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Gerd Hamkens * 1910
Beim Schlump 24 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)
HIER WOHNTE
GERD HAMKENS
JG. 1910
VERHAFTET 1938
KZ FUHLSBÜTTEL
SACHSENHAUSEN
ERMORDET 24.8.1941
Gerd Karl Emil Hamkens, geb. am 13.5.1910 in Hamburg, gestorben am 24.8.1941 im KZ Sachsenhausen
Beim Schlump 24 (Beim Schlump 25)
Der 1910 in Hamburg geborene Gerd Hamkens war der Sohn des Krämers Peter Hamkens und Alice, geb. Drewes. Sein Bruder Otto war zwei Jahre älter. Die Familie Hamkens stammte ursprünglich aus Eiderstedt in Schleswig-Holstein.
Über das Leben und den beruflichen Werdegang des 1,76 Meter großen Brillenträgers Gerd Hamkens ist wenig bekannt, er wird als kaufmännischer Angestellter und auch als Reisender bezeichnet, der unter wechselnden Adressen in Hamburg lebte. Am 17. Februar 1932 heiratete er in Hamburg Gertrud, geb. Sänger. Die Ehe wurde bereits am 15. Juli 1934 wieder vor dem Landgericht geschieden.
Nach einem Vermerk der Berliner Stapoleitstelle "B 3" wurde Gerd Hamkens am 8. Dezember 1937 "gelegentlich einer Kontrolle in homosexuellen Kreisen angetroffen und festgenommen". Er gab zu, den ebenfalls festgenommenen Arbeiter Walter Neumann, geb. 1909, und einen flüchtigen Mann namens Jentsch in dem Lokal Weltkrug in der ehemaligen Lothringer Straße in Berlin-Mitte kennengelernt und in der Wohnung des Neumann zuerst mit Jentsch und später auch mit Neumann sexuelle Handlungen ausgeführt zu haben. Zudem wohnte er seit diesem Zusammentreffen auch in Walter Neumanns Wohnung. Bei seiner Festnahme wurde festgestellt, dass er bereits wegen eines Diebstahls in Hamburg steckbrieflich gesucht wurde.
Der wegen Betrugs, Diebstahls und Urkundenfälschung aus den Jahren 1931 bis 1936 mehrfach vorbestrafte Gerd Hamkens war erst im Mai 1937 aus dem Strafgefängnis Wolfenbüttel entlassen worden. Nach einem Diebstahl von Silberbesteck und Bekleidungsstücken bei seiner Logisgeberin im Schlegelsweg in Eilbek Ende September 1937 war er nach Berlin gereist. Bei seiner Vermieterin hatte er sich als Student aus Kiel ausgegeben, um seine Arbeitslosigkeit zu verbergen.
Nach der Berliner Gestapo- und Untersuchungshaft kam Gerd Hamkens am 14. Dezember 1937 in das Gefängnis Lehrterstraße. In Berlin wurde er am 25. Januar 1938 vom Landgericht wegen "Unzucht mit Männern in 2 Fällen" zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, ein weiterer Rückfalldiebstahl wurde vom Amtsgericht Berlin im März 1938 mit einem Jahr Zuchthaus und zwei Jahren Ehrverlust bestraft. Im März 1938 wurde er in das Gefängnis Spandau verlegt, von dort am 12. April 1938 in das Zuchthaus Brandenburg/Havel im Stadtteil Görden. Zusammen mit dem Vorfall in Hamburg, der im Juni 1938 vom Amtsgericht Hamburg ebenfalls mit einer Zuchthausstrafe von einem Jahr geahndet wurde, erhielt er in einem Beschluss des Amtsgerichts Berlin vom August 1938 eine Gesamtstrafe von zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus. Zuvor war er am 29. Juli 1938 in das Zuchthaus Celle verlegt worden. Zum Ende seiner regulären Strafhaft, die bis zum 21. April 1940 berechnet wurde, erhielt er eine ungünstige Beurteilung und man sah in ihm einen rückfallgefährdeten "Gewohnheitsverbrecher" und ordnete "polizeiliche Vorbeugungshaft" an. Über das Polizeigefängnis Hütten gelangte er nachweislich am 28. Mai 1940 in das KZ Fuhlsbüttel, wo er bis 25. Juni 1940 in den Verpflegungskostenlisten aufgeführt wird. Von dort ist er, ohne jemals wieder in Freiheit zu gelangen, am 29. Juni 1940 in das KZ Sachsenhausen überstellt worden. Gerd Hamkens erhielt nun die Häftlingsnummer 26177 und wurde in die Häftlingskategorie "B. V." (= "Berufsverbrecher") eingruppiert. Seit dem 13. März 1941 befand er sich im dortigen Krankenbau, bis er am 24. August 1941, angeblich an Herzversagen, nach einer "doppelseitigen exsudativen Lungentuberkulose" verstarb. Laut der Sterbeeintragung des Standesamts Oranienburg war sein letzter Wohnsitz in Hamburg in der Straße Beim Schlump 25, heute Hausnummer 24, wo Gerd Hamkens eine Zeit lang zusammen mit seiner Mutter gelebt hatte. Daher erinnert dort heute ein Stolperstein an ihn. In der Familiengeschichte wurde das wahre Schicksal von Gerd Hamkens verschwiegen, denn es hieß, er sei mit seiner Mutter in Berlin im Bombenkrieg ums Leben gekommen. In Wahrheit wurde sein Schicksal 1937, ausgelöst durch die Ermittlungen der Gestapo in Berlin, besiegelt und die Mutter starb Ende Juli 1943 bei den schweren Luftangriffen im Hamburger Stadtteil Borgfelde.
© Ulf Bollmann
Quellen: StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 9820/38; 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Ablieferungen 13 u. 16; 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2, 451 a E 1, 1 e; 331-5 Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, 8 H 1933; Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86 Celle Acc. 142/90 Nr. 38/0216; Auskünfte von Rainer Hoffschildt, Hannover, vom Januar 2009, Monika Liebscher, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen vom 3.10.2011, Haye Hamkens, Tetenbüll, Vorsitzender des Familienverbandes Hamkens, vom Januar/Februar 2012 sowie von Andreas Pretzel, Berlin; Rosenkranz/Bollmann/Lorenz, Homosexuellen-Verfolgung, S. 268.