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Stolpersteine am Loehrsweg 2
© Johann-Hinrich Möller

Gertrud Gumpel (geborene Koppel) * 1898

Loehrsweg 2 (Hamburg-Nord, Eppendorf)


HIER WOHNTE
GERTRUD GUMPEL
GEB. KOPPEL
JG. 1898
FLUCHT 1937 BELGIEN
DEPORTIERT 1942
ANGERS - AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Loehrsweg 2:
Felicitas Gumpel, Kurt Gumpel, Thomas Gumpel

Gertrud Gumpel, geb. Koppel, geb. am 8.11.1898, deportiert am 20.7.1942 nach Auschwitz
Kurt Gumpel, geb. am 10.3.1924, deportiert am 20.7.1942 nach Auschwitz
Felicitas Gumpel, geb. am 9.4.1929, deportiert am 23.9.1942 nach Auschwitz
Thomas Gumpel, geb. am 15.1.1931, deportiert am 23.9.1942 nach Auschwitz

Gertrud Gumpel wurde am 8.11.1898 als Tochter von Max und Amalie Koppel in Hamburg geboren. Ihre drei Kinder Kurt (*10.3.1924), Felicitas (*9.4.1929) und Thomas (*15.1.1931) gingen aus der Ehe mit Berthold Gumpel (*21.5.1896) hervor.

Berthold Gumpel war Prokurist bei der Reederei-Gruppe von Arnold Bernstein. Anfang 1937 reiste Berthold Gumpel nach Antwerpen mit der Absicht, den Firmensitz der Reederei dorthin verlegen zu lassen, um einer drohenden "Arisierung" des Unternehmens zuvorzukommen. Während seines Aufenthalts in Belgien erreichte Berthold Gumpel die Nachricht, dass der Reeder Arnold Bernstein sowie einige seiner jüdischen Angestellten wegen angeblicher Devisenvergehen verhaftet wurden. Berthold Gumpel beschloss daraufhin, in Belgien zu bleiben und seine Frau und Kinder dorthin nachzuholen. Die gemeinsame Wohnung in Hamburg war bereits aufgegeben und die Möbel verkauft als die Nationalsozialisten seiner Frau und den Kindern die Reisepässe entzogen.

Gertrud Gumpel zog mit den jüngsten Kindern Felicitas und Thomas zunächst zu ihrem Bruder John Koppel und dessen Familie in die Klosterallee 26; der älteste Sohn Kurt war zu diesem Zeitpunkt bereits in einem Internat in Belgien.

Im August 1937 gelang es Gertrud Gumpel schließlich doch noch, für sich und die Kinder Reisepässe zu erhalten, und ihrem Mann nach Antwerpen zu folgen.

Aber auch dieses Zusammenleben der Familie währte nur kurze Zeit, da Berthold Gumpel auf der Suche nach einer neuen Anstellung nach New York übersiedelte, wo ihm eine Stelle bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, der nach seiner Haftentlassung ebenfalls in die USA gegangen war, angeboten wurde. Da nur ihm die Einreise gestattet wurde, musste der Rest der Familie einmal mehr zurückbleiben und sollte später folgen.

Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Belgien am 10. Mai 1940 fanden jedoch alle Hoffnungen auf eine baldige Zusammenführung der Familie ein jähes Ende. Wenig später begannen die ersten Deportationen jüdischer Menschen aus den Niederlanden und Gertrud Gumpel beschloss, mit den Kindern die Flucht nach Portugal zu versuchen, von wo sie hoffte, mit Hilfe eines Bekannten ihres Mannes nach New York zu gelangen. Die Flucht misslang und endete in den Lagern Drancy und Angers in Frankreich.

Das letzte Lebenszeichen der Verfolgten ist ein Brief von Felicitas und Thomas aus Drancy vom 16. Juli 1942 an deren Großmutter:

"… heute morgen ist Mutti und Kurt wechgekommen zum arbeiten mit anderen aber sie bleiben in frankreich …"

Der jüngere Bruder Thomas hatte unter den Brief ebenfalls einige Zeilen geschrieben:

"Liebe Oma, Mit dieser neuichkeit habe ich glaube ich so geweind wie nie, aber es ist nun so, fater von Kindern wek, mutter von Kindern wek, diese par zeilen schreibe ich mit tränen in meine augen. Viele grüsse und küsse deinen Tommy."

[Anmerkung: Das aus dem Original des Briefes übernommene schlechte Deutsch ist auf die nur kurze Schulzeit der Kinder in Deutschland zurückzuführen]

Am 20. Juli 1942 wurde Gertrud Koppel mit ihrem Sohn Kurt im Convoy No 8 von Angers nach Auschwitz deportiert; am 23. September 1942 folgten ihnen Felicitas und Thomas von Drancy mit dem Convoy No 36 in den Tod.

Vier Stolpersteine vor ihrer früheren Wohnung am Loehrsweg 2 sollen an sie erinnern.

© Johann-Hinrich Möller

Quellen: Gert Koppel, Untergetaucht, Braunschweig 1999, S. 38 ff, 98 ff., 222 ff., 232 und 236; Staatsarchiv Hamburg, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 b, Kultussteuerkarten Nr. 4865 und Nr. 5132; Bajohr, Frank, ‚Arisierung’ in Hamburg: die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933–1945, Hamburg 1997, S. 204 ff.;
Jürgen Sielemann, Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus, Hamburg 1995

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