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Johanna Hirsch (née Rosenthal) * 1908

Eschenstieg 3 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
JOHANNA HIRSCH
GEB. ROSENTHAL
JG. 1908
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
MINSK

further stumbling stones in Eschenstieg 3:
Kurt Hirsch, Reinhard Rosenthal, Else Rosenthal, Josephine Rosenthal

Johanna Fanny Hirsch, geb. Rosenthal, geboren am 22.11.1908 in Ibbenbüren, deportiert am 8.11.1941 ins Getto Minsk, dort verschollen

Eschenstieg 3

Johanna Fanny Hirsch wurde am 22.11.1908 als viertes Kind von Josephine und Leopold Rosenthal in Ibbenbüren im Rheinland geboren. Die jüdische Familie lebte in der Nordstraße 5. Johanna besuchte als einzige ihrer Geschwister eine weiterführende Schule und ging nach der Quarta (7. Klasse) vom Lyzeum im benachbarten Rheine ab.

Danach arbeitete sie in Ibbenbüren als Hausangestellte. Doch die wirtschaftliche Lage ihrer Familie, der Vater war Viehhändler, verschlechterte sich zu Beginn der 1930er Jahre erheblich. Anfang 1932 zog Johanna zum ersten Mal nach Hamburg und meldete sich bei ihrer Schwester Meta Cohen in der Balduinstraße 22 an (Biografie siehe www.stolpersteine-hamburg.de). Auch in Hamburg gab es kaum Arbeit für die junge Frau, Johanna lebte von staatlicher Fürsorge, wurde schwanger und ging im Spätsommer 1932 wieder nach Ibbenbüren zurück.

Im Januar 1933 war sie dann wieder in Hamburg und brachte in der Klinik Finkenau ihren Sohn Reinhard zur Welt. Einen Vater gab sie bei den Ämtern nicht an. Johanna wohnte weiter bei ihrer Schwester Meta. Die war mit ihrer Familie inzwischen in die Marktstraße 94 umgezogen. Johanna arbeitete als Putzfrau in der Jüdischen Mädchenschule in der Karolinenstraße und verdiente 7,50 Reichsmark (RM) die Woche. Fünf RM davon musste sie ihrem Schwager als Miete abgeben. Das Geld war knapp, denn ihr Kind Reinhard war von Geburt an häufig krank und brauchte Milch, so dass Johanna weiter auf staatliche Hilfen angewiesen war.

Auch deshalb mag sie Anfang 1934 den einjährigen Reinhard ihrer Mutter Josephine anvertraut haben. Die nahm den Jungen für die nächsten Jahre mit nach Ibbenbüren. Johanna blieb in Hamburg und wechselte in der Folge häufiger die Wohnung und die Arbeitsstätte, vermutlich auch, weil ihre jüdischen Arbeitgeber verarmten, festgenommen wurden oder emigrierten. Als ihre Mutter mit Reinhard 1937 zurück nach Hamburg kam – ihr Vater war kurz zuvor in Ibbenbüren gestorben – zog Johanna mit den beiden und ihrer Schwester Else in eine Parterrewohnung im Eschenstieg 3 in Eimsbüttel. Um die Wohnung zu finanzieren, vermietete die Mutter zwei Zimmer an jüdische Untermieter. So lernte Johanna ihren künftigen Ehemann Kurt Hirsch kennen.

Johanna und Kurt Hirsch blieben auch nach ihrer Heirat im Juli 1939 im Eschenstieg wohnen, Kurt, ehemaliger Schlachtergeselle, musste für einen Hungerlohn im Tiefbau arbeiten, Johanna war als Küchenhilfe in einem jüdischen Altersheim beschäftigt. Ohne die Einkünfte ihrer Schwester Else, die sich als Hausangestellte verdingte, wäre die Lage in der Wohnung noch schlechter gewesen. 1939 meldete Johanna ihren Sohn Reinhard, den ihr Mann nicht adoptiert hatte, in der Talmud-Tora-Schule im Grindelviertel an, die er bis zu seiner Deportation im Oktober 1941 besuchte.

Anfang 1940 wurde Kurt Hirsch arbeitslos und zum Jahresende dann auch Johanna. Kurz vor dem Jahreswechsel wurden die beiden in die Breite Straße 56 in Altona eingewiesen, ein sogenanntes "Judenhaus". Dort konzentrierten die Nationalsozialisten jüdische Menschen, denen sie 1939 per Gesetz den Mieterschutz entzogen hatten. Die Häuser wurden von der Geheimen Staatspolizei kontrolliert und dienten später auch als Sammelorte für Deportationen.

Ihren Sohn Reinhard ließ Johanna bei ihrer Mutter zurück. Aus der Fürsorge-Akte geht hervor, dass Kurt Hirsch im Februar 1941 erwerbsunfähig geschrieben wurde, Johanna dagegen wieder Arbeit gefunden hatte. Am 8. November 1941 wurden Johanna und Kurt Hirsch dann ins Getto Minsk deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.

© Christoph Macherauch

Quellen: 1, 5; StaH 351-11_26926; 351-11_40960; 352-11_412; 362-6/10_21; 362-6/10_51; 362-6/10_21 Schülerregister (verfilmt: 741-4_Fotoarchiv Sa1246); 362-6/10_51 An-u. Abmeldung von Lehrern u-. Schülern (verfilmt: 741-4_Fotoarchiv Sa1254/Sa 1255); Institut für die Geschichte der deutschen Juden (Hg.): Das Jüdische Hamburg: Ein historisches Nachschlagewerk. Hamburg 2006: www.stolpersteine-ibbenbüren.de (3/2025); https://wiki.ibb.town/Stolpersteine (3/2025); https://infostation.synagoge-stadthagen.de/startseite.html (3/2025); Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen "Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe", E-Book, Münster 2021; Katholische Kirche Ibbenbüren, "Die Ibbbürener Juden in den Jahren 1933 – 1945" https://www.katholisch-ibb.de (3/2025); Boesenberg, Düttmann, Ortgies: Machtsicherung. Ausgrenzung. Verfolgung. Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren. Herausgegeben vom Historischen Verein Ibbenbüren e.V. Ibbenbüren 2010; Gabriele Wasser/Eli Harnik "Schicksale jüdischer Königswinterer" Königswinter 2022, https://www.koenigswinter.de/de/datei/anzeigen/id/112144,1081/stolpersteine_broschuere_altstadt.pdf (3/2025).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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