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Sura Abrahamsohn (geborene Dobroschitzky) * 1897

Beim Schlump 13 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)

1941 Lodz
HIER WOHNTE
SURA ABRAHAMSOHN
GEB. DOBROSCHITZKY
JG. 1897
DEPORTIERT 1941
LODZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Beim Schlump 13:
Sibille Jacoby, Norbert Jacoby

Sura (Salomea) Abrahamsohn, geb. Dobroschitzky-Posnanski (Dolzoschicki-Posnanski), geb. am 15.5.1897 in Przedborz, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz

Beim Schlump 13

Sura Abrahamsohn wurde 1897 in einem kleinen polnischen Ort in der Wojewodschaft Lodz als Tochter von Moritz und Rebecca Dobroschitzky-Posnanski, geb. Lebeskind, geboren. In ihrem Geburtsjahr hatte Przedborz 5927 Einwohnerinnen und Einwohner, von denen die meisten – nämlich 4089 – Jüdinnen und Juden waren. Wann und wie Sura Abrahamsohn von Przedborz nach Hamburg kam, wissen wir nicht. Jedenfalls heiratete sie hier im September 1922 Max Hermann Abrahamsohn und erhielt mit ihrer Heirat die deutsche Staats­bürgerschaft. Trauzeugen waren der Kaufmann Alfred Abrahamsohn, ein Bruder Max Hermanns, und der Kaufmann Leopold Abrahamsohn, der Vater. Das jung verheiratete Ehepaar wohnte bei Max’ Vater in der Rappstraße 3, der dort eine Export-Agentur betrieb, bevor er Anfang 1933 starb.

1924 beantragte Sura Abrahamsohn einen Reisepass für Fahrten nach Polen. Aus dem Reise­passprotokoll ergeben sich einige Hinweise auf ihr Äußeres: Sie war mittelgroß, hatte ein ovales Gesicht, braune Augen und braun-schwarze Haare.

Als Getreidemakler war Suras Ehemann beruflich erfolgreich. Hauptsächlich war er für große Königsberger Firmen tätig und vermittelte Öl- und Senfsaatenlieferungsaufträge. Sein Büro hatte er in der Brandstwiete 36. Wahrscheinlich hatte er eine eigene Firma, war aber zugleich Geschäftsführer der H. S. Cramer GmbH, die mit Getreide, Saaten und Futtermitteln handelte und ebenfalls unter der Anschrift Brandstwiete 36 firmierte. Infolge der Weltwirtschaftskrise und des Boykotts jüdischer Kaufleute nach 1933 verschlechterte sich seine geschäftliche Situation aber zunehmend. Nachdem seine Firma seit 1915 bestanden hatte, forderte der Hamburger Reichsstatthalter Karl Kaufmann Max Abrahamsohn mit Schreiben vom 13. März 1939 auf, seine Firma bis zum 30. Juni 1939 abzuwickeln. Am 2. Juni 1939 wurde der Eintrag im Handelsregister gelöscht und am 13. Juli 1939 emigrierte Max Abrahamsohn nach London. Auch die Firma H. S. Cramer, deren Inhaber vermutlich ebenfalls jüdisch waren, erlosch 1939.

Sura und Max Abrahamsohn wohnten eine Zeit lang in der Klosterallee 23. 1926 waren im Adressbuch die Privatadresse Rothenbaumchaussee 5 und im Fernsprechbuch die Privatadresse Hallerstraße 72 angegeben. In einer Akte findet 1929 zudem die Hallerstraße 75 Erwähnung. Vermutlich wohnte die Familie ab 1933 Beim Schlump 13, von wo aus Max Abrahamsohn auch seinen Handel betrieb und wo heute der Stolperstein für Sura Abrahamsohn liegt. Im selben Haus lebten bis zu ihrer Emigration auch Suras Schwager Ernst und ihre Schwägerin Herta Abrahamsohn.

Das Ehepaar Abrahamsohn hatte einen Sohn namens Martin (geb. 1923), der im Juli 1936 seine Bar Mizwa feierte. 1939 – kurz vor seinem Vater – emigrierte Martin nach England. Warum die Mutter in Hamburg allein zurückblieb, wissen wir nicht.

Sura Abrahamsohn wohnte zeitweilig in der Blücherstraße 38 (heute Kottwitzstraße) bei Familie Rothenburg, vermutlich aber erst nach der Emigration von Mann und Sohn. Familie Rothenburg wurde zusammen mit ihr am 25. Ok­tober 1941 nach Lodz deportiert (s. Bio­gra­phie Familie Rothenburg). Suras Name taucht auf der Deportationsliste in der Ausfallliste auf, was bedeutet, dass sie für jemanden nachrückte, der zunächst für die Deportation vorgesehen war, dann aber zurückgestellt wurde. Die Adresse auf der Deportationsliste lautet Grindelallee 23 (bei Neumark). Im Getto Litzmannstadt hatte sie die Adressen Inselstraße 11, Wohnung 11 und Sulzfelder Stra­ße 43. Es existiert ein Brief aus dem Getto vom 2. Mai 1942, in dem sie darum ersucht, von der Ausreiseaufforderung III/520 befreit zu werden. Diese "Ausreise" hätte die Deportation ins Vernichtungslager Chelmno bedeutet. Ihr Gesuch wurde bewilligt, wobei vielleicht auch der Hinweis auf ihren Geburtsort und ihre polnischen Sprach­kenntnisse hilfreich waren. Am 27. April 1943 ist eine Ummeldung von der Insel- in die Sulzfelder Straße verzeichnet; danach verliert sich ihre Spur.

Sura Abrahamsohns Ehemann Max hat 1948 in London im Alter von 61 Jahren noch einmal geheiratet, die britische Staatsbürgerschaft angenommen und seinen Namen in Amson geändert, nachdem Sura für tot erklärt worden war. Der Sohn Martin trat in die britische Armee ein, wo er dem Königlichen "Panzer Corps" angehörte. Kurz vor Ende des Krieges kam er im März 1945 im Gefecht ums Leben.

Suras Ehemann hatte einen Bruder Robert Victor (geb. 1892), dessen Ehefrau Chaja Tauba (Pola) den Mädchennamen Posnanski trug. Möglicherweise waren Pola und Sura verwandt. Robert und Pola emigrierten mit ihren Kindern Lilly und Mary im Juni 1939 in die USA. Bis zur Abreise wohnten sie in der Isestraße 6. Ein Bruder, Alfred Abrahamsohn, starb Anfang 1935. Zwei weitere Brüder Max Abrahamsohns hießen Ernst und Herbert. Ernst Abraham­sohn (geb. 1896) hatte sich 1934 verlobt und emigrierte 1936 mit seiner Frau Hertha, geb. Lanzkron, nach Palästina, wo er 1938 verstarb.

© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 2 (FVg 3273); 5; StaH 231-7, A1 Bd. 183, HRA 41074; StaH 332-5 Standesämter 8766/1922; StaH 332-8 Meldewesen A24 Bd. 315 Nr. 18996; StaH 332-8 A 24 Bd. 376 Nr. 22474; StaH 332-8 A 24 Bd. 376 Nr. 14080; StaH 351-11 AfW 160901 Amson, Renée; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992e2 Band 1 Deportationsliste; Hamburger Fernsprechbücher 1926; Hamburger Fremdenblatt 105 (1933), Nr. 53 A (22.2.) S. 4; Hamburger Anzeiger 46 (1933) Nr. 45 (22.2.) S. 8; Hamburger Familienblatt vom 9.8.1934 und vom 2.7.1936; USHMM 301/28-29; USHMM, 299/281; HAB II 1918, 1926; HAB IV 1933, 1935, 1939.

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