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Bilha Erna Bezen * 1939

Winterhuder Weg 86 (Hamburg-Nord, Barmbek-Süd)

1941 Lodz
ermordet

Weitere Stolpersteine in Winterhuder Weg 86:
Aron Bezen, Erna Bezen, Leonhard Bezen

Aron Bezen, geb. 5.4.1899, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert und dort gestorben
Erna Berta Bezen, geb. Hecht, geb. 26.6.1905, am 25.10.1941 nach Lodz, am 29.9.1942 in Chelmno ermordet
Leonhard Bezen, geb. 2.7.1938, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert, am 29.9.1942 in Chelmno ermordet
Bilha Erna Bezen, geb. 5.12.1939, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert, am 29.9.1942 in Chelmno ermordet

Winterhuder Weg 86

Aron Bezen war gebürtiger Rumäne und wurde in Targoviste bei Bukarest als Sohn von Salo-mon Bezen und seiner Frau Anna Wilder geboren. Er hatte vier Brüder: Noa, Josef, Bernhard und Heinrich. Alle fünf Brüder wanderten nach Deutschland aus und verteilten sich im ganzen Land. Aron Bezen zog es nach Hamburg.

In Hamburg lernte er seine erste Ehefrau Frieda Bleiweiss kennen. Mit ihr hatte Aron ein ge­meinsames Kind, die Tochter Hannelore kam am 13. Juli 1931 in Hamburg zur Welt. Die Ehe scheiterte und wurde in den dreißiger Jahren wieder geschieden.

Der gelernte Tapezierer Aron Bezen be­trieb seit 1927 eine kleine Repara­­tur­werkstatt in der Wex­straße 42, wo er auch kurzzeitig mit seiner Familie wohn­te. Am 4. Mai 1930 eröffnete er zuerst in der Elbstraße 60 ein Polster- und Tape­zier­geschäft. Schnell wechselte die Ge­schäfts­­adres­se in den Winterhuder Weg 86, wo gleichzeitig immer ein bis zwei Ge­sellen angestellt waren.

Nach der Scheidung zog Frieda mit ihrer Tochter Hannelore in den Neuen Stein­weg 79. Seit dem 4. Juni 1936 wohnte Aron auch im Winterhuder Weg 86 in einer kleinen Wohnung. Mitte der dreißiger Jahre lernte er seine zweite Ehe­frau kennen. Erna Berta Hecht war die Toch­ter von Arthur Hecht und seiner Ehe­­frau Rosalie Löwen­thal und wurde am 26. Juni 1905 in Herford geboren. Sie arbeitete als Ver­käuferin bei Alfred Laassen in der Kaiser-Wilhelm­stra­ße 49. Im Jahr 1938 zog sie zu Aron in den Winterhuder Weg 86. Am 2. Juli 1938 kam ihr erstes gemeinsames Kind Leonhard zur Welt.

Im März 1939 heirateten Aron und Erna und ein weiteres Kind folgte, Bilha Erna wurde am 5. Dezember 1939 geboren. Im selben Jahr musste Arons erste Tochter Hannelore von der Volks­schule auf die jüdische Talmud Tora Schule wechseln.

Mit der "Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben" vom 12. November 1938 verlor auch Aron Bezen sein Geschäft. 1939 wurde die Polsterei "arisiert" und ein Herr Flashar erwarb das Geschäft für wenig Geld. In der Folge musste Aron Bezen als Geselle in fremden Werkstätten arbeiten, um seine Familie versorgen zu können.

Die Wohnung verlor Familie Bezen ebenfalls und musste zur Untermiete in den Eppendorfer Weg 9 ziehen. Dies war auch ihre Deportationsadresse. Am 25. Oktober 1941 wurde die ganze Familie ins Getto nach Lodz deportiert. Dort wechselten sie einmal ihre Adresse. Zuerst lebten sie in der Reiterstraße 27 und zogen dann Ende November 1941 in den Bleicherweg 17.

Seit dem 16. Dezember 1941 arbeitete Aron Bezen als Tapezierer im Getto Lodz und wechselte am 12. März 1942 zur Holzwollefabrik Marysin, um dort als Tapezierer tätig zu sein. Im Sep­tem­ber 1942 erhielt Familie Bezen ein Schreiben, in dem mitgeteilt wurde, sie werde aus dem Getto "ausgesiedelt". Aron Bezen legte daraufhin Einspruch ein und begründete diesen mit seiner Arbeitsstelle. Tatsächlich wurde Aron Bezen von der "Ausreise" zurückgestellt. Seine Frau Erna und ihre Kinder Leonhard und Bilha wurden jedoch am 29. Sep­tem­ber 1942 aus dem Getto Lodz "aus­gesiedelt". Dies bedeutete für sie den sicheren Tod in einem Gaswagen auf dem Schlosshof von Chelmno. Das wei­tere Schick­sal von Aron Bezen ist ungeklärt.

Frieda und Hannelore wur­den am 8. November 1941 von Ham­burg ins Get­to nach Minsk de­portiert und kamen dort ums Leben.

© Carmen Smiatacz

Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; StaHH 351-11, AfW, Abl. 2008/1, 17.04.99 Bezen, Aron; StaHH 741-4, Fotoarchiv, Sa 1246; Archivum Panstwowe, Lodz; USHMM, RG 15.083 301/103-105; ITS/ARCH/Transportlisten Gestapo (Hamburg)/11198207#1 (1.2.1.1/0001-0060/0017G/0045); ITS/ARCH/Getto Litzmannstadt/1202403#1 (1.1.22.1/0006/ 0096).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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