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Wilhelm Baum * 1892
Papenhuder Straße 42 (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)
HIER WOHNTE
WILHELM BAUM
JG. 1892
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET
Weitere Stolpersteine in Papenhuder Straße 42:
Hedwig Bernhardine Baum, Hannelore Baum
Wilhelm Baum, geb. 16.12.1892, am 11.7.1942 nach Auschwitz deportiert und dort umgekommen
Hedwig Bernhardine Baum, geb. Hirschfeld, geb. 27.3.1904, am 11.7.1942 nach Auschwitz deportiert und dort umgekommen
Hannelore Baum, geb. 22.6.1935, am 11.7.1942 nach Auschwitz deportiert und dort umgekommen
Papenhuder Straße 42/Durchschnitt 8
Wilhelm Baum, der Sohn des Ehepaares Leopold und Johanna Baum, geb. Salomon, wuchs in Bernkastel-Kues bei Trier auf. Das Ehepaar Baum hatte noch einen weiteren Sohn, Carl war zwei Jahre älter als Wilhelm. Seine Kindheit verbrachte Wilhelm Baum in seiner Heimatstadt, doch dann zog es ihn nach Gelsenkirchen und später nach Frankfurt am Main.
Mit der Hochzeit im Juni 1934 wurde Hamburg Wilhelm Baums neues Zuhause. Seine Ehefrau Hedwig Hirschfeld war die Tochter von Julius und Amalie Hirschfeld, geb. Weinthal, und stammte aus der Hansestadt. Sie hatte zwei jüngere Schwestern, Bertha und Liselotte. Ein Jahr nach der Hochzeit kam Wilhelms und Hedwigs einziges gemeinsames Kind, Hannelore, am 22. Juni 1935 zur Welt.
Gemeinsam mit seinem Schwiegervater betrieb Wilhelm Baum das Schuhgeschäft "Julius Hirschfeld I. W. Meyer" am Steindamm 92, welches seit 1925 existierte. Wilhelm Baum trat am 1. Oktober 1934 als Mitinhaber ein, woraufhin das Geschäft in eine Kommanditgesellschaft (KG) umgewandelt wurde. Das Geschäft hatte meist zwischen sieben und acht Angestellte. Trotzdem lebte die Familie Baum in bescheidenen Verhältnissen. Wilhelm war lediglich mit 6000 RM an dem Schuhgeschäft beteiligt und die Miete für die Privatwohnung, welche im selben Haus lag, wurde direkt vom Geschäft bezahlt und mit seinem Verdienst verrechnet. Die Wohnung von Hedwigs Eltern befand sich ebenfalls im gleichen Haus im Steindamm 92.
Am 18. Dezember 1935 wurde die KG in eine offene Handelsgesellschaft (OHG) umgewandelt und Wilhelm und Julius traten der OHG als persönlich haftende Gesellschafter bei. Da sich die Verhältnisse im Deutschen Reich für die Familie Baum zusehends verschlechterten, entschlossen sie sich 1938 nach Melbourne, Australien, auszuwandern. Amalie Hirschfeld war bereits im August 1938 mit ihrer Tochter Bertha, deren Ehemann Robert Philipp und den zwei gemeinsamen Kindern Heinz und Kurt über die Niederlande und England nach Australien ausgewandert.
Zwar besaß die Familie etwas Eigenvermögen, doch für eine Auswanderung reichte es nicht aus. Deswegen beschlossen Julius und Wilhelm das Schuhgeschäft zu verkaufen. Julius Hirschfeld wollte nicht emigrieren, sondern vom Verkaufserlös seinen Lebensabend finanzieren. Außerdem lieh er seinem Schwiegersohn Wilhelm noch 5000 RM, damit dessen Familie die Auswanderung organisieren konnte.
Als die Devisenstelle von dem bevorstehenden Verkauf des Schuhgeschäftes erfuhr, wurden die Konten der Familien Baum und Hirschfeld im Oktober 1938 aufgrund der Sicherungsanordnung gegen Juden eingefroren. Von nun an konnten die Familien nicht mehr frei über ihr Geld verfügen. Zudem wurde das Schuhgeschäft "arisiert": Die Geschäftsleute Erich und Ernst Rehder übernahmen den Laden zum 1. November und benannten ihn in Schuhgeschäft Rehder um. Die bestehende OHG wurde am 8. Dezember 1938 aufgelöst.
Nach dem Verlust des Schuhgeschäftes mussten sowohl Familie Baum als auch Julius Hirschfeld umziehen und fanden ein neues zu Hause am Steindamm 65. Von der Devisenstelle wurde der Familie zusammen mit Julius Hirschfeld ein monatlicher Lebensunterhalt von 1100RM gewährt. Durch die Beschlagnahmung der Konten konnten die letzten Rechnungen des Schuhgeschäftes nicht bezahlt werden, sodass Julius Hirschfeld verärgerte Lieferanten beruhigen musste, ohne für seine Zahlungsunfähigkeit verantwortlich zu sein.
Zu Beginn des Jahres 1939 stellte Familie Baum den Auswanderungsantrag und erhielt alle nötigen Bescheinigungen. Lediglich die Einreiseerlaubnis nach Australien fehlte noch, sodass Wilhelm Baum Kontakt mit dem Hohen Kommissar für Australien in Berlin aufnahm. In der Zwischenzeit wurde ein Großteil der Möbel bei der Spedition Friedrich Wiese, die ihren Sitz in der Schäferkampsallee 16 hatte, eingelagert. Zudem mussten noch das Klavier, der Radioapparat und die Schreibmaschine verkauft werden.
Im Sommer 1939 zog Familie Baum an den Eppendorfer Baum 19 I und Julius Hirschfeld in die Isestraße 104. Von nun an waren auch die Konten wieder getrennt und Familie Baum wurden monatlich 360 RM zum Leben zugestanden.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges endeten alle Hoffnungen der Familie Baum auf eine Emigration. Wilhelm Baum fand ab November 1940 eine neue Anstellung als Lagerarbeiter bei der Firma Rasch & Jung, wo er einen Wochenlohn von 35 RM erhielt.
Julius Hirschfeld zog im April 1942 ins Jüdische Altersheim in der Beneckestraße 6. Auch Familie Baum musste noch mehrmals umziehen, eine ihrer Adressen war die Papenhuder Straße 42, wo heute die Stolpersteine für die Familie liegen. Im Dezember 1940 zog sie in die Haynstraße 5 und ab März 1942 lebten sie im Durchschnitt 8. Von dort aus wurde die Familie am 11. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert.
Julius Hirschfeld wurde vier Tage nach Familie Baum am 15. Juli 1942 ins Getto Theresienstadt deportiert und starb dort am 1. November 1942. Auch Hedwigs Schwester Liselotte wurde ermordet, sie starb in Auschwitz. Carl Baum emigrierte in die USA und überlebte dort den Holocaust.
Außer den Stolpersteinen für die Familie Baum in der Papenhuder Straße 42 liegt auch ein Stolperstein für Hannelore Baum im Durchschnitt 8.
© Carmen Smiatacz
Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; StaHH 314-15, OFP, FVg 5916; StaHH 314-15, OFP, R 1938/1398; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 16.12.92 Baum, Willi; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 27.03.04 Baum, Hedwig Bernhardine; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 22.06.35 Baum, Hannelore; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 20.06.90 Baum, Carl; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 24.09.99 Philipp, Robert.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.