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Käthe Behrend
© Melanchtongemeinde

Katharina Behrend * 1872

Giesestraße 8 (Altona, Groß Flottbek)

1942 Theresienstadt
ermordet 8.8.1942

Käthe Ida Behrend, geb. 18.8.1872, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, Todesdatum 7.8.1942

Käthe Behrend war Mathematiklehrerin am Bertha-Lyzeum in Othmarschen, das 1971 mit neuem Gebäude in Gymnasium Hochrad umbenannt wurde. Damals war das Bertha-Lyzeum, eine Mädchenschule, in der heutigen Volkshochschule in der Waitzstraße untergebracht. Ihre ehemalige Schülerin Lisa von Buiren erinnerte sich lebhaft an Käthe Behrend in einer Festschrift des Lyzeums aus dem Jahre 1952:

"Auf einem Schulausflug in der Rissener Heide lagerte Fräulein Behrend in unserem Kreise. Wir hatten ihr gerade erklärt, dass wir unsererseits Mathematik für überflüssig hielten; woraufhin sie versuchte, uns den Sinn des Mathematik-Unterrichts klarzumachen; wir wiederum versuchten eifrig, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Es war sehr vergnüglich und reizend, wie sie schmunzelnd darauf einging."

In dieser Festschrift wurde Käthe Behrend offiziell gedacht: "Sie ging in stiller Bescheidenheit und in einer großen Güte ihren geraden und zuverlässigen Weg des Wirkens und Fühlens, bis sie im Jahre 33 unter schweren Zeitumständen still aus der Schule schied und schon wenige Jahre danach starb." Jedoch klärten diese schönen Worte nicht darüber auf, warum Käthe Behrends Lebensweg als erfolgreiche und beliebte Studienrätin jäh abgebrochen wurde und was wirklich mit ihr geschah.

Katharina Henriette Ida Behrend wurde in Chemnitz geboren als Tochter von Gottlieb und Feodore Behrend, geborene Wolff. Sie schloss 1904 ihr Studium in Mathematik, Englisch und Französisch für das Lehramt an Höheren Schulen mit dem Examen ab. Seit 1908 wirkte sie als Oberlehrerin am Bertha-Lyzeum. Sie war ledig, wohnte in Othmarschen in der Giesestraße 8 und gehörte der evangelischen Kirche an.

Am 30. September 1933 wurde sie wegen ihrer jüdischen Herkunft zwangspensioniert. Nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom April 1933 durfte sie nicht mehr Lehrerin an einer nichtjüdischen Schule sein. Der Prozess der Entrechtung und Verdrängung von Menschen jüdischer Abstammung aus dem öffentlichen Leben hatte begonnen.

Gegenüber der Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten musste Käthe Behrend wie alle Personen jüdischer Herkunft ihr Vermögen angeben und ihre Lebenshaltungskosten einschätzen. Sie hatte ein Sparkassenguthaben von 4464 Reichsmark und zeigte an, 385 Reichsmark monatlich zu benötigen, davon hundert für Miete. Offenbar konnte (oder wollte) sie ihre Wohnung in der Giesestraße nicht mehr halten. Ab 1939 wohnte sie Krohnskamp 3, 1940 zog sie in die Grindelallee 23. 1940 stellte der nationalsozialistische Staat ihr Vermögen unter Sicherungsanordnung und gestattete ihr nur noch, über dreihundert Reichsmark monatlich zu verfügen. Extraausgaben, wie 63 Reichsmark für einen Malermeister, musste sie beim Oberfinanzpräsidenten gesondert beantragen. Am 16. Juni 1942 wurde sie laut Akten des Oberfinanzpräsidenten in das Pflegeheim der jüdischen Religionsgemeinschaft in der Schäferkampsallee 29 einquartiert, eines der "Judenhäuser", die mit einem "Judenstern" gekennzeichnet waren und als Sammelstellen für die Deportationen dienten.

Am 15. Juli 1942 wurde Käthe Behrend im Alter von siebzig Jahren nach Theresienstadt im damaligen "Protektorat Böhmen und Mähren" deportiert, zusammen mit 926 weiteren Personen aus Hamburg. Auf der Deportationsliste der Gestapo wurde ihre letzte Adresse mit Sedanstraße 29 angegeben. Im Getto lebte sie im Gebäude L 210, Zimmer 013. Mangelernährung, feuchte Unterkünfte und fehlende medizinische Versorgung führten in diesem "Altersgetto" für deutsche Juden – wie die Nationalsozialisten es gelegentlich irreführend bezeichneten – gerade bei älteren Menschen zu einer hohen Sterblichkeitsrate. 882 Menschen von diesem ersten Transport nach Theresienstadt wurden als Opfer ermittelt. Laut Todesfallanzeige kam Käthe Behrend wenige Wochen nach ihrer Ankunft am 7. August 1942 in Theresienstadt ums Leben, angeblich starb sie an Kreislaufschwäche infolge einer Lungenentzündung.

© Birgit Gewehr

Quellen: 1; 2 (R 1940/202); 3 (Nr. 2303); 8; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 1 Band 6 (Deportationsliste Theresienstadt 15.7.1942); Melanchthongemeinde, Ausstellung, darin: Festschrift des Bertha-Lyzeums zum 50-jährigen Bestehen, Hamburg 1952, Aussagen von Inge Hauffe, einer ehemaligen Schülerin von Käthe Behrend, Lehrerverzeichnis des Bertha-Lyzeums.

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