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Porträt Juliane Bendrat
Porträt Juliane Bendrat
© StaH

Juliane A. C. Bendrat (geborene Brinkmann) * 1882

Röhrigstraße 40 (Altona, Ottensen)


HIER WOHNTE
JULIANE A. C.
BENDRAT
GEB. BRINKMANN
JG. 1882
HEILANSTALT LANGENHORN
"VERLEGT" 14.7.1943
HEILANSTALT HADAMAR
ERMORDET 12.6.1944

Juliane Auguste Camilla Bendrat, geb. Brinkmann, geb. am 23.2.1882, ermordet am 12.6.1944 in der "Heilanstalt" Hadamar

Röhrigstraße 40, Altona (Ottensen)

Juliane Auguste Camilla kam als eines von insgesamt dreizehn Kindern der Eheleute Heinrich Caspar Brinkmann und Ida Anna Maria Brinkmann, geb. Warnholtz, zur Welt. Sie wurde am 23.2.1882 im Bahrenfelder Steindamm 28 in Ottensen, heute ein Stadtteil Hamburgs, geboren. Julie, wie sie alle nannten, wurde in Ottensen getauft und konfirmiert.
Ihre Kindheit war gezeichnet durch Mangelernährung, Rachitis und den Alkoholkonsum des Vaters. Viele ihrer Geschwister starben bereits im Kindesalter. Bedingt durch die Mangelernährung lernte Julie das Laufen erst spät. Dadurch konnte sie auch erst im Alter von neun Jahren die Schule besuchen. Nach der Schule ging sie dann "in Stellung", d.h. arbeitete als Hausangestellte, und erlernte so die Haushaltsführung.

Danach verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt als Arbeiterin, wir wissen nicht wo. Sie zog 1899 in die Griegstraße 41 in Bahrenfeld, dann in die Große Westerstraße 35 und wohnte ab 1901 in der Schauenburgerstraße 14 in Altona.

Julie heiratete am 10. Dezember 1904 in Altona Max Emil Pester. Das Ehepaar bewohnte von 1915 bis 1918 eine Wohnung im Bahrenfelder Kirchenweg 28.
Max Emil Pester war am 19.10.1872 in Oberfrohna bei Chemnitz geboren worden.
Er wurde im 1. Weltkrieg als Heizer auf dem Schiff der "Colchester" eingesetzt. Dort verstarb er am 3. März 1918 vor dem Kieler Hafen in Folge eines Kriegseinsatzes. Wo er beigesetzt wurde, konnte nicht festgestellt werden.

Julie lernte 1919 Eduard Bendrat kennen. Er zog zu ihr in den Bahrenfelder Kirchenweg 28. Am 7. Mai 1921 schlossen die beiden im Standesamt Altona die Ehe.
Eduard Bendrat war als Kind der Eheleute Franz Bendrat und Justine Bendrat, geb. Schmidt, am 23.1.1872 in Langkischken/Ostpreußen geboren worden. Er arbeitete als "Rammer" im Straßenbau. Das frischverheiratete Ehepaar zog dann in die Bleicherstraße 16 in Altona.

Erstmalig wurde Julie am 22. Mai 1935 im Krankenhaus Altona in die Psychiatrie aufgenommen. Im Aufnahmegespräch wurde festgestellt, dass sie unter einer Psychose litt, die wohl um 1932 begonnen haben musste. Der Auslöser war ein Streit mit den Nachbarn, die in der Folge ausgezogen waren. Julie Bendrat äußerte bei der Aufnahme im Krankenhaus "paranoide Ideen" und "halluzinatorische Erlebnisse". Der Arzt verordnete ihr daraufhin eine Insulinkur, die jedoch im Hinblick auf die Psychose erfolglos verlief. Julie Bendrat wurde trotzdem nach kurzer Zeit nach Hause entlassen.

Ihre Depressionen verschlimmerten sich bis zu einem Suizidversuch am 8. September 1936, der zur erneuten Aufnahme im Krankenhaus führte.
Die Diagnose bei der Einweisung im Krankenhaus lautete nun "Schizophrenie". Ende September 1936 wurde sie wieder entlassen. Die dritte Aufnahme erfolgte dann im Dezember 1936 nach einem weiteren Suizidversuch. Auch jetzt wurde als Grund für die Einweisung "Schizophrenie" angegeben.
Die Ärzte verordneten ihr Elektroschocks als Therapie, die, so hielt das medizinische Personal Julie Bendrats Klagen fest, bis an die Grenze des für sie Erträglichen reichten. Manchmal habe sie geglaubt, dass sie an der Behandlung sterben würde. Zwei Monaten später wurde sie nach Hause entlassen.

Anfang Dezember 1937 wies sie sich selbst ins Krankenhaus ein, weil sich ihre Depressionen verschlimmert hatten. Wieder lag ein Suizidversuch hinter ihr. Wieder gab sie bei der Aufnahme als Grund den Streit mit den Nachbarn an. Sie fühle sich von ihnen verfolgt. Zudem klagte sie über Schmerzen in den Beinen, weinte sehr viel und fühlte sich komplett überfordert. Am 11. Dezember 1937 wurde sie trotzdem entlassen.

Julie wurde am 5. April 1938 in die "Pflege- und Heilanstalt" Eilbecktal eingewiesen. Der Einweisungsgrund lautete "akuter Erregungszustand und paranoide Schizophrenie". Auslöser für die Einweisung waren die Nachbarn, die die Polizei gerufen hatten.

Julie Bendrat wurde noch im April 1938 in die Uniklinik Eppendorf verlegt. Dort behandelten Ärzte sie wiederum mit Elektroschocks und einer Insulinschocktherapie. Angeordnet hatte dieses der behandelnde Arzt Bürger-Prinz. Die Insulintherapie beinhaltete jeden Tag über einen Zeitraum von zwei Monaten Insulingaben von teilweise bis zu 50 Einheiten. Dadurch kam sie in den "Hypoglykämischen Schock", der dann oftmals lebensbedrohlich wurde. Die Unterzuckerung bewirkte starke Schweißausbrüche, Zittern, Unruhe, Reizbarkeit, Übelkeit, Erbrechen, Wutausbrüche bis hin zu Schwächeanfällen. In den Zustand des Hypoglykämischen Schocks kam sie durch die Therapie insgesamt mehr als zweiunddreißigmal.

Parallel dazu verlief die Elektroschocktherapie. Die Elektroden für die Elektroschocks wurden an ihren Beinen befestigt. Durch die Elektroschocks hatte sie das Gefühl, als würden sich ihre Adern heben und platzen. In den Augen der Ärzte verlief die Therapie erfolglos. Wieder wurde sie nach Hause entlassen.

Dort konnte sie oft nachts nicht schlafen und fühlte sich weiter verfolgt. Die Nachbarn würden sie – so glaubte sie – belästigen. Sie ihrerseits bedrohte die Nachbarn dann in der Folge mit dem Messer, was wiederum zu einem Polizeieinsatz und zur erneuten Einweisung führte, diesmal am 24. November 1941 in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn. Wieder lautete der Einweisungsgrund "Schizophrenie", wieder wurde sie (Ende Dezember 1941) nach Hause entlassen. Julie Bendrats letzter Wohnort der Einweisung war die Röhrigstraße 40 in Altona.

Ein Schreiben, das ihre sofortige Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik anordnete, da sie eine Gefahr für sich und ihre Umgebung darstelle, konnte am 31. Januar 1942 nicht zugestellt werden, weil der Zusteller angab, ihre Wahnideen hätten ihm die Aushändigung unmöglich gemacht. Die polizeiliche Anordnung für die Einweisung in die "Pflege- und Heilanstalt" Eilbecktal durfte Julie wegen ihres psychischen Zustandes nicht entgegennehmen. Die Einweisung erfolgte nach kurzer Zeit trotzdem, zuerst nach Eilbecktal, danach nach Langenhorn.

Von Langenhorn aus wurde sie, nun 62-jährig, dann am 14. Juli 1943 in die "Pflege- und Heilanstalt" Hadamar "verlegt". Die Diagnose lautete "Schizophrenie".
Hadamar war eine Tötungsanstalt. Die Ermordung der Menschen geschah in Hadamar in Form von Gas, Überdosierung mit Medikamenten und durch Mangelernährung. Auch Julie Bendrat wurde hier ermordet. Als Sterbedatum trugen die Verantwortlichen den 12. Juni 1944 ein, als Todesursächlich gaben sie "Altersschwäche" und "Altersschwachsinn" an.

Julie Bendrats sterblichen Überreste wurden in einer Urne an den Friedhof Altona in der Stadionstraße in Hamburg gesandt. Sie wurde dort am 22. August 1944 in einem Urnengrab 6U.X.53-54 beigesetzt.

Julie Bendrats Ehemann Eduard Bendrat verstarb am 7. April 1951 in Hamburg. Er wurde auf dem Friedhof Altona in der Stadionstraße neben seiner Ehefrau Julie beigesetzt.


Stand: November 2019
© Bärbel Klein

Quellen: StaH 352-8/7 Ablieferung 1/1995_29212; 332-5_103/1876; 332-5_262/1878; 332-5_270/1878; 332-5_419/1879;332-5_124/1882; 332-5_273/1886; 332-5_759/1888; 332-5_254/1894; 332-5_190/1895; 332-5_71/1900; 332-5_1384/1904; 32-5_480/1910; 332-5_1836/1910; 332-5_436/1913; 332-5_670/1914; 332-5_446/1918; 332-5_1209/1920; 332-5_791/1923; 332-5_361/1924; 332-5_1613/1928; 332-5_472/1929; 332-5_69/1931; 332-5_661/1944; 332-5_262/1950; 332-5_227/1951; 332-5_469/1955; 332-5_201/1976; 741-4-K4224; 741-4_K4294; 741-4_K4402, 741-4_K4470; 741-4_K4623; 741-4_K7356;Copy in conformity ITS Digital Archive, 0.1 [14539394], [7105] Bad Arolsen; Copy ofconformityITS Digital Archive 2.1.1.2 [70530583], [7105] Bad Arolsen; Unterlagen Friedhof Altona.

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