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Clara Beschütz, Mutter Bertha und Marie Beschütz
© Privatbesitz

Clara Beschütz * 1877

Husumer Straße 37 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1941 Riga

Weitere Stolpersteine in Husumer Straße 37:
Marie Beschütz, Olga Beschütz, Bertha Beschütz

Clara Ernestine Beschütz, geb. 7.8.1877 in Hamburg, am 6.12.1941 nach Riga
deportiert

Husumer Straße 37

Über Clara Beschütz ist im Vergleich zu ihren Schwestern wenig bekannt. Ihr Beruf wird in den Akten des Amtes für Wiedergutmachung mit "soziale Fürsorgerin" angegeben. In einem Familienstammbaum wird sie als "staatliche Wohlfahrtspflegerin" bezeichnet, und in seinen Erinnerungen sprach Gert Beschütz davon, sie habe sich im Kinderschutzbund betätigt. Sonst berichtet er kaum etwas über diese Tante. Nur einmal, im Zusammenhang mit einem Jugendstreich charakterisiert er sie als "harmlos".

Ebenso wie seine anderen beiden Töchter hatte Dr. Siegmund Beschütz auch Clara am 10. Februar 1905 mit 2000 RM ins Kloster St. Johannis, Heilwigstraße 162 eingekauft, d. h. zu der Zeit, als die Schwestern zunächst Exspektantinnen – Anwärterinnen auf eine Aufnahme – waren, befand sich das evangelische Damenstift noch am Klosterwall (früher Schützenwall). Der Wohnsitz der St. Johannis Klosterdamen war bereits seit 1834 auf der Höhe am Klostertor. Am 1. April 1922 rückten die Töchter zu Konventualinnen auf, d. h. sie waren Mitglieder des Stiftes. Da befand sich das Kloster bereits seit acht Jahren in der Heilwigstraße. Als Konventualinnen hatten die Schwestern ein "höchstpersönliches Anrecht" auf freie Wohnung, wenn eine im Kloster frei war und auf eine jährliche Unterstützung.

Diese Absicherung seiner Töchter war Siegmund Beschütz, neben deren beruflicher Ausbildung, offensichtlich wichtig. Außerdem stellte sie einen Ausgleich unter den Geschwistern her; denn der Sohn Max Carl Joseph, geb. am 18. August 1879, Dritter in der Geschwisterreihe, hatte ein Jurastudium mit Promotion absolviert.

Weder Clara noch ihre Schwestern haben das Wohnrecht jemals in Anspruch genommen. Sie lebten immer mit ihrer Mutter zusammen. Die Unterstützung betrug ab 1. April 1922 jeweils 400 RM pro Jahr, ab 1. Juli 1929 700 RM und ab 1. Juli 1940 800 RM pro Jahr. Diese Zahlungen waren keine Rente, sondern eine Unterstützung, je nach den damaligen wirtschaftlichen Überschüssen der Stiftung. In den Jahren der Inflation 1922/23 wurde keine Unterstützung ausgezahlt. Laut Statuten endeten die Vorrechte der Konventualinnen – freie Wohnung und Unterstützung – mit Verheiratung oder Tod.

Als Clara Beschütz und ihre Schwestern Anfang Dezember den Deportationsbefehl nach Riga bekamen und am 6. Dezember 1941 die Reise in den Tod antreten mussten, war Clara 64, Olga 65 und Marie 59 Jahre alt. "Die armen, ohnehin schon halbverhungerten und verhärmten Tanten, umständlich wie sie nun einmal waren, mussten packen", schrieb Gert Beschütz in seinen Erinnerungen. In seiner Zusammenstellung für die Straßenbenennung berichtete er aber auch, dass die Freundin Elisabeth Flügge beim Packen half und bis zuletzt bei ihnen blieb.

Am Abend des 5. Dezember, erinnerte sich Gert Beschütz, habe er seine Tanten in ihrer Wohnung aufgesucht und tränenreichen Abschied genommen. Sie hätten nicht gewollt, dass er sie am nächsten Morgen begleite. Sie seien am nächsten Morgen gegen 7 Uhr früh in Begleitung von Onkel Edgar und Tante Käthe aufgebrochen, "im Dunklen, damit das Volk auf der Straße die Schmach und Schande nicht sehen sollte". Clara, die sich kurz zuvor den Arm gebrochen hatte, sei nicht in der Lage gewesen, die Straßenbahn in der Curschmannstraße zu besteigen, so schwach sei sie gewesen. Onkel Edgar und Tante Käthe hätten sie noch in die Bahn gehoben. Da Begleitung nicht erlaubt war, hätten sie nicht mitfahren dürfen.

Dr. Max Plaut, Syndicus der ehemaligen Jüdischen Gemeinde und ab 2. Dezember 1938 von der Gestapo zum ihr allein verantwortlichen Geschäftsführer bestimmt, hat in einem Brief vom 20. April 1973 an Arie Goral-Sternheim das Verhalten der zur Deportation Bestimmten auf dem Hannoverschen Bahnhof als "mustergültig" bezeichnet. Über den Transport nach Riga hat Salomo (Peter) Carlebach eine schriftliche Aussage gemacht. Er berichtete, dass die Bahnfahrt vom 6. bis 9. Dezember 1941 dauerte. Die Bahnstation sei 20 km außerhalb Rigas gewesen, 1 bis 1, 5 km vom Lager Jungfernhof entfernt. Zur Zeit des Transports seien die Zustände noch ziemlich erträglich gewesen, sie hätten sich aber sofort mit der Ankunft verändert. Die Transportteilnehmer hätten nur Handgepäck mitnehmen dürfen, das Großgepäck sei geplündert worden. Zwar habe in den ersten Tagen noch das Essen gereicht, "da reiche Proviante mitgebracht wurden". Sie seien aber "der Hauptbestand der ersten Tage in der Küche" gewesen. Die Unterbringung in Scheunen und Ställen beschrieb er als katastrophal.

Wie lange Clara Beschütz und ihre Schwestern unter diesen fürchterlichen Verhältnissen gelebt haben, ist nicht bekannt. Möglich ist, dass sie bei den Massenerschießungen am 26. März 1942 ermordet wurden.
© Christiane Pritzlaff

Quellen: StaH, 351-11 AfW, Abl. 2008/1, M3/185 b, Bertha Beschütz; Dr. Max Carl Joseph Beschütz erhielt am 18.3.1908 die Zulassung als Rechtsanwalt. Er heiratete die aus einer christlichen Familie stammende Käthe Alwine Engel. Am 28.5.1920 wurde der gemeinsame Sohn Gert geboren. Dr. Max Beschütz wurde am 10.11.1938 ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Er emigrierte im Juni 1939 mit seiner Frau nach England und erlangte am 30.4.1948 die britische Staatsangehörigkeit. Während eines Hamburg-Besuches starb er am 12.10.1951; Das Kloster St. Johannis, Schwenkow, 1914; Gillis-Carlebach, Jedes Kind, 1992, S. 372f.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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