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Moritz Rosenblum * 1876
Bockhorst 52 (Altona, Iserbrook)
1942 Theresienstadt
ermordet am 2.3.1944
Moritz Rosenblum, geb. 14.9.1876 in Salzwedel, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, Todesdatum 2.3.1944
Bockhorst 54 (Stolperstein wurde irrtümlich vor Haus 52 verlegt)
Er konnte kein Unbekannter in Blankeneses Straßenbild gewesen sein; man musste Rücksicht auf ihn nehmen, denn Moritz Rosenblum war blind.
Moritz Rosenblum stammte aus Salzwedel. Dort hatte sich sein Vater Adolf Rosenblum 1870 als Produktenhändler in der Reichestraße 25 niedergelassen. Mit seiner Frau Johanna, geborene Simon, aus Hamburg stammend und wie ihr Ehemann jüdischer Religion, hatte er vier Kinder: Der älteste Sohn Max wurde 1875 geboren, dem Sohn Moritz folgten 1878 und 1880 die Töchter Betti und Rosa. Die Salzwedeler Adressbücher von 1902 und 1910 weisen Moritz Rosenblum als Rechtskonsulenten, als Rechtsberater, aus.
Irgendwann verlegte er seinen Wohnort nach Hamburg, erst verzeichnete ihn die Kultussteuerkarte der jüdischen Gemeinde in der Rutschbahn 5c als Untermieter bei Katz, von dort zog er im April 1933 nach Blankenese in die Friedrich-Legahn-Straße 11, wo er weiterhin zur Untermiete wohnte. Seine Frau Ida Rosenblum war verstorben. Sein Bruder Max lebte seit 1918 in Hamburg im Grindelhof 9.
1934 vermerkt die Kartei der Jüdischen Gemeinde, dass Moritz Rosenblum "erblindet" war, als Beruf wurde "Privatier" verzeichnet und ab 1938 wurde er als "mittellos" geführt.
Verwitwet, erblindet und Jude – die Lebensbedingungen gestalteten sich schwierig für Moritz Rosenblum. Mit Mieterschutz konnte er nicht rechnen. 1934 war er in der Blankeneser Bahnhofsstraße 52a, im gleichen Jahr noch im Sülldorfer Kirchenweg 5, 1935 in Witts Allee 22 und von 1936 bis 1939 am Bockhorst 54 zur Untermiete gemeldet. Dort, am Rande der Feldmark, kam Moritz Rosenblum für einige Zeit zur Ruhe. Mittellose Juden wurden aus einem Fonds der jüdischen Gemeinde, in den ausreisende Juden einzahlten, unterstützt.
In den Villen Am Bockhorst erinnert sich niemand daran, den Namen Rosenblum von seinen Vorgängern gehört zu haben, wohl aber an eine als Kind aufgefangene Bemerkung: "Von hier haben sie auch jemanden abgeholt".
Die beginnende Gettoisierung der Juden bedeutete für Moritz Rosenblum die Einweisung in die Isestraße 19, später 27, danach in Häuser am Grindelberg 45 und 80. Vom "Judenhaus" Beneckestraße 6 wurde er am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort lebte er noch 19 Monate. Vielleicht kümmerte sich die dort tätige jüdische Selbstverwaltung um den Blinden.
Das Hamburger Gedenkbuch für die jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Regimes führt die drei Geschwister Rosenblum auf schmerzvolle Art wieder zusammen: Betti wurde am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert und ermordet; und Max wurde am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt und von dort am 21.9. weiter nach Minsk depotiert; Moritz wurde am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und verstarb dort am 2. März 1944.
© Gisela Dulon
Quellen: 1; 4; StaHH, 332-8 Meldewesen, Band 2, Meldekartei; Adressbuch Salzwedel 1902 und 1910; Bundesarchiv Berlin, Liste der in Deutschland lebenden Juden 1932–45.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".