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Kurt Hasenberg * 1920
Bornstraße 6 (Eimsbüttel, Rotherbaum)
1941 Minsk
ermordet
Weitere Stolpersteine in Bornstraße 6:
Max Gutmann, Flora Hasenberg, Richard Hasenberg, Benno Kesstecher
Richard Hasenberg, geb. 19.10.1888 in Elmshorn, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert, ermordet
Flora Hasenberg, geb. Josias, geb. 21.3.1888 in Friedrichstadt, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert, ermordet
Kurt Hasenberg, geb. 8.7.1920 in Hamburg, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert, ermordet
Bornstraße 6, Eimsbüttel
Richard Hasenberg wurde am 19. Oktober 1888 in Elmshorn geboren. Er war mit Flora Hasenberg, geb. Josias, geboren am 21. März 1888 in Friedrichstadt, verheiratet. Ihr Sohn Gerd Jacob Hasenberg wurde am 3. Mai 1915 in Hamburg, der Sohn Kurt am 8. Juli 1920 ebenfalls in Hamburg geboren. Die Familie wohnte am Grindelberg 4a und ab 1932 in der Bornstraße 6 im Grindelviertel.
Richard Hasenberg war vom 4.5.1927 bis zum 30.9.1931 als Büroangestellter bei der Polizeibehörde, Baupolizei, Große Bleichen 23, tätig. Die Baupolizei gehörte als Abteilung VIII zur Polizeibehörde. In den Großen Bleichen 23/27 war die Direktion der Baupolizei untergebracht. Vermutlich wurde Richard Hasenberg im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1931 entlassen. Als seinen erlernten Beruf gab er in einem Antrag auf Krisenunterstützung (Arbeitslosenunterstützung) "Getreide u. Futtermittel" an.
Die Familie gehörte der Jüdischen Gemeinde Hamburg an. In der mit einem "J" gestempelten Fürsorgeakte werden beide Eheleute als "mosaisch" (altertümlich für jüdisch) bezeichnet. Die Fürsorgeakte wurde angelegt, weil Richard Hasenberg aufgrund von Arbeitslosigkeit 1931 Unterstützung beantragte. Auch als der Sohn Kurt wegen Diphterie im November 1931 ins Allgemeine Krankenhaus Eppendorf eingeliefert und am 29. Januar 1932 entlassen wurde, übernahm die Wohlfahrtsbehörde die Kosten. Auf der Rechnung des Krankenhauses befindet sich der handschriftliche Zusatz: "vordem zahlte die Beh. KK f. Staatl. Angest." (Behördliche Krankenkasse für Staatliche Angestellte).
In der Fürsorgeakte befindet sich eine handschriftliche Eintragung vom 25. Januar 1940, aus der hervorgeht, dass das Ehepaar mehrere Räume seiner 5 1/2 Zimmerwohnung in der Bornstraße sowie eine Schlafstätte in der Wohnung vermietete. "H. will weiteres Zimmer mit Verpflegung vermieten und verzichtet ab 1. Febr. auf Unterstützung". Auch in der früheren 4 1/2 Zimmerwohnung am Grindelberg 4a hatte die Familie bereits ein Zimmer untervermietet.
Nach einem Hausbesuch am 28. Januar 1935 vermerkte die Fürsorge in der Akte, dass die Familie zwei Pflegekinder aufgenommen habe. Diese bewohnten gemeinsam ein Zimmer. Für die Pflegekinder Erich Cohen und Richard Frankenthal erhielt die Familie RM 50,-- bzw. RM 55,-- und RM 28,-- monatlich. Richard Frankenthal war am 9. April 1924 in Hamburg und Erich Cohen am 1. April 1920 in Hamburg geboren worden.
Erich Cohen wurde zum 31. März 1936 gekündigt. Er sollte in ein Heim kommen. Danach lebte sein Bruder Herbert Cohen, geboren am 5. September 1918, als Untermieter einige Zeit in der Wohnung. Er absolvierte in der Talmud-Tora-Schule eine Ausbildung als Schlosser. Herbert Cohen wurde vermutlich im Zuge der Novemberpogrome 1938 inhaftiert und ins Konzentrationslager Sachsenhausen verbracht. Dort starb er am 5. Dezember 1938 (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).
Im März 1936 hielt ein Vermerk fest, dass Richard Hasenberg zeitweilig als Bote und Brotausträger arbeite. Ab Juli 1938 fand er als Bauarbeiter erst in Buxtehude, später in Stade Arbeit. Im Januar 1940 stellte er einen erneuten Antrag auf Arbeitslosenunterstützung. Nach den darin enthaltenen Angaben war sein ältester Sohn bereits nach Australien ausgewandert.
Richard, Flora und Kurt Hasenberg wurden am 8. November 1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet. Alle drei wurden nach dem Krieg für tot erklärt.
Auch ihr Pflegekind, Richard Frankenthal, wurde am 8. November nach Minsk deportiert.
Erich Cohen überlebte den Krieg in England.
Der Sohn Gerd Jacob Hasenberg war 1938 ausgewandert. In einer eidesstattlichen Versicherung vom Februar 1960 schrieb er von einer "Zwangsabreise". Er stellte 1951 Wiedergutmachungsanträge für zwangsversteigerten Hausrat und weitere eingezogene Vermögenswerte. Zu dieser Zeit lebte er unter dem Namen George Jacob Berg als britischer Staatsbürger in Castlecrag, einem Vorort von Sydney, Australien.
Die Ausstellung "Juden brauchen wir hier nicht - Hamburgs jüdische Polizeibeamte-verdrängt, verfolgt, vergessen (1918-1952) würdigte u.a. das Schicksal Richard Hasenbergs.
Stand: Januar 2023
© Martin Bähr
Quellen: Hamburger Adressbuch, Jg. 1928 – 1941; StaH 131-11 Personalamt (-Gesamtregistratur) 1537 Richard Hasenberg, 213-13 Landgericht Hamburg – Wiedergutmachung 17700 Erben nach Richard Hasenberg; 17792 Richard Hasenberg; 351-14 Arbeits- und Sozialwesen – Einzelfälle 1246 Richard Hasenberg; zur Praxis der Unterbringung von Pflegekindern s. Lohalm, Uwe: Fürsorge und Verfolgung. Hamburg 1998. S. 38 f.; Totenbuch KZ Sachsenhausen, https://www.stiftung-bg.de/totenbuch/ main.php, Zugriff 22.1.2020; Gedenkbuch des Bundesarchivs, https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de868024; Zugriff 6.1.2023.