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Prof. Friedrich Adler * 1878
Lerchenfeld 2 (Kunsthochschule) (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)
1942 Auschwitz
ermordet
Weitere Stolpersteine in Lerchenfeld 2 (Kunsthochschule):
Dr. Hugo Meier-Thur
Friedrich Adler, geb. 29.4.1878, am 11.7.1942 nach Auschwitz deportiert
Schon in seiner Jugend zeigte sich die künstlerische Begabung Friedrich Adlers. Er wuchs in Laupheim bei Ulm auf und zog nach dem Abitur nach München, um dort eine Ausbildung zum Zeichner an der Königlichen Kunstgewerbeschule zu machen. Im Jahr 1903 leitete Friedrich Adler eine der dortigen Fachwerkstätten. Vier Jahre später, nach dem Ende seiner Ausbildung, zog es ihn nach Hamburg an die Landeskunstschule, wo er als Studienrat tätig war.
Zu diesem Zeitpunkt war Friedrich Adler bereits ein gefragter Künstler. Seine Arbeiten schwankten zwischen Jugendstil, Neoklassizismus und Art déco. Er wirkte als Designer für mehr als 60 Firmen, entwarf Gabeln, Teelöffel, Tabletts, Bodenbeläge, Haushaltswaren, Kunststoffe und ganze Inneneinrichtungen. In Hamburg heiratete Friedrich Adler seine jüdische Verlobte Bertha Heymann, mit der er fünf Kinder hatte. Das älteste der Geschwister, Hermann, kam am 14. April 1908 zur Welt, Max Wolfgang folgte am 25. November 1910, Ingeborg Elisabeth wurde am 10. März 1912 geboren und Paul Wilhelm kam am 15. Februar 1915. Zum Schluss erblickte Berta am 22. November 1918 das Licht der Welt.
Während des Ersten Weltkrieges diente Friedrich Adler als Unteroffizier. Später stieg er zum Feldwebel und zum Offizierstellvertreter auf. Nach Kriegsende kehrte er nach Hamburg zurück, um wieder als Künstler und Lehrer tätig zu sein. Kurz nach der Geburt ihres letzten Kindes starb seine Ehefrau Bertha.
Die neue Frau in Friedrich Adlers Leben hieß Frieda Fabisch, die ursprünglich aus Berlin stammte. Die Hochzeit fand am 21. Dezember 1920 statt. Ihr erstes gemeinsames Kind, Eva Amarand Friederike, kam am 29. Januar 1925 zur Welt. Die Familie lebte gemeinsam im Orchideenstieg 41, in einer großzügigen Acht-Zimmer-Wohnung.
Von 1927 an lehrte Friedrich Adler als Professor an der Kunstgewerbeschule am Lerchenfeld 2 und beschäftigte sich zudem intensiv mit dem Textildruck, er gründete sogar eine eigene Firma. Sein Leben änderte sich jedoch schlagartig mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Im Jahr 1933 wurde er zuerst in den Wartestand und am 31. Oktober in den Ruhestand versetzt. Dies hing mit dem "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 zusammen, nach dem Beamte, die keine "arische" Abstammung nachweisen konnten, in den Ruhestand zu versetzen waren. Da die Reichskulturkammer keine Juden aufnahm, war ihm zudem fast jede Möglichkeit genommen, in Deutschland als freier Künstler zu arbeiten. Deswegen konnte er lediglich im Jüdischen Kulturbund lehren.
Aufgrund dieser Entwicklungen wanderten Frieda und ihre Tochter Eva im Januar 1934 nach Zypern aus. Friedrich Adler blieb in Hamburg und zog in eine kleinere Wohnung in der Burgstraße 32. Seine älteren Kinder Hermann, Max und Ingeborg waren bereits Ende der zwanziger Jahre in die USA ausgewandert.
Noch im Frühjahr 1936 reiste Friedrich Adler nach Zypern, um sich dort über Möglichkeiten einer Existenzgründung zu informieren. Leider musste er feststellen, dass es für ihn auf Zypern kaum Möglichkeiten gab, einen Neuanfang zu starten. Deswegen verabschiedete er sich von Frau und Tochter und kehrte nach Hamburg zurück. Dort wollte er sich um eine Emigration in die USA bemühen, doch seine Bemühungen scheiterten letztlich.
Noch im selben Jahr erhielt Friedrich Adler aufgrund eines Missverständnisses eine Goldmedaille für einige seiner Entwürfe für Industrieprodukte. Versehentlich hatte man ihn für einen "Arier" gehalten.
Am 22. März 1937 wurde sein Sohn Kurt Jack Michael in Nicosia, Zypern geboren. Friedrich Adler sollte sein jüngstes Kind nicht mehr zu Gesicht bekommen. 1938 wanderte schließlich auch seine Tochter Berta nach Israel aus. Allein sein Sohn Paul Wilhelm blieb bei ihm in Hamburg. 1940 heiratete dieser Eva-Senta Stern und zog mit ihr zusammen.
Friedrich Adler musste oft umziehen und lebte zuletzt in der Innocentiastraße 37, in einem sogenannten Judenhaus. Von dort aus wurde er am 11. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert, wo er ums Leben kam. Dort liegt ein Stolperstein für ihn. Auch sein Sohn Paul Wilhelm starb in Auschwitz. Der Rest der Familie überlebte den Holocaust im Ausland. Keiner von ihnen kehrte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland zurück.
Für Paul Wilhelm Adler wurde ein Stolperstein am Isekai 5 in Eppendorf verlegt.
© Carmen Smiatacz
Quellen: 4; 5; 8; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 29.04.78 Adler, Friedrich; StaHH ZAS 751, Friedrich Adler; Museum zur Geschichte von Christen und Juden, Schloß Großlaupheim; http://www.zeichen-der-erinnerung.org/n5_1_adler.htm, Zugriff am 16.4.2009; Bruhns: Kunst in der Krise, S. 314f., S. 413f.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.