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Minna Bachrach * 1863
Harburger Rathausstraße 27 (Harburg, Harburg)
HIER WOHNTE
MINNA BACHRACH
JG. 1863
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 7.8.1942
Minna Bachrach, geb. am 4.1.1863 in Nieszawa, deportiert nach Theresienstadt am 15.7.1942, verstorben am 7.8.1942
Harburger Rathausstraße 20 (früher: Rathausstraße 27)
Als Minna Bachrach in ihrem Geburtsort im unteren Warthetal das Licht der Welt erblickte, erhoben sich viele Polen gerade zum wiederholten Male gegen die verhasste Herrschaft des russischen Zaren Alexanders II. Der Aufstand wurde erneut blutig niedergeschlagen und hatte eine noch schärfere Unterdrückung der polnischen Bevölkerung zur Folge. Hunderte Polen wurden hingerichtet, Tausende zur Zwangsarbeit verurteilt oder nach Sibirien verbannt, Zehntausende mit völliger Ver-armung bestraft. Viele verließen ihre Heimat und brachen in der Hoffnung eine bessere Zukunft über die preußisch-russische Grenze nach Westen auf. Ob Minna Bachrach bereits damals mit ihren jüdischen Eltern unter diesen Flüchtlingen war oder erst später ihr Heil in der Flucht suchte und wie sie schließlich in die preußische Industriestadt Harburg a. Elbe gelangte, konnte bisher nicht geklärt werden. Sie blieb ledig und ohne Berufsausbildung.
Im Mai 1939 zählte sie zu den 55 Bürgerinnen und Bürgern Harburgs, die nach nationalsozialistischem Verständnis Juden waren. Viele waren bereits in andere Länder der Welt ausgewandert oder in eine größere deutsche Stadt abgewandert.
Im Alter von 79 Jahren wurde sie vom Siechenheim der Jüdischen Gemeinde in der Schäferkampsallee 29 aus am 15. Juli 1942 zusammen mit 925 zumeist älteren Juden aus Hamburg und Norddeutschland nach Theresienstadt deportiert. Im Herbst 1941 hatte die NS-Führung damit begonnen, die ehemalige Garnisonsstadt an der Eger zu einem Getto für Juden aus Böhmen und Mähren auszubauen. Seit Juli 1942 wurde dieser Ort dann auch als "Altersgetto" für deutsche und österreichische Juden genutzt. Die Entscheidung des Reichsicherheitshauptamts, die Betroffenen in hohem Maße mit zur Finanzierung heranzuziehen, zeugt von einem kaum zu überbietenden Zynismus dieser NS-Institution. Alle, die einen Deportationsbefehl erhalten hatten, mussten mit der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland einen so genannten Heimkaufsvertrag abschließen, eine Vorauszahlung leisten und Vermögenswerte übereignen. Diese Einnahmen wurden später zugunsten des Deutschen Reiches konfisziert. Als Gegenleistung wurde den Betroffenen eine lebenslange kostenfreie Unterbringung, Verpflegung und Krankenversorgung in altersgerechter Umgebung versprochen.
Die Realität war eine andere. In Theresienstadt waren so gut wie alle Bewohnerinnen und Bewohner in Massenunterkünften untergebracht, Minna Bachrach in L 420, einem Gebäude an der Hauptstraße. Die Verpflegung war mehr als katastrophal. Das Essen bestand zum größten Teil aus Wasser. Die schlechte Ernährung führte zu Eiweiß- und Vitaminmangel und machte die Menschen anfällig für Krankheiten. Die Ärzte waren bei diesem hohen Krankenstand von Anfang an restlos überfordert. Hilflos mussten sie zusehen, wie von Tag zu Tag mehr Bewohnerinnen und Bewohner des Gettos starben.
Minna Bachrachs Leben endete am 7. August 1942, nicht einmal vier Wochen nach ihrer Ankunft.
Stand Dezember 2015
© Klaus Möller
Quellen: Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Jürgen Sielemann, Paul Flamme (Hrsg.); Hamburg 1995; Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, Bundesarchiv (Hrsg.), Koblenz 2006; Theresienstädter Gedenkbuch. Die Opfer der Judentransporte aus Deutschland nach Theresienstadt 1942 – 1945, Prag 2000; Yad Vashem. The Central Database of Shoa Victims´ Names: www.yadvashem.org; Bundesarchiv Berlin, Volkszählung 1939; http://www2.holocaust.cz/de/victims/PERSON.ITI.277148.