstraße 19

Margaretha Magnus, ihr Ehemann Gottlieb und ihrer beider Tochter Antonie wohnten vermutlich seit 1936 in der Osterstraße 19. Sie waren aus Wilhelmshaven nach Hamburg gezogen.

Margaretha Magnus wurde am 14.8.1889 als Tochter von Julius und Sara Schiff, geb. Cohn, in Gröbzig im Kreis Köthen in Anhalt geboren. Gröbzig ist ein kleines Städtchen in Sachsen-Anhalt mit heute ca. 3.000 Einwohnern. Seit dem 17. Jahrhundert lebten in Gröbzig Juden. Es gab eine Synagoge, eine Jüdische Schule und einen Jüdischen Friedhof. In Gröbzig war der Anteil der Juden und Jüdinnen an der Bevölkerung hoch, da die Bedingungen, dort Handel zu treiben, gut waren. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts ging ihre Anzahl stark zurück. Die Synagoge wurde 1938 nicht zerstört, weil sie schon vorher von den letzten Juden der Gemeinde zu musealen Zwecken zur Verfügung gestellt worden war.

Margaretha Magnus hatte einen älteren Bruder, Walter Schiff, dem es gelang, in die USA zu emigrieren. Auch ihre Schwester Erna, die in Jever mit Adolf Hirche verheiratet war, überlebte.

Gottlieb Magnus stammte aus Hannover. Seine Eltern hießen Gustav und Cato, geb. Lorjé. Margaretha und Gottlieb hatten am 20. Juli 1910 in Wilhelmshaven geheiratet. Gottlieb Magnus war in Wilhelmshaven 1904 als technischer Zeichner auf der kaiserlichen Werft angestellt worden und brachte es später zum Marineingenieur. Es war das erste Mal, dass ein Jude in Wilhelmshaven eine solche Position erlangte. Im Ersten Weltkrieg war er an der Konstruktion deutscher U-Boote beteiligt. Trotz seiner Verdienste verlor er 1935 seine Stellung und zog mit Frau und Tochter nach Hamburg. Er erhielt eine Pension in Höhe von 262 Reichsmark monatlich. Am 16. Juni 1936 meldete sich Gottlieb Magnus bei der Hamburger Jüdischen Gemeinde an. Als Anfang 1940 eine "Sicherungsanordnung" gegen ihn erlassen wurde, gab er an, dass auch sein Vater und sein Schwiegervater, also Gustav Magnus und Julius Schiff, in seinem Haushalt lebten. Gottlieb Magnus stellte einen Antrag auf Aufhebung der "Sicherungsanordnung", weil er 35¾ Jahre im Offiziersrang Dienst geleistet habe. Der Antrag wurde abgelehnt, aber sein Freibetrag, über den er verfügen konnte, wurde leicht erhöht.

Die Tochter Antonie Magnus blieb unverheiratet. Sie besuchte eine Schneiderschule. Es gab eine Jüdische Fach­chule für Schneiderinnen in der Heimhuder Staße 70, in der jüdische Frauen zu dieser Zeit noch ausgebildet wurden.

Ende der 1930er Jahre erkrankte Margaretha Magnus schwer und verbrachte mehr als zwei Jahre im Israelitischen Krankenhaus. Im November 1941 kehrte sie, immer noch krank, nach Hause zurück, vermutlich weil kein normaler Krankenhausbetrieb mehr bestand. Am 11. Juli 1942 wurde Margaretha Magnus dann erneut im Israelitischen Krankenhaus aufgenommen, weil am selben Tag ihr Ehemann Gottlieb und ihre Tochter Antonie nach Auschwitz deportiert wurden. Damals wohnten sie nicht mehr in der Osterstraße, sondern im "Judenhaus" in der Bundesstraße 43. Die Namen Margaretha Magnus, geb. Schiff, Gottlieb Magnus, Ingenieur, und Antonia Magnus tauchten mit der Adresse Osterstraße 19 II schon in der Deportationsliste für den 9. November 1941 nach Minsk auf, wurden dort aber gestrichen.

Margaretha Magnus wurde am 23. Juni 1943 von der Beneckestraße 4 aus, dem Altenheim der Jüdischen Gemeinde, deportiert, zusammen mit Moritz Magnus (geb. am 11.8.1867 in Hamburg), der möglicherweise ein Verwandter ihres Mannes war und zehn Tage vor Margaretha am 5. April 1944 in Theresienstadt starb. Moritz Magnus hatte 1937 noch in der Oberstraße 62 gewohnt.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 2 (R1940/135); 4; 5; 7; 8; StaH 351-11 AfW 011096 Schiff, Walter (zu Margaretha Magnus); StaH 552-1 Jüdische Gemeinden, 992n Bd 24 Fürsorgeakten; StaH 522-1, 992e2 Bd. 2 Deportationslisten; http://www.alemannia-judaica.de/wilhelmshaven_synagoge.htm; http://stopp-rechts.de/nationalsozialismus-in-whv-1933-bis-1945/; Hermann Obenaus, Historisches Handbuch, Bd. 2, S. 1554 und 1558; HAB II 1937, 1938 und 1941; HAB IV 1940; Peter Offenborn, Jüdische Jugend, S. 768.

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