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Mechel Hesslein * 1874

Maria-Louisen-Straße 104 (Hamburg-Nord, Winterhude)


HIER WOHNTE
MECHEL HESSLEIN
JG. 1874
ENTRECHTET / GEDEMÜTIGT
FLUCHT IN DEN TOD
21.6.1943

Weitere Stolpersteine in Maria-Louisen-Straße 104:
Dr. Friedrich Oettinger, Thomas Martin Oettinger, Ernst Philip Oettinger, Elisabeth Oettinger

Mechel (Martin) Hesslein, geb. 2.7.1874 in Hamburg, gestorben am 22.6.1943 in Hamburg (Suizid)

Mechel Hesslein wurde in St. Pauli geboren, seine Eltern lebten in der Feldstraße 51. In seine Geburtsurkunde wurde als Vorname Marum eingetragen, daraus wurde im Laufe seines Lebens Mechel oder auch Martin. Der Vater Seeligmann Hesslein (geb. 1839 in Hamburg) war Kaufmann und Hamburger Bürger, die Mutter Rike, geb. Horwitz, stammte aus Rendsburg.

Mechel Hesslein ergriff den Beruf des Hausmaklers, war Mitglied der jüdischen Gemeinde und heiratete 1917 Emilie Franziska Thölke, die 1867 in Buenos Aires zur Welt gekommen und evangelischer Religion war. Das Ehepaar blieb kinderlos, lebte unter anderem in der Flemingstraße 16 und wohl am längsten in der Maria-Louisen-Straße 104. Beruflich scheint Mechel Hesslein erfolgreich gewesen zu sein, er zahlte von 1919 bis 1932 dreistellige Jahresbeiträge an die jüdische Gemeinde.

Rechtsanwalt Gerson, der nach dem Krieg einen Wiedergutmachungsantrag stellte, bezifferte sein Jahreseinkommen auf 7500–8000 Reichsmark. Eine vom Sicherheitsdienst der SS erstellte "Liste einflussreicher und vermögender Juden aus Hamburg" schätzte sein Vermögen auf ca 1,5 Mio Reichsmark.

Der Rechtsanwalt erwähnt auch, dass Mechel Hesslein die Judenvermögensabgabe zu entrichten hatte und seine Firma "Martin Hesslein OHG, Haus- und Hypothekenmakler" liquidiert werden musste, allerdings lässt sich der genaue Prozess der Ausplünderung durch den NS-Staat aus den eingesehenen Akten nicht nachvollziehen. Anhand der Dokumente in der Wiedergutmachungsakte sind aber weitere "typische" Symptome der Entrechtung und des gesellschaftlichen Ausschlusses, wenn auch nicht immer nach Jahren genau, ablesbar: Das Ehepaar musste die Wohnung in der Maria-Louisen-Straße aufgeben, es folgten Adressen im Grindelviertel: Grindelallee 126, Rutschbahn 11 bei Derenburg (1942), und danach das "Judenhaus" Bornstraße 22. Am 16. Mai 1943 verstarb die damals 76-jährige Emilie Franziska Hesslein. In der Terminologie des NS-Staats hatte die Ehe als "nicht privilegierte Mische" gegolten, was Mechel Hesslein immerhin vor der Deportation bewahrt hatte. Durch den Tod seiner Frau war er diesen Schutzes beraubt. Handschriftlich wurde sein Name als letzter Eintrag auf die Liste für den Transport nach Theresienstadt am 23. Juni 1943 gesetzt. Mechel Hesslein entzog sich dieser letzten Zumutung durch den Freitod.

© Ulrike Sparr

Quellen: 4; 8; AfW 020774; StaHH 522-1 jüd. Gemeinden, 992e2 Bd.5; Sonderarchiv Moskau Sign. 500-1-659, Bl. 56-58 Nr. 23; StaHH 331-5 (Unnatürliche Sterbefälle), 1943/1144.

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