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Hermann Beckers * 1923

Hamburger Berg 15 (Hamburg-Mitte, St. Pauli)


HIER WOHNTE
HERMANN BECKERS
JG. 1923
VERHAFTET JAN. 1941
SACHSENHAUSEN
1941 GROSS ROSEN
"VERLEGT" 17.3.1942
BERNBURG
ERMORDET 17.3.1942

Hermann Beckers, geb. 18.9.1923 in Hamburg, KZ Sachsenhausen, KZ Groß Rosen, 17.3.1942 Tötungsanstalt Bernburg, Todesdatum 25.3.1942

Hamburger Berg 15

Am 15. August 1922 heirateten in Altona die Jüdin Gitla Dobra Wien, geb. 3.4.1902 in Bendzin/Oberschlesien, und Artur Jacob Beckers, geb. 22.5.1897 in Krefeld.

Artur Beckers stammte aus einer römisch-katholischen Familie und war 1921 zum Judentum übergetreten. Gitla besaß die polnische Staatsangehörigkeit und erhielt durch ihre Heirat die Staatsangehörigkeit ihres Ehemannes.

Das Ehepaar wohnte in der Großen Bergstraße 9 I in Altona. Am 18.9.1923 brachte Gitla Beckers im Israelitischen Krankenhaus ihren Sohn Hermann zur Welt. Er blieb ihr einziges Kind. Auch er erhielt die deutsche Staatsangehörigkeit.

Anders war die Situation bei Gitlas älterer Schwester Golda, die ebenfalls in Altona lebte. Sie hatte den polnischen Juden Chaje Fryc geheiratet. Beide waren jüdisch und blieben polnisch, so auch ihr 1919 geborener Sohn Max Meier, Hermanns Cousin (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Artur Beckers arbeitete mit mäßigem Erfolg als "Händler". Als Mitglied der jüdischen Gemeinde entrichtete er ab 1927 regelmäßig Beiträge an die Hochdeutsche Israelitische Gemeinde in Altona, bis sein Einkommen in der Weltwirtschaftskrise unter die Steuergrenze sank. Gitla Beckers verdiente als Geigerin in verschiedenen Ballhäusern, ohne dafür steuerlich veranlagt zu werden.
1929 wurde Hermann schulpflichtig.

Artur Beckers und seine Familie zogen nun von Altona nach Hamburg. Sie wechselten zur dortigen jüdischen Gemeinde und schlossen sich der Neuen Dammtorsynagoge an. Am 6. April 1936 wurde ihr Eintritt registriert. Mit der Begründung, dass Artur Beckers von Geburt an katholisch war, wurde er nicht zu Beiträgen verpflichtet.

Mit Datum vom 5. Juli 1938 trat Gitla Dobra Beckers formell aus der jüdischen Gemeinde aus. Artur bedurfte keiner formalen Austrittserklärung, der Austritt war für die Gemeinde durch seine Religionszugehörigkeit bei der Geburt gegeben. Ohne diesen Akt wäre ihre Ehe als jüdische Ehe gewertet worden, so fielen sie in den Status der Mischehe zurück. Das galt allerdings nicht für Hermann Beckers. Als "Halbjude" hatte er zu seiner Geburt zwei jüdische Elternteile gehabt und blieb damit "Geltungsjude".

Nach dem Abschluss der Schule fuhr Hermann Beckers zur See. 1938 heuerte er als Messejunge bei der Hamburg-Amerika-Linie an und wechselte die Reedereien, bis er als Kajütenjunge bei der Reederei Hamburg-Süd beschäftigt wurde. Bei der Volkszählung 1939 war er bei seinen Eltern Hamburger Berg 15 gemeldet. Aus "rassischen Gründen" fand er vom 25. September 1939 bis zum 18. Oktober 1940 keine Beschäftigung, bis es ihm gelang, doch noch als Maschinenjunge zur See zu fahren.

Anfang 1941 wurde Hermann Beckers von der Straße weg inhaftiert. Als "arbeitscheuer Jude" kategorisiert, wurde er am 21. April 1941 im KZ Sachsenhausen mit der Nummer 37482 inhaftiert. Am 9. September 1941 wurde er mit einem Sammeltransport in das KZ Groß Rosen überführt, wo er die Häftlingsnummer 1201 erhielt.

Vom 12. bis zu 15. Dezember 1941 wurden die Häftlinge dort selektiert und eine Liste der Kranken, Geschwächten und Arbeitsunfähigen zusammengestellt. Diese Liste wurde am 19. und 20. Januar 1942 überprüft, weil inzwischen einige Häftlinge gestorben waren, und es fand eine weitere Selektion statt. Auch auf dieser Liste befindet sich Hermann Beckers Name.

Es handelte sich um die Vorbereitung eines Transports im Rahmen des "Euthanasie"programms 14 f 13 in der Tötungsanstalt Bernburg in Sachsen-Anhalt, wo mit Kohlenstoffmonoxid getötet wurde. Der Transport fand am 17. März 1942 statt. Wie in allen entsprechenden Fällen wurde der Tod der Häftlinge in den Sterbebüchern der Stammkonzentrationslager vermerkt. Demnach war Hermann Becker am 25. März 1942 im KZ Groß Rosen an einer Lungenentzündung gestorben.

(Eine Beischrift auf der Geburtsurkunde von 1957, ausgestellt in Arolsen, Nr. 51, gibt sein Sterbedatum mit 25.1943 an, das am 6. Februar 1964 auf 25.3.1942 korrigiert wurde.)

Hermann Beckers Eltern überlebten die NS-Zeit in Hamburg. Artur Beckers verstarb 1950, Gitla Beckers 1959.

Stand: September 2020
© Hildegard Thevs

Quellen: 1, 9; FHH Standesamt 2 (heute Hamburg-Mitte), Geburtsregister Nr. 498/1923; StaHH 351-11 Wiedergutmachung, 25288, 46282; Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Datenbank der Gedenkstätte, Schreiben vom 10.7.2020; Muzeum Gross-Rosen w Rogoznicy, Schreiben vom 20. Mai 2020.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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