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Porträt Paul Gundlach
Paul Gundlach
© Ev. Stiftung Alsterdorf, Archiv

Paul Gundlach * 1888

Roßberg 5 (Wandsbek, Eilbek)


HIER WOHNTE
PAUL GUNDLACH
JG. 1888
EINGEWIESEN 1935
ALSTERDORFER ANSTALTEN
"VERLEGT" 1943
HEILANSTALT MAINKOFEN
TOT 31.3.1944

Paul Gundlach, geb. am 15.4.1888 in Hamburg, gestorben am 31.3.1944 in der Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen

Roßberg 5

In Paul Gundlachs Krankengeschichte spielte der Erste Weltkrieg eine große Rolle, wie aus der Krankenakte der damaligen Alsterdorfer Anstalten vom Februar 1939 hervor geht. Dort heißt es zum Beispiel: "Mit Hausarbeiten beschäftigt. [...] Spielt leidenschaftlich und gut Schach. Sauberkeit und Ordnung zufrieden stellend. Äußert bei Unterhaltungen Wahnideen, indem er zunächst in geordneter Weise von seinen Kriegserlebnissen erzählt, um dann wirre Gedanken und Sätze einzuflechten. Nimmt dann plötzlich wieder das Unterhaltungsthema auf." Offensichtlich wirkte nach, dass Paul Gundlach als Weltkriegsteilnehmer von 1914 bis 1918 einmal verschüttet worden war. Er erhielt 1916 das Hanseatenkreuz, eine 1915 gemeinsam von den drei Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck für Verdienste im Krieg gestiftete Auszeichnung. 1924 wurde er Invalide. Als 1938 seine Invalidenrente "auf Grund geleisteter Kriegsdienste" erhöht werden sollte und es die Möglichkeit gab, ihm den Mehrbetrag für persönliche Bedürfnisse, z. B. Tabak, zu überlassen, befürwortete die Anstalt die Annahme des Angebots als Würdigung seiner geleisteten Kriegsdienste. Kriegserfahrungen mögen auch eine Rolle gespielt haben, als er einmal versuchte, über einem selbst angezündeten Feuer im Maurerkeller Kartoffeln zu kochen.

Paul Gundlach wurde am 15. April 1888 in Hamburg geboren und am 13. August desselben Jahres in St. Pauli in der evangelisch-lutherischen Kirche getauft. Sein Vater, der Kaufmann August Gundlach, war der Sohn eines Lehrers aus Hermannrode in Hessen. Seine Mutter war Bertha Auguste, Tochter des Fabrikanten Johann Friedrich Ramke aus Hamburg. August Gundlach und Bertha Ramke heirateten 1882 in Hamburg und wohnten in der Kieler Straße 42. Paul Gundlach hatte zwei ältere Brüder und eine ältere Schwester; nach ihm wurde eine weitere Schwester geboren. Er besuchte die höhere Schule bis zur Tertia und absolvierte eine vierjährige Malerlehre. In den folgenden Jahren verrichtete er im Sommer praktische Arbeiten und besuchte im Winter die Kunstgewerbeschule. Im Winter 1911 schloss er einen Kursus im Holz- und Marmormalen mit sehr gutem Erfolg ab.

Paul Gundlachs Vater August starb am 16. April 1910, seine Mutter Bertha nahm sich eine Wohnung in Eilbek. Nach der Rückkehr aus dem Krieg zog Paul Gundlach zu ihr in den Roßberg 5.

Er arbeitete als Maler auf Werften, bis er erwerbsunfähig wurde. Erstmals im Jahr 1926 wurde er in eine Anstalt eingewiesen, in die "Staatskrankenanstalt Friedrichsberg". Während seines Aufenthalts von drei Wochen wurde er aufgrund eines entsprechenden Gutachtens entmündigt und erhielt einen Vormund.

Nach fünf Jahren in Freiheit wurde Paul Gundlach 1931 mit der Diagnose "Schizophrenie" erneut in Friedrichsberg aufgenommen. Er wurde als nachdenklicher, ruhiger, initiativloser Patient beschrieben und nach fast vierjährigem Aufenthalt dort als "geeignet" für die damaligen Alsterdorfer Anstalten befunden. Die Kriterien für die "Eignung" sind nicht bekannt. Am 29. März 1935 wurde er in "Alsterdorf" aufgenommen. Nach einer unruhigen Eingewöhnungszeit verhielt er sich verträglich wie zuvor. Er nutzte die Freiheit des Geländes, wann immer möglich. Selten befielen ihn Wahnideen, auch litt er kaum unter Infektionskrankheiten, bis er im Mai 1943 wegen einer Erkrankung an Lungentuberkulose auf die Krankenstation verlegt wurde. Von dort wurde er am 10. August 1943 dem Männertransport in die Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen in Niederbayern zugewiesen. Über seinen Aufenthalt ist nur bekannt, dass er am 31. März 1944 angeblich an einem Darmkatarrh starb und, wie seinem Vormund, dem Malermeister Karl Ulrich, mitgeteilt wurde, sein Grab auf dem Anstaltsfriedhof erhielt.

Stand Februar 2014
© Hildegard Thevs

Quellen: Ev. Stiftung Alsterdorf, Archiv, V 408; StaH 332-8 Meldewesen, Althamburgisches Gebiet 1892–1925, K 6174; Wunder, Exodus, in: Wunder/Genkel/Jenner, Auf dieser schiefen Ebene.

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