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Iwan Hesse * 1872
Jungfrauenthal 8 (Eimsbüttel, Harvestehude)
HIER WOHNTE
IWAN HESSE
JG. 1872
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
28.10.1941
Weitere Stolpersteine in Jungfrauenthal 8:
Anna Messias, Martha Meyer, Ruth Meyer, Lothar Meyer, Pauline Wolff
Iwan Hesse, geb. 31.1.1872 in Hamburg, Suizid vor der Deportation am 28.10.1941
Jungfrauenthal 8 (Harvestehude)
Iwan Hesses Eltern, Siegesmund (1838–1878) und Bertha Hesse, geb. Heimann (1840–1923), lebten laut Volkszählung vom 3. Dezember 1867 im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin in dem westmecklenburgischen Ort Grevesmühlen, rund 10 km östlich von Lübeck. Die Volkszählungsdaten erwähnten als Wohnort die Straße Vogelsang 218, wo neben den Eheleuten auch eine Tochter und eine Amme im Haushalt lebten. In die Spalte mit der Staatsbürgerschaft wurde bei dem 29jährigen Rentier Siegesmund Hesse "America" eingetragen. Das heißt, dass er sich einerseits zeitweilig in den USA aufgehalten haben muss und dass er andererseits von seinem oder dem vom Vater Jakob Hesse ererbten Vermögen leben konnte. Bertha Hesse, geb. Heimann, stammte aus Grevesmühlen. Die Eheleute hatten im Juli 1866 in Grevesmühlen geheiratet und zogen vermutlich 1870 mit ihrer dreijährigen Tochter Anna, geb. 31.5.1867, nach Hamburg. Im Januar 1872 wurde der Sohn Iwan Hesse in der Hansestadt geboren.
1871 tauchte der Vater erstmals im Hamburger Adressbuch unter der Wohnadresse Ferdinandstraße 17 (Altstadt) und dem Hinweis auf die Firmenbeteiligung am Commissionsgeschäft (Bankgeschäft) M. Jonasson & Co. auf, dessen Firmeneintrag sich lediglich von 1871 bis 1874 in den Hamburger Adressbüchern findet. Vermutlich gründete der 34jährige Siegesmund Hesse, aus dem mecklenburgischen Gadebusch gebürtig (rund 20 km südöstlich von Grevesmühlen) und jüdischer Konfession, 1872/73 in Hamburg zusammen mit Siegmund Brüssel das Fondsgeschäft Brüssel & Hesse (Börsenbrücke 2). Seinen Vornamen ließ er im Hamburger Adressbuch als Siegmund eintragen und verwendete ihn auch bei amtlichen Unterschriften. Vermutlich 1876 eröffnete er eine eigene Firma, ein Jahr später lautete sein Adressbucheintrag "Fondsgeschäft" und die Adresse Glockengießerwall 17. 1878 war er als Kaufmann unter gleicher Adresse eingetragen.
Dem kurzen Wirtschaftsaufschwung nach der Reichsgründung 1871 folgte von 1873 bis 1879 eine schwere Wirtschaftskrise, die Banken, Industrie und Landwirtschaft in Deutschland traf – für Siegmund Hesse scheinen die Auswirkungen aber nicht existenzbedrohend gewesen zu sein.
Am Morgen des 26. Januar 1878 fand die Polizei seine Leiche in der Hamburger Außenalster bei Pantelmanns Steg (Höhe Alstertwiete, heute Seitenstraße des Atlantic-Hotels). Nähere Angaben zu den Umständen des Todes veröffentlichte der Hamburgische Correspondent in seiner Sonntagsausgabe vom 27. Januar 1878 unter der Rubrik "Tages-Neuigkeiten": "Der Fondshändler Sigmund Hesse, wohnhaft Glockengießerwall No. 17, wurde heute Vormittag als Leiche in der Alster bei Pantelmann’s Steg aufgefunden. H., der sehr gut situiert war (er soll ein Vermögen von 130.000 Thalern hinterlassen), hielt sich am Freitag Abend bis gegen 8 Uhr in der Börsenhalle auf und verließ dieselbe in Begleitung eines Freundes, von dem er sich in der Nähe seiner Wohnung verabschiedete, um angeblich noch einen Geschäftsweg zu machen. Als man ihn lange vergeblich in seinem Hause erwartete und sich schließlich in sein Arbeitszimmer begab, fand man seine Uhr nebst Kette, sein Portemonnaie und seine Brieftasche auf seinem Tische zusammengepackt, so daß er anscheinend schon beim Fortgehen entschlossen war, nicht wieder heimzukehren. Ein Unglücksfall dürfte hier wohl schwerlich vorliegen. Den Hut und Rock des Verstorbenen, der in den letzten Tagen an schwerer Melancholie litt, fand man in unmittelbarer Nähe des Steges." Er wurde auf dem alten jüdischen Friedhof in Ottensen (beim Bahnhof Altona) beigesetzt. Iwan Hesse war damit im Alter von sechs Jahren Halbwaise geworden.
Nach dem Tod ihres Ehemannes lebte Bertha Hesse von 1879 bis 1886 mit ihren beiden Kindern in der Dammthorstraße 40 (Neustadt). Neben den Bürgerhäusern prägte vor allem das Stadttheater (heute Staatsoper) diese Straße.
Im Februar 1886 heiratete die Schwester Anna Hesse mit noch nicht einmal 19 Jahren den Hamburger Schneider Philipp David Messias (1858–1917), der Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde war. 1889 erwarb er das Hamburger Bürgerrecht, was auf gute Einnahmen hindeutet, die wohl aus seiner Beteiligung an der väterlichen Firma J. D. Messias & Sohn, Schneidermeister, Garderobenmagazin am Alsterdamm 42 (heute Ballindamm) stammten. Von 1900 bis 1906 und 1909 bis 1917 lebte die vierköpfige Familie im preußischen Klein Flottbek vor den Toren der Hansestadt. Nach dem Tod ihres Ehemannes zog Anna Messias wieder nach Hamburg in die Rothenbaumchaussee 71 (Rotherbaum), ab 1932 lautete ihre Wohnadresse Jungfrauenthal 8 (Harvestehude), ein viergeschossiges Mietshaus mit 10 Mietparteien (Eigentümer Joh. F. Fahrenkrug, Rothenbaumchaussee 73).
Nach der Heirat und dem Auszug der Schwester 1886 zog Iwan Hesse, nun 14-jährig, mit seiner Mutter in die Großen Bleichen 38 (1886–1887) und Nr. 48 (1888–1890). Ab 1891 lautete der Adressbucheintrag auf Gänsemarkt 30/31 (Neustadt) II.Stock, das Haus gehörte dem Buchhändler und Antiquar J. D. Polack, der sein Geschäft in der angrenzenden Gerhofstraße 34 hatte. Iwan Hesse besuchte in Hamburg eine höhere Schule bis zu der Klasse, die für den einjährigen Militärdienst erforderlich war. Dem "1jährig Freiwilligen" wurde in der hierarchisch geprägten Gesellschaft des Kaiserreichs die Möglichkeit geboten, sich die Einheit auszusuchen, in der er Dienst tun wollte und zum Reserveoffizier aufzusteigen. Iwan Hesse beendete 1890 die Schule, absolvierte anschließend eine kaufmännische Lehre als "Handlungsgehülfe" und begann am 8. November 1892 seinen Militärdienst beim Feld-Artillerie-Regiment Nr. 9.
Iwan Hesse wurde selbständiger Kaufmann und blieb ledig. Über seine genaue kaufmännische Tätigkeit wissen wir nichts. Die Tatsache, dass er lediglich 1928 einen Reisepass beantragte, schließt die Exportbranche als Tätigkeitsfeld aus. Ab März 1914, also erst mit 42 Jahren, wurde er als Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg geführt. Er wohnte von 1906 bis 1919 in einer eigenen Wohnung in der Schlüterstraße 58 (Rotherbaum), in dem Haus hatte seine Mutter bereits seit 1902 eine Wohnung gemietet, ebenfalls im 1. Stock, sie wurde im Adressbuch als "Witwe Siegmund Hesse" geführt (bis dahin wohnhaft Gänsemarkt 30/31). Von 1920 bis 1931 wohnte Iwan Hesse in der Rothenbaumchaussee 71 mit seiner Mutter bis zu deren Tod 1923. Ab 1932 wohnte er mit seiner verwitweten Schwester Anna im Jungfrauenthal 8 im 2.Stock. Die Hausangestellte "Fräulein" Dannenberg versorgte beider Haushalt.
Iwan Hesses jüngerer Neffe Dalbert Messias (1894–1957) hatte mittlerweile die Juristenlaufbahn im Hamburger Staatsdienst eingeschlagen und war 1925 zum Richter ernannt worden. 1933 wurde er zwangsweise in den Ruhestand versetzt und Anfang 1939 ohne Angaben von Gründen verhaftet. Seine Freilassung erfolgte unter der Bedingung, innerhalb von 14 Tagen Deutschland zu verlassen. Seinen 67-jährigen Onkel Iwan Hesse hatte Dalbert Messias Mitte März 1939 zum Generalbevollmächtigten ernannt und auch dem Rechtsanwalt Max Heinemann (Berufsverbot zum 30.11.1938, danach Nachlass- und Vermögensverwalter für jüdische Klienten, Büro Schauenburger Straße 49; arbeitete 1943–1945 für die Rest-Reichsvereinigung der Juden in Deutschland) hatte er laut eine Vollmacht erteilt. Am 24. März 1939 emigrierte Dalbert Messias nach England. Iwan Hesses älterer Neffe Siegfried Messias (1886–1934) litt an Schizophrenie und starb im November 1934 in der "Staatskrankenanstalt Friedrichsberg".
Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde der Antisemitismus Staatsdoktrin und eroberte schrittweise auch das Alltagsleben. Boykotte gegen Geschäfte jüdischer Unternehmer führten bereits 1933/1934 bei vielen kleineren Geschäften zum Ruin. Erhöhte Steuern, Schwierigkeiten mit Gewerbescheinen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit sollten jüdische Firmeninhaber zur Aufgabe nötigen. 1938/39 wurde dann die "Arisierung" großer lukrativer Firmen flächendeckend im Deutschen Reich mit Hilfe der "Verordnung zur Durchführung der Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben" (23.11.1938) umgesetzt. Wann Iwan Hesse seine Tätigkeit als selbständiger Kaufmann nicht mehr ausüben konnte, ist nicht bekannt. Sein Vermögen belief sich im Dezember 1938 auf 108.000 Reichsmark; vom Staat bezog er eine kleine Alters- und Invalidenrente von 43 Reichsmark monatlich. Der Entrechtung folgte die systematische finanzielle Ausplünderung durch den NS-Staat: die Sperrung aller Bankguthaben, die Abgabepflicht für Edelmetalle und Radios sowie die Zahlung spezieller Sondersteuern (wie die "Judenvermögensabgabe" Ende Dezember 1938). Mit dem 1. Januar 1939 musste der männliche Zwangsvorname "Israel" geführt und auch bei Unterschriften zusätzlich verwendet werden. Die restriktiven Maßnahmen gegen das Privatvermögen der Verfolgten wurden in Hamburg u.a. von der Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten organisiert. Am 13. April 1939 wurde Iwan Hesse vom dortigen Vertreter Howe schriftlich zu einer Anhörung in der Devisenstelle vorgeladen, wobei darauf hingewiesen wurde: "Das Vermögensverzeichnis vom 27.4.1938 mit etwaigen Änderungen und Ergänzungen ist mitzubringen." Sechs Tage später erließ die Devisenstelle eine "Sicherungsanordnung" (Sperrung) für das gesamte Vermögen von Iwan Hesse und wies die Deutsche Bank (Klosterstern 1) als Hausbank von Iwan Hesse an, keine Verkäufe vom Wertpapierdepot ohne staatliche Freigabe auszuführen und monatliche Auszahlungen vom Girokonto nur bis zu 250 RM zu erlauben (obwohl Iwan Hesse seine monatlichen Kosten mit 491 RM angegeben hatte). Bereits am 27. Juli 1938 hatte Iwan Hesse der Vorschrift des NS-Staates entsprechend sein "Goldgeld" abgeliefert und am 15. März 1939 für einen Bruchteil des Wertes Schmuck und Silber bei einer staatlichen Ankaufstelle abgegeben. Mit Anordnung des Präsidenten der Reichskulturkammer vom 12. November 1938 war auch ihm "der Besuch von Theatern, Kinos, Konzerten, Ausstellungen usw verboten".
Per Polizeiverordnung war auch Iwan Hesse ab 19. September 1941 gezwungen, deutlich sichtbar auf der linken Brustseite einen gelben "Judenstern" zu tragen. Die jahrelangen Schikanen und Demütigungen hatten seinen Lebensmut gebrochen. Um der befürchteten, aber noch nicht angeordneten Deportation zu entgehen, schnitt er sich am 28. Oktober 1941 in einer Bedürfnisanstalt im Hamburger Stadtpark, beim Waldring Nähe Jahnkampfbahn mit einem Rasiermesser Halsschlagader und Luftröhre auf und starb kurz nach der Einlieferung ins Israelitische Krankenhaus (Johnsallee 68).
Ein Oberwachtmeister der Schutzpolizei vom 16. Polizeirevier (Heidberg 64 in Winterhude) suchte Anna Messias noch am gleichen Tag auf. Ihre Aussagen hielt er in der nüchternen Sprache der Polizei-Protokolle fest: "Mein Bruder befürchtete, dass er evakuiert werden würde und hatte aus diesem Grunde in der letzten Zeit ein ängstliches Wesen. Nach außen gab er sich den Anschein, als ob er sich mit seinem Schicksal abgefunden, es lag jedoch noch kein Evakuierungsbefehl gegen ihn vor. Seine Sachen hatte er aber bereits gepackt, da er bestimmt mit seinem Abtransport rechnete. Heute morgen nun ging er gegen 9.30 Uhr fort, angeblich um Besorgungen zu machen. Er hat mir keinerlei Angaben über Selbstmordabsichten gemacht, sonst hätte ich ihn gar nicht fortgelassen. Er war auch ruhig, ich habe jedenfalls nicht Außergewöhnliches an ihm wahrgenommen. Wenn mein Bruder seinem Leben ein Ende machte, so ist dies nur auf seine Angst vor der Evakuierung zurückzuführen." Die Vermutung liegt nahe, dass aus dem Freundeskreis von Iwan Hesse bereits einige Personen einen "Evakuierungsbefehl" erhalten hatten. Deutlich wird hier die Angst derjenigen, die mit einem ähnlichen Schicksal rechnen mussten. Iwan Hesse wurde auf dem jüdischen Teil des Friedhofs Hamburg-Ohlsdorf beigesetzt.
Max Heinemann (geb. 4.1.1885 in Vechta), wohnhaft Jungfrauenthal 24, von 1920 bis 1938 Rechtsanwalt in Hamburg, danach Tätigkeit als Testamentsvollstrecker sowie Nachlass- und Vermögensverwalter, besaß eine Generalvollmacht von Iwan Hesse, die auch über dessen Tod hinaus gültig war. Er kümmerte sich um die Abwicklung des Nachlasses, der Anna Messias als Alleinerbin zufiel. Auch Julius Saladin (geb. 1.11.1883 in Hamburg) aus der Isestraße 89, ehemaliger Inhaber der väterlichen Firma A. Saladin (Heymannhaus, Neuer Wall 42), die im September 1939 im Handelsregister gelöscht wurde, unterstützte Anna Messias bei den nun anstehenden Behördengängen.
Anna Messias, wohlhabende Witwe mit Mieteinnahmen aus zwei Häusern (Schanzenstraße 81 und 85/87), wurde wie alle jüdischen Deutschen systematisch ausgeplündert. Mit den neu geschaffenen Instrumenten "Judenvermögensabgabe" (84.000 RM), Abgabe von Wertpapieren an den staatlich kontrollierten Jüdischen Religionsverband (51.000 RM) sowie der Abgabe von Gold- und Silbergegenständen an staatliche Ankaufstellen konnte sich der NS-Staat bereits große Teile ihres beweglichen Vermögens aneignen. Nach dem erzwungenen Verkauf der beiden Häuser im Dezember 1938 und Februar 1939 sperrte der NS-Staat auch die Verkaufserlöse. Mit der Einquartierungsverfügung des Wohnungsamts in die Heimhuderstraße 70 (Rotherbaum), das von den NS-Machthabern von Ende 1941 bis Ende 1942 als "Judenhaus" für die Vorbereitung der Deportationen genutzt wurde, mussten aus Platzgründen auch große Teile der Wohnungseinrichtung zurückgelassen oder in einem Liftvan im Hamburger Hafen gelagert werden, darunter die Esszimmer-Einrichtung, Möbel und der Buchbestand der Bibliothek sowie ein Ölgemälde von Zeller. Ebenfalls in der Heimhuderstraße 70 einquartiert wurden Gerda Rudolphi, verwitwete Adler und ihre Tochter Renate Adler (siehe Biografie Walter Rudolphi), Bertha Cohn, geb. Hirschfeld (siehe Biografie Benno Hirschfeld) sowie Ehepaar Ludwig Trebich (geb. 2.6.1885 in Dresden) und Martha Trebich, geb. Weinberg (geb. 12.7.1891 in Oldenburg), die am 15. Juli 1942 von dort deportiert wurden. Mit diesem Deportationszug wurde auch die 75-jährige Anna Messias ins Getto Theresienstadt und am 21. September 1942 weiter ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet. Ihr genaues Todesdatum ist nicht bekannt.
Der NS-Staat bemächtigte sich nach ihrer Deportation des noch verbliebenen Hausrates (und vermutlich auch des Liftvans), dazu zählten u.a. Teppiche, Ölbilder und die Briefmarkensammlung von Iwan Hesse. Die Briefmarkensammlung wurde am 3. November 1942 zugunsten des Deutschen Reichs versteigert; der Käufer Kitzerow zahlte für die in drei Paketen verpackte wertvolle Sammlung 7.600 RM. Vor der Versteigerung in den Räumen der "Gerichtsvollzieherei Hamburg, Drehbahn 36, Saal 19" verkündete der Gerichtsvollzieher Gerlach wie üblich: "Die zur Versteigerung gelangenden Gegenstände werden freiwillig verkauft." Angesichts von NS-Terror im In- und Ausland, geschlossenen Staatsgrenzen und massenhaften Judendeportationen hätten die Käufer das Wort "freiwillig" als das erkennen können was es war, eine formale Schutzbehauptung, die es den Käufern ermöglichte im vermeintlich guten Glauben erworben zu haben. Auch Anna Messias restliches Girokonto-Guthaben bei der Deutschen Bank wurde zugunsten des NS-Staates eingezogen.
Für Anna Messias, geb. Hesse (siehe dort) wurde ebenfalls vor dem Haus Jungfrauenthal 8 ein Stolperstein verlegt.
Für die unverheiratete Emma Heinemann (geb. 6.3.1883 in Vechta), vermutlich die Schwester des Rechtsanwalts Max Heinemann (1885–1984), wurde vor dem Haus Jungfrauenthal 24 ein Stolperstein verlegt.
Stand Juni 2016
© Björn Eggert
Quellen: Staatsarchiv Hamburg (StaH) 214-1 (Gerichtsvollzieherwesen), 503 (Briefmarkensammlung Lgb. D 241/42 Anna Messias); StaH 241-2 (Justizverwaltung Personalakten), A 1207 (Dalbert Messias, 1920–1964); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), R 1939/2383 (Iwan Hesse, Sicherungsanordnung gegen Vermögen); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), F 1703 (Dr. Dalbert Messias, 1939); StaH 331-5 (Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle), 3 Akte 1941/1611 (Iwan Hesse); StaH 332-3 (Zivilstandsaufsicht), A Nr. 124 (579/1872, Geburtsregister 1872, Iwan Hesse); StaH 332-5 (Standesämter), 40 u. 379/1878 (Sterberegister 1878, Siegesmund Hesse); StaH 332-5 (Standesämter), 2695 u. 166/1886 (Heiratsregister 1886, Philipp Messias u. Anna Hesse); StaH 332-5 (Standesämter), 8073 u. 85/1923 (Sterberegister 1923, Bertha Hesse geb. Heimann); StaH 332-7 (Staatsangehörigkeitsaufsicht), A I e 40 Bd. 10 (Bürger-Register 1876-1896, L-Z, Phil. Dav. Messias, Schneider); StaH 332-8 (Alte Einwohnermeldekartei 1892-1925) Philipp David Messias, Bertha Hesse geb. Heimann; StaH 342-2 (Militär-Ersatzbehörden), D II 67 Band 2 (Iwan Hesse); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 1246 (Anna Messias); StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 16173 (Dalbert Messias); StaH 351-11 (AfW), 5645 (Dr. Franz Goldmann); StaH 351-11 (AfW), 6467 (Julius Saladin); StaH 522-1 (Jüdische Gemeinden), 992b (Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg, ab 1913) Iwan Hesse (1914–1940), Anna Messias (1917–1941), Dalbert Messias (1922–1937), Siegfried Messias (1917–1923), Emma Heinemann (1940–1941); StaH 522-1 (Jüdische Gemeinden), 992e 2 Band 4 (Deportationsliste vom 15.7.1942); StaH 741-4 (mikroverfilmte Tageszeitungen), S. 12683 (Hamburgischer Correspondent, Sonntag, 27.1.1878, Seite 13); Stadtarchiv Grevesmühlen; Hamburger Adressbuch (S. Hesse) 1871, 1875; Hamburger Adressbuch (Frau Siegmund Hesse) 1887, 1888, 1890; Hamburger Adressbuch (Witwe Siegmund Hesse) 1891, 1900–1903, 1905–1907; Hamburger Adressbuch (Iwan Hesse) 1906–1908, 1912, 1918–1922, 1925, 1929, 1931–1933; Hamburger Adressbuch (Messias) 1885–1892, 1895, 1898–1899, 1902, 1908, 1909, 1925, 1927, 1929–1932; Hamburger Adressbuch (Brüssel) 1873; Hamburger Adressbuch 1941 (Ämter, Polizeirevier); Hamburger Börsenfirmen, Hamburg 1935, S. 729 (A. Saladin); Handelskammer Hamburg, Firmenarchiv (A. Saladin); Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus, Gedenkbuch, Hamburg 1995, S. 157 (Emma Heinemann), S. 165 (Iwan Hesse), S. 283 (Anna Messias geb. Hesse); Jüdischer Friedhof Hamburg-Ohlsdorf, Gräberverzeichnis im Internet (Grab-Nr. M 3-15 Iwan Hesse); www.ancestry.de (Volkszählung Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, "Haushaltsliste No. 366, Grevismühlen", Rentier Hesse); Wilhelm Mosel, Wegweiser zu ehemaligen jüdischen Staetten in Hamburg, Heft 3, Hamburg 1989, S. 23–25 (Heimhuderstr. 68 u. 70); Heiko Morisse, Jüdische Rechtsanwälte in Hamburg. Ausgrenzung und Verfolgung im NS-Staat, Hamburg 2003, S. 134 (Max Heinemann, 1885–1984).