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Claus Beeck * 1940
August-Bebel-Straße 103 (Bergedorf, Bergedorf)
HIER WOHNTE
CLAUS BEECK
JG. 1940
EINGEWIESEN 1941
ALSTERDORFER ANSTALTEN
"VERLEGT" 7.8.1943
HEILANSTALT KALMENHOF/IDSTEIN
ERMORDET 1944
Claus Beeck, geb. 28.1.1940 in Hamburg-Bergedorf, verlegt am 7.8.1943 Heilanstalt Kalmenhof/Idstein, ermordet 1943/1944
August-Bebel-Straße 103
Claus Beeck wurde am 17. Mai 1941 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten aufgenommen, weil er mit 16 Monaten noch nicht sitzen und die Füße auch noch nicht richtig aufstellen konnte. Er aß nur Brei, kein Brot. Claus hatte einen leichten Hydrocephalus ("Wasserkopf") und war in seiner geistigen und körperlichen Entwicklung zurückgeblieben. In einem Gutachten von Dr. Hülsemann von der Sozialverwaltung Hamburg, datiert am 6. März 1941, wurde "Imbezillität" diagnostiziert (mittlere geistige Behinderung), vielleicht mit ausgelöst durch den Hydrocephalus, der wiederum die Folge einer Rachitis war. Claus’ Zustand wurde als erbbedingt eingeschätzt. Früher gab es kaum Behandlungsmöglichkeiten für Kinder mit Hydrocephalus. Kinder, die unter dieser Krankheit litten, hatten meist wiederkehrende Kopfschmerzen und waren in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Daher war es sehr anstrengend, sie zu pflegen. Ab Sommer 1939 sollten Säuglinge und Kleinkinder mit einer derartigen Behinderung dem "Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" in Berlin gemeldet werden, einer Tarnorganisation der "Euthanasie". Claus Beeck wurde nie gemeldet.
Claus Beecks Mutter, Margareta Ida Herta, geb. Hoffmann, war im Alter von 42 Jahren bei seiner Geburt gestorben. Außer Claus hinterließ sie vier Kinder: ihren sechsjährigen Sohn Hans, den zehn Jahre alten Günther aus einer früheren Beziehung und zwei Kinder aus ihrer ersten Ehe, Walter und Käthe. Ihr ältester Sohn, Walter, war schon selbstständig; er hatte eine Ausbildung als Zimmermann beendet. Die einzige Tochter, Käthe, litt an einem Hirntumor und lebte seit 1935 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten. Fünf Wochen nach Claus’ Geburt starb sie, erst siebzehn Jahre alt. Nach dem Tod der Mutter wurde Günther in Waisenpflege gegeben. Offenbar kümmerten sich die Großeltern um Claus und Hans, der in Bergedorf zur Schule ging.
Bevor Claus in den damaligen Alsterdorfer Anstalten aufgenommen wurde, war er bereits mehrmals im Krankenhaus behandelt worden. 1941 wurde er vorübergehend im städtischen Kleinkinderheim am Winterhuder Weg untergebracht. Der Vater, Hans Beeck, war Arbeiter und berufstätig, seine neue Partnerin und die Großeltern konnten ebenso wenig wie er Claus zu Hause pflegen. Das Jugendamt fand für Claus wegen seines "elenden Zustands und seiner Pflegebedürftigkeit" keine geeignete Pflegestelle, weshalb Hans Beeck die Leitung der damaligen Alsterdorfer Anstalten um die Aufnahme von Claus bat. Das Jugendamt übernahm die Kosten für seine Pflege.
Bei seiner Aufnahme in den damaligen Alsterdorfer Anstalten kam Claus - wie fast alle neu aufgenommenen Kinder - zunächst auf die Krankenstation. Dort blieb er jedoch länger als üblich und wurde erst acht Monate später, im Januar 1942, auf eine Pflegeabteilung verlegt. Seine Nahrung bestand aus Milchsuppe, seine Beschäftigung aus dem Spiel mit einer Klapper und Gummigegenständen. Anfang 1942 wog Claus 12 kg, am Ende des Jahres 13 kg. Mit zwei Jahren konnte Claus nur mit Unterstützung gehen und essen, tagsüber blieb er inzwischen trocken. Er wirkte oft eigensinnig, positiv wurde vermerkt, dass er sich zeitweilig mit Spielsachen beschäftigte. Claus machte große Fortschritte, wie aus dem Eintrag in seiner Krankenakte vom 2. März 1943 hervorgeht. Er war gerade drei Jahre alt geworden, als es über ihn hieß: Der "Patient ist ein ruhiges, zufriedenes Kind, das sich allein ganz niedlich beschäftigt. Er ist tagsüber trocken zu halten, kann den Tag über außer Bett sein, läuft gut. Nachts nässt er oft ein. Er spricht einzelne Worte, wird gefüttert, der Appetit ist gut." Warum bei dieser guten Entwicklung Claus in eine andere Anstalt verlegt wurde, ist nicht nachzuvollziehen.
Hamburg wurde Ende Juli/Anfang Auguste 1943 sehr schwer bombardiert, wobei auch die damaligen Alsterdorfer Anstalten beschädigt wurden. Deshalb ließ der Leiter über 600 Patienten und Patientinnen in "luftsichere" Gebiete bringen. Claus Beeck gehörte zu den ersten Patienten, die verlegt wurden. Er wurde am 7. August 1943 mit einem Transport von insgesamt 128 Männern und Jungen in den Rheingau abtransportiert, von denen 52 Jungen zum Kalmenhof in Idstein (Hessen), die übrigen in die Heil- und Pflegeanstalt Eichberg kamen.
Wir konnten nicht herausfinden, wann und woran er gestorben ist, wir können nur sagen, dass es im Laufe der Jahre 1943/1944 geschah. Ende 1939 fanden die ersten Tötungen im Kalmenhof statt. In der Zeitspanne von 1939 und 1940 wurde die Anstalt Kalmenhof langsam zu einer Tötungsanstalt umgebaut, 1941 wurde eine "Kinderfachabteilung" des "Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" eingerichtet, die der "Euthanasie" diente. Unter Umgehung des vorgeschriebenen langwierigen Verfahrens wurden viele der Kinder ermordet auch außerhalb der Kinderfachabteilung ermordet, wahrscheinlich traf das auch auf Claus Beeck zu.
© Laura Krause, Julia Pabla
Quellen: Ev. Stiftung Alsterdorf, Patientenakten der Alsterdorfer Anstalten, V 042; Michael Wunder/Ingrid Genkel/Harald Jenner, "Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr". Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, Hamburg 1987, S. 120–122; 190–195.