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Max Leuteritz * 1884
Wettloop 31 (Harburg, Neugraben-Fischbek)
HIER WOHNTE
MAX LEUTERITZ
JG. 1884
IM WIDERSTAND / SPD
VERHAFTET 22.8.1944
´AKTION GEWITTER`
1944 GEFÄNGNIS HAMBURG
BEFREIT
Max Leuteritz, geb. 27.4.1884 in Ockrilla, im Widerstand, am 22.8.1944 in der "Aktion Gewitter" verhaftet, überlebt
Wettloop 31 (Harburg, Neugraben-Fischbek)
Max Leuteritz wurde am 27. April 1884 in Ockrilla, einem kleinen Dorf bei Meißen (Sachsen) geboren. Seine Eltern waren arm und mussten neben dem Beruf des Vaters als Zimmermann noch eine kleine Landwirtschaft betreiben. Nach der Volksschule lernte Max Leuteritz Maurer und Stuckateur, wollte aber eigentlich Musiker werden. Nach der Gesellenprüfung ging er als Maurer auf Wanderschaft, die ihn bis Dortmund führte.
Schon als Jugendlicher wurde er Mitglied der SPD und des gewerkschaftlichen Maurerverbandes. Er setzte sich für Arbeitszeitverkürzung und Lohnerhöhung ein. Mehrere Jahre arbeitete er hauptamtlich im Zentralbüro des Bauarbeiterverbandes.
1913 heiratete er in Hamburg. Die Ehe hielt 15 Jahre. 1914 begann der Erste Weltkrieg. Max Leuteritz wurde eingezogen und musste seinen Militärdienst an der Westfront leisten. Den Krieg überstand er weitgehend unverletzt.
Von 1919 bis zur nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 war er für die SPD Mitglied in der Hamburgischen Bürgerschaft, von Januar 1919 bis Mai 1929 Parteisekretär und Vorsitzender der SPD Hamburg. Ab März 1928 bis November 1931 bekleidete er das Amt des Bürgerschaftspräsidenten.
1929 hatte er wieder geheiratet.
Er veröffentlichte weiterhin verschiedene Schriften und Reden, um u.a. der "Vergiftung der Gesellschaft" – wie er es nannte – durch den wachsenden Antisemitismus entgegenzutreten. Danach wurde er Direktor der öffentlichen Kreditanstalt "Hamburger Beleihungskasse".
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde Max Leuteritz als führender Sozialdemokrat inhaftiert. Auch verlor er seinen Arbeitsplatz aus politischen Gründen. Ihm wurde von den Nazis Korruption unterstellt.
Nach einem zweijährigen Prozess (1933 bis 1935) musste er aber wegen fehlender Beweise freigesprochen werden.
Es begannen Monate großer Unsicherheit und Angst vor erneuter Inhaftierung. Es gelang Max Leuteritz nicht, eine Arbeit zu finden, um seine Familie zu ernähren. Niemand, bei dem er sich bewarb, wollte oder durfte ihn einstellen.
Daraufhin richtete er in der Fischbeker Heide eine kleine Pension ein. Er erwarb ein Grundstück und entwarf selbst ein Haus.
Als gelernter Maurer baute er es gemeinsam mit anderen Fachkräften auf und legte ringsherum einen großen Garten mit Ställen für Hühner, Gänse und einem Schwein zur Selbstversorgung an. Nach nur einem Jahr Bauzeit wurde die Pension im Juni 1934 eröffnet. In die Pension kamen mehr und mehr Gäste, und es gelang, die Familie über Wasser zu halten.
Hier trafen sich auch illegal arbeitende Genossen. Max Leuteritz nahm auch Juden auf. Es blieb immerzu die Unsicherheit, wann wohl die nächste Hausdurchsuchung stattfand, wann die nächste Verhaftung drohte. Bei Durchsuchungen wurden Gästelisten durchgesehen, nach eventuell versteckten Personen gesucht und Bücherregale kontrolliert.
Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurden reichsweit im Rahmen der sogenannten "Aktion Gewitter" NS-Gegner verhaftet, so auch Max Leuteritz. Am 22. August 1944 brachte man ihn ohne Angaben von Gründen in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel. Seine Frau setzte sich mehrmals verzweifelt für seine Freilassung ein.
Am 18. September durfte er wieder nach Hause.
Gleich nach dem Ende der NS-Herrschaft machte sich Max Leuteritz mit dem Fahrrad von Fischbek auf zum Hamburger Rathaus, um gemeinsam mit seinen früheren Genossen – unter Aufsicht der Besatzungsmacht – einen provisorischen Senat zu bilden. Die Stadt sollte wieder demokratisch regiert und aufgebaut werden.
Max Leuteritz wurde von Juli 1945 bis Februar 1946 Bausenator und entwickelte Pläne für die Finanzierung des Wiederaufbaus. Danach arbeitete er vom März 1946 bis zu seinem Tode am 12. April 1949 als Direktor der Hamburger Wiederaufbaukasse.
© Heidi Leuteritz
Angehörigentext, nicht lektoriert