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Kurt Beusse * 1920
Bahrenfelder Straße 205 (Altona, Ottensen)
Zuchthaus Brandenburg-Görden
enthauptet 13.09.1943
Kurt Beusse, geb. am 7.12.1920, Haft im Zuchthaus Brandenburg-Görden, dort enthauptet am 13.9.1943
Bahrenfelder Straße 205
Bei seinem letzten Heimaturlaub von der Ostfront sagte Kurt Beusse zu seiner Mutter, er wolle "den ganzen Rummel nicht mehr länger mitmachen". Diese Entscheidung kostete ihn sein Leben.
Kurt Beusse wurde am 7. Dezember 1920 in Altona als Sohn von Carl und Christine Beusse geboren. Sein Vater, geboren 1891, war Arbeiter in der Getränkeindustrie und Gewerkschaftsmitglied. Die traditionell sozialdemokratische Familie wohnte im ersten Stock des Mietshauses Bahrenfelderstraße 205, im Arbeiterviertel von Altona-Ottensen.
Als Junge trat Kurt Beusse in die Hitlerjugend ein, wurde aber hinausgeworfen, wegen Nichtbefolgens von Dienstvorschriften und "häufigen Nichterscheinens". Er verdiente Geld durch Boten-Tätigkeiten. Im Alter von 17 Jahren zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet, arbeitete er später als Kraftfahrer und Chauffeur.
Im Mai 1940 erhielt er die Einberufung zur Wehrmacht. Seit dem 18. Juni 1940 diente er an der Ostfront als Kanonier bei der Artillerie – einem der untersten Dienstgrade.
Bekannt ist, dass er folgenden Kampfverbänden angehörte: am 18. September 1940 der 1. Batterie schwere Artillerie-Abteilung (motorisiert) 808, im Juni 1941 der 2. Kompanie Jäger-Ersatz-Abteilung 13, Braunschweig, ab 21. Februar 1942 der 3. Batterie schwere Artillerie-Abteilung 861, am 7. April 1942 der 5. Batterie schwere Artillerie-Ersatz-Abteilung 49, Dessau, und ab 31. Juli 1942 der Stammbatterie schwere Artillerie-Abteilung (motorisiert) 861.
In der Familie wusste man, dass Kurt Beusse dem Krieg gegenüber kritisch eingestellt war. Zweimal verweigerte er die Teilnahme bei der Erschießung zum Tode verurteilter Kameraden.
Nach seinem letzten Heimaturlaub kehrte er nicht mehr zu seiner Einheit zurück, er desertierte, wurde jedoch aufgegriffen, festgenommen und ins Zuchthaus Brandenburg/Havel-Görden gebracht. Das Kriegsgericht der Wehrmachtkommandantur Berlin verurteilte ihn wegen "Fahnenflucht" zum Tode – am 4. September 1943 wies das Gericht den Vorstand des Zuchthauses Brandenburg-Görden an, das Todesurteil mit dem Fallbeil am 13. September 1943 zu vollstrecken.
Vom 1. August 1940 bis zum 20. April 1945 wurden im Zuchthaus Brandenburg-Görden 2030 Menschen hingerichtet. In einer ehemaligen Garage waren ein Fallbeil und eine Vorrichtung zur Hinrichtung durch Erhängen installiert.
Zusammen mit Kurt Beusse sollten auf Anordnung des Gerichts am selben Tag fünf weitere Militärangehörige hingerichtet werden: der 23-jährige Grenadier Hermann Bading aus Berlin, der 36-jährige Soldat Herbert Heim aus Oels in Schlesien, der 20-jährige Obergrenadier Norbert Günther aus Berlin-Charlottenburg, der 30-jährige Obergefreite Kurt Lehmann aus Berlin-Hohenschönhausen und der ehemalige Grenadier Johann Krepstakies. Kurt Beusse und die drei Erstgenannten, zu dem Zeitpunkt noch im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin-Tegel, sollten vormittags von der Überführungsstelle des Polizeipräsidiums Berlin ins Zuchthaus Brandenburg-Görden verbracht werden.
Um 14 Uhr wurden die Verurteilten informiert, um 16.30 Uhr erfolgte die Hinrichtung, mit der man den Henker Reindl beauftragt hatte. Auch ein Anstaltsarzt war anwesend. Im Alter von 22 Jahren wurde Kurt Beusse am 13. September 1943 in Brandenburg-Görden enthauptet.
Hitlers Weisung lautete: "Der Soldat kann sterben, der Deserteur muss sterben". Mehr als 30.000 Todesurteile wurden, neben zehntausenden von Verurteilungen zu Zuchthausstrafen, gegen Wehrmachtsdeserteure gefällt. Über 20.000 Todesurteile wurden vollstreckt. Überlebt in Konzentrationslagern und Strafbataillonen haben weniger als 4.000 Deserteure.
2002 beschloss der Deutsche Bundestag die pauschale Aufhebung aller nationalsozialistischen Unrechtsurteile gegen Deserteure und Homosexuelle. 57 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges rehabilitierte man die Wehrmachtsdeserteure damit gesetzlich.
Stand September 2015
© Birgit Gewehr
Quellen: VVN-BdA Hamburg, Archiv, Dokumente des Sonderhilfsausschusses und des Komitees ehemaliger politischer Gefangene; Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung von Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Wehrmacht, Dokumente zu Kurt Beusse; Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Auszug aus dem Totenbuch der Gedenkstätte Brandenburg-Görden; Brandenburgisches Landeshauptarchiv 5739/13, Reg. 29 Zuchthaus Brandenburg (H), Nr. 100, S. 106 und 107; Ursel Hochmuth, Niemand, S. 40.