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Frieda Sternheim (geborene Lobatz) * 1877
Marienthaler Straße 77 (Hamburg-Mitte, Hamm)
1941 Riga
ermordet
Frieda Sternheim, geb. Lobatz, geb. 5.6.1877 Schwedt, deportiert am 6.12.1941 nach Riga
"Denke ich an Mutter, so schmecke und rieche ich den Duft einer Speise, der mich an sie erinnert: Fliederbeersuppe. … Denke ich an Mutter und Großmutter, so denke ich vor und über allem an ihr unvorstellbares Ende in Grauen, Verlassenheit und Todesqualen."
(Arie Goral-Sternheim, Jeckepotz. Eine jüdisch-deutsche Jugend 1914–1933, Hamburg 1989, S. 85)
Arie Goral-Sternheims Mutter war Frieda Sternheim, geb. Lobatz, geb. 5.6.1877 in Schwedt/Oder, die Großmutter Bertha Lobatz, geb. Schüler, geb. 15.7.1851 in Ziebingen bei Frankfurt/Oder. Frieda Sternheim kam mit ihrem Mann, Emil Sternheim, geb. 18.6.1876 in Aplerbeck/Westfalen, und ihren Söhnen Walter Louis (geb. 16.10.1909) und Herbert (geb. 13.3.1915) um 1910 aus Westfalen nach Hamburg. Emil Sternheim fand in der Firma Hermann Tietz eine Anstellung als Abteilungsleiter und Einkäufer. Seine dortige Tätigkeit unterbrach er während des Ersten Weltkriegs, aus dem er schwer versehrt zurückkehrte. Im September 1921 trat er in die Deutsch-Israelitische Gemeinde ein.
Herbert starb als zehnjähriges Kind, woran Frieda Sternheim lebenslang schwer trug. Walter Louis zog 1933 nach Frankreich und wanderte 1934 nach Palästina aus. Er nannte sich Arie Goral und brachte es nach dem Krieg und seiner Rückkehr nach Hamburg unter diesem Namen als Schriftsteller, Maler und politischer Aktivist zu Anerkennung und Ruhm.
Sein Vater Emil Sternheim starb am 25. Januar 1936 und hinterließ seine Witwe Frieda vollkommen mittellos. Sie zog 1936 in das Samuel Levy-Stift, Bundesstraße 35, hielt aber engen Kontakt zu ihren Verwandten Mendel und Lobatz in Hamm.
Das Stift wurde später zu einem "Judenhaus". Dort erhielt sie die Aufforderung zur Deportation am 6. Dezember 1941 nach Riga. Unmittelbar vor ihrem Aufbruch schrieb sie über das Internationale Komitee vom Roten Kreuz ihrem Sohn nach Tel Aviv: "Mein Walter! Im Begriff zu wandern sende innigste Grüße. Bin gesund und mutig. Sei nicht traurig. Bin ohne Post von Dir; antworte Onkel Max [Mendel]. Mutter."
Der Hamburger Transport wurde auf einem heruntergekommenen Gut, dem Jungfernhof, untergebracht, wo es keine winterfesten Gebäude gab. Angesichts ihres Alters und der Lebensumstände ist fraglich, ob Frieda Sternheim überhaupt den ersten Winter dort überlebte.
© Hildegard Thevs mit Bettina Nathan
Quellen: 1; 2; 4; 5; 6; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, o. Sign. Mitgliederzählung der DIGH 1928; 390 Wählerverzeichnis 1930; 391 Mitgliederliste 1935; 992 e 2 Deportationsliste Bd. 3; BA Bln., Volkszählung 1939; AfW 161009; Goral-Sternheim, Arie: Jeckepotz. Eine jüdisch-deutsche Jugend 1914–1933, Hamburg 1989, pass.; Jüdische Stätten in Hamburg. Hrsg. vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden und der Landeszentrale für politische Bildung. Hamburg. 1995, Nr. 72
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".