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Waltraud Imbach * 1940

Langenhorner Chaussee 560 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


ERMORDET IN DER
"KINDERFACHABTEILUNG"
DER HEIL- UND PFLEGEANSTALT
LANGENHORN

WALTRAUD IMBACH
GEB. 27.9.1940
ERMORDET 13.11.1942







Weitere Stolpersteine in Langenhorner Chaussee 560:
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Waltraud Imbach, geb. am 27.9.1940 in Hamburg, getötet am 13.11.1942 in der "Kinderfachabteilung der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn"

Asklepios-Klinik Nord-Ochsenzoll, Henny-Schütz-Allee, Gedenkort Haus 25, Einfahrt Langenhorner Chaussee 560

Waltraud Imbach wurde am 27. September 1940 in Hamburg geboren. Sie war das fünfte Kind von Maria Anna, geb. Vollmann, und des Telegraphenarbeiters Ferdinand Wilhelm Imbach. Aus der überlieferten Vorgeschichte ist zu erfahren, dass ihre Mutter im siebten Schwangerschaftsmonat einen großen Schreck durch einen nahen Bombeneinschlag erlitten und daraufhin drei Tage lang geweint habe. Sechs Wochen lang wurde die neugeborene Waltraud gestillt. Sie blieb zunächst bei ihren Eltern und Geschwistern in der Henriettenstraße und wurde evangelisch-lutherisch getauft.

Da sie sich nicht entwickelte, verordnete ihr Arzt nach einem halben Jahr Kalk und Höhensonne. Dies brachte jedoch keinen Erfolg. Vom 5. Februar 1941 bis zum 13. März 1941 kam Waltraud in die Kinderklinik Eppendorf mit der klinischen Diagnose "parantrale Dyspepsie" (richtig: parenterale Verdauungsstörung infolge eines Infekts) "und Rachitis". Die beigefügte Beschreibung bei ihrer Entlassung lautete: "Altersgemäss entwickeltes, immer freundliches, blasses Kind, […] mit einer Ernährungsstörung nach Infekt. […] Bedrohlich ist der Zustand dabei nie. Entlassung vorzeitig auf dringenden Wunsch der Mutter gegen ‚Revers‘ [Entlassung gegen ärztlichen Rat]."

Als Waltraud ein halbes Jahr später am 17. Oktober 1941 dann erneut in die Universitäts-Kinderklinik Eppendorf gebracht wurde, war die Einschätzung eine andere und die Diagnose lautete "Idiotie" und "Einjähriges, vollkommen idiotisches Kind, das nach seinen statischen Funktionen sehr zurück ist. Das Kind sollte nach Alsterdorf verlegt werden, wurde aber, da dort wegen Platzmangels eine Unterbringung erst in Monaten möglich sei, zunächst nach Hause entlassen." An ihrem Entlassungstag, am 30. Oktober 1941, hatte Waltraud 38,2 Grad Fieber und eine "Angina catarrhalis" (Mandelentzündung).

Bereits nach zweieinhalb Monaten musste Waltraud ein weiteres Mal in ein Krankenhaus, da sie seit acht Tagen starken Husten, keinen Appetit und 38,5 Grad Fieber hatte. Bei der Aufnahme in das Altonaer Krankenhaus am 16. Januar 1942 wurde jedoch ihr Ernährungs- und Kräftezustand als gut beurteilt. Entgegen dem laufenden Antrag vom Universitätskrankenhaus Eppendorf auf eine Unterbringung in den "Alsterdorfer Anstalten" wurde sie jedoch nach ihrer Entlassung in die "Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn" eingewiesen.

Im Alter von eineinhalb Jahren erfolgte ihre Aufnahme in die "Kinderfachabteilung" am 25. April 1942 mit einem Attest von Dr. Triep und der Diagnose "Imbecillität" (Schwachsinn mittleren Grades). Der dort behandelnde Arzt Dr. Knigge protokollierte: "Ist im allgemeinen gleichgültig und stumpf, will am liebsten in Ruhe gelassen werden. Hat keine Bindung an die Mutter, kennt niemand aus seiner Umgebung, fängt sofort an zu schreien, wenn sich jemand mit ihr beschäftigen will. Greift nicht und fixiert nicht. Hat bisher nicht gesprochen, Kann sich noch nicht aufrichten. […] Wegen einer in Frage kommenden Behandlung muss Ref. noch mit ihrem Mann sprechen."

Fünf Tage später, am 30. April 1942, ergänzte Knigge: "Die beide anwesenden Eltern sind mit der Behandlung, die Erfolg verspricht, einverstanden." In den letzten Lebenstagen von Waltraud protokollierte er: "5.XI.42 Hat wieder starken Durchfall und hohes Fieber. Ist körperlich sehr herunter gekommen.

15.XI.42 Exitus letalis [tödlicher Ausgang] unter den Erscheinungen einer Bronchopneumonie [Lungenentzündung] […] Diagnose: Organischer Gehirnprozeß mit epileptiformen Anfällen. Idiotie" Waltraud Imbach wurde in der "Kinderfachabteilung der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn" getötet. Am 13. November 1942 verstarb sie dort um 23:00 Uhr in Haus 10.

In der Todesbescheinigung vermerkte Knigge als Todesursache "Organischer Hirnprozeß, Idiotie, Bronchopneumonie". Knigge tötete mit Luminal-Injektionen, einem Schlafmittel. Fieber und eine Lungenentzündung waren die Folge; die Kinder erlitten einen langsamen und qualvollen Tod. In den meisten Todesbescheinigungen, wie auch bei Waltraud, deutet der Zusatz "Bronchopneumonie" auf diese Tötung hin.

Waltraud wurde 2 Jahre, 1 Monat, 2 Wochen und 2 Tage alt.

Sechs Tage später fand ihre Beisetzung auf dem Friedhof Ohlsdorf durch die Beerdigungsgesellschaft Schröder am 19. November 1942 um 13:00 Uhr statt, die Eltern hatten Dekoration und Harmonium- bzw. Orgelmusik bestellt, Grablage Bo 63, Reihe 23, Nr. 11. Ihre Grabstelle ist nicht mehr erhalten.

Nach dem Krieg äußerte sich Knigge zu den erhobenen Beschuldigungen wegen Mordes bzw. Sterbehilfe in der "Kinderstation" des Krankenhauses Langenhorn. In einem Schreiben vom 13. Juni 1945 an die Kriminalpolizei über Prof. Rudolf Degkwitz, Leitender Beamter der Hamburger Gesundheitsbehörde, gab er lediglich Sterbehilfe bei zehn bis elf "geisteskranken und mißgestalteten" Kindern zu, die er durch die Anordnung des "Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" für gerechtfertigt hielt. Den Namen von Waltraud Imbach verschwieg er.

Stand: Januar 2023
© Margot Löhr

Quellen: StaH, 332-5 Standesämter, Sterbefallsammelakten, 64214 u. 966/1942 Waltraud Imbach; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 9934 u. 966/1942 Waltraud Imbach; StaH, 352-5 Standesämter, Todesbescheinigungen, 1942 Sta 1b Nr. 966 Waltraud Imbach; StaH, 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn, Abl. 2000/01 Nr. 3 Akte 29750; Standesamt Hamburg 2b, Geburtsregister, Nr. 1701/1940 Waltraud Imbach; Archiv Friedhof Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1942 Nr. 8826.

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