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Helga Heuer * 1938

Langenhorner Chaussee 560 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


ERMORDET IN DER
"KINDERFACHABTEILUNG"
DER HEIL- UND PFLEGEANSTALT
LANGENHORN

HELGA HEUER
GEB. 20.1.1938
ERMORDET 19.1.1942






Weitere Stolpersteine in Langenhorner Chaussee 560:
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Helga Heuer, geb. am 20.1.1938 in Rostock, getötet am 19.1.1942 in der "Kinderfachabteilung der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn"

Asklepios-Klinik Nord-Ochsenzoll, Henny-Schütz-Allee, Gedenkort Haus 25, Einfahrt Langenhorner Chaussee 560

Helga Heuer kam am 20. Januar 1938 in Rostock zur Welt, als Frühgeburt von sechs Monaten und 21 Tagen wog sie drei Pfund und wurde nicht gestillt. Sie war die Tochter von Gertrud, geb. Berwardt, und dem Schausteller/Mechaniker bei den Heinkelwerken, Friedrich Martin Karl Arnold Heuer. Helga wurde evangelisch getauft und lebte zunächst bei ihren Eltern in Seestadt, Rostock, Waldemarstraße 38.

Im Alter von einem Jahr fielen bei Helga Lähmungen auf und dass sie geistig zurückgeblieben war. Es folgten etliche Krankenhausaufenthalte. Wegen der auffälligen Entwicklungsverzögerung, sie konnte noch nicht sitzen, wurde sie im Alter von zwei Jahren am 20. April 1940 von der Pflegemutter nach Hamburg in die Kinderklinik Eppendorf gebracht. Helga blieb dort für fast sechs Wochen bis zum 5. Juni 1940. Die Diagnose lautete: "Geistige und körperliche Unterentwicklung (nach Geburtstrauma)". Nach einer Erkrankung an Masern und einer unruhigen Zeit während einer Bronchitis, die sie gut überstand, wurde bei der Entlassung notiert: "Es sitzt noch nicht. Das Kind ist ruhig und artig".
Nach einem Aufenthalt in der Kinderklinik Altona, Treskowallee, kam Helga wegen eines Ekzems vom 17. Januar bis zum 18. Februar 1941 in das Kinderkrankenhaus Rothenburgsort in Behandlung zu Dr. Wilhelm Bayer. Die Salbenbehandlung war erfolgreich, so verzeichnet im Entlassungsschein: "Haut vollkommen glatt und reizlos, der Allgemeinzustand gut".

Kurz vor ihrem vierten Geburtstag wurde Helga am 2. Dezember 1941 mit einem Attest des Gesundheitsamtes Rostock und der Diagnose "Idiotie" in die "Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn" eingewiesen und von den Eltern eingeliefert. Ihre Mutter war zu der Zeit mit einem weiteren Kind im sechsten Monat schwanger.

Der behandelnde Arzt Friedrich Knigge dokumentierte in Helgas Krankenakte seinen psychologischen Befund: "Sanft und freundlich im Wesen. Spricht selten spontan, versteht aber alles und gut ausreichenden Kontakt mit der Umgebung, freut sich bei der Unterhaltung, verliert auch wohl den Faden und vergißt einen Wunsch, den sie geäußert hat, meistens schnell wieder. Liegt meistens ganz aphatisch im Bett. Scheint sich immer erst besinnen zu müssen ob sie Antworten gibt. Macht besonders im Hinblick auf die Antriebsschwäche einen geistig zurückgebliebenen Eindruck, wenn auch kein Schwachsinn höheren Grades vorliegt."

Knigge erwähnte keinerlei Förderungsmaßnahmen, sondern protokollierte nach sieben Wochen Aufenthalt am 19. Januar 1942: "Hatte Erbrechen und Kopfschmerzen. Temperatur 39 Grad. Auf der rechten Halsseite lymphadenitische Schwellung. Wird wegen Di-verdacht (Abstrich wurde schon vorgestern gemacht) auf die Di-Station verlegt. Ist dort gestorben. Diagnose: Cerebrale Kinderlähmung (Little) Frühgeburt".

Helga Heuer wurde in der "Kinderfachabteilung der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn" vermutlich von Knigge getötet, wahrscheinlich durch Luminal-Injektionen, einem Schlafmittel. Fieber und eine Lungenentzündung waren die Folge; die Kinder erlitten einen langsamen und qualvollen Tod. In den meisten Todesbescheinigungen deutet der Zusatz "Bronchopneumonie" auf diese Tötung hin.

Die Angabe "Bronchopneumonie" als Todesursache fehlt hier. Es kann aber angenommen werden, dass die Symptome Erbrechen und Kopfschmerzen mit Fieber auf die Verabreichung hindeuten. Ob die Verlegung auf die Diphtherie- Station der Verschleierung diente, kann nicht belegt, aber vermutet werden. Am 19. Januar 1942 verstarb Helga dort um 23:15 Uhr, 45 Minuten vor ihrem 4. Geburtstag. In dem Protokoll und der Todesbescheinigung gab Knigge als Todesursache "Cerebrale Kinderlähmung, Diphterie" an.

Helga wurde 3 Jahre und 364 Tage alt.

Es ist davon auszugehen, dass kein Einverständnis der Eltern vorlag, als Helgas Körper zu wissenschaftlichen Untersuchungen freigegeben wurde.
Sieben Tage später, am 26. Januar 1942, fand die Beisetzung in ihrer Heimatstadt auf dem Neuen Friedhof Rostock statt; es war eine Erdbestattung, Grablage Feld Pk, Reihe 1, Nr. 6.

Am 11. Februar 1942 erhielt Friedrich Knigge einen Dankesbrief von Dr. Jacob aus der "Psychiatrische und Nervenklinik der Hansischen Universität": "Nochmals vielen Dank für die freundliche Ueberweisung des Gehirns. Allerdings habe ich nur den einen Fall bekommen. Wie Ihr Sektions-Pfleger Herrn Moebert mitteilte, sind die anderen beiden angekündigten Fälle nicht seziert worden. […] Mit ergebenstem Gruss und weiterer Gehirne harrend! Ihr Dr. Jacob".

Am 8. September 1942 wurde Helgas Leiche wieder ausgebettet und im dortigen Krematorium eingeäschert. Drei Tage später fand die Urnenbeisetzung auf der Familiengrabstätte, Feld Me, Grab Nr. 48, rechts neben dem Stein statt. Diese Grabstätte ist Anfang 1971 an den Friedhof zurückgegangen und wurde im April 1971 wieder neu vergeben. Dort existiert sie noch heute. Helgas Name ist auf keinem Grabstein erhalten.

Stand: Januar 2023
© Margot Löhr

Quellen: StaH, 332-5 Standesämter, Sterbefallsammelakten, 64217 u. 57/1942 Helga Heuer; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 9933 u. 57/1942 Helga Heuer; StaH, 352-5 Standesämter, Todesbescheinigungen, 1942 Sta 1b Nr. 57 Helga Heuer; StaH, 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, Abl. 2000/01 Nr. 31 Akte 29223; Standesamt Rostock, Geburtsregister, Nr. 250/1938 Helga Heuer; Grabregister Rostock, Erdregister 1942 Nr. 24334, Grablage Feld PK, Reihe 1, Nr. 6, Krematorium EÄ-Nr. 3007 v. 8.9.1942, Urnen-R.-Nr. 25290, Auskünfte Kerstin Kinder und Caroline Troschke, Friedhofsverwaltung Rostock vom 8.7.2020.

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