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Hulda Blumenthal (geborene Samuelsohn) * 1874

Jungestraße 12 (Hamburg-Mitte, Borgfelde)


HIER WOHNTE
HULDA BLUMENTHAL
GEB. SAMUELSOHN
JG. 1874
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 6.5.1943

Hulda Blumenthal, geb. Samuelsohn, geb. 30.5.1874 in Christburg/Westpreußen, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, dort am 6.5.1943 verstorben

Jungestraße 12 (Wallstraße 14)

Hulda Blumenthals Biographie ist eng mit der ihres zwei Jahre älteren Bruders Ludwig Samuelsohn verbunden. Sie wurden beide in Christburg in Westpreußen geboren. Ihre Eltern, der Händler Josef Samuelsohn und seine Ehefrau Bertha, geb. Lorenz, verlegten ihren Wohnsitz nach Hannover, wo Josef Samuelsohn bereits 1900 starb. 1902 heiratete Hulda den 1874 in Hannover geborenen Kaufmann und späteren Schiffshändler Alfred Blumenthal, 1904 kam ihr erster Sohn, Erich, zur Welt. Fünf Jahre später zog die Familie nach Bremen, wo Hulda 1910 einen zweiten Sohn, Heinz, zur Welt brachte.

Ludwig Samuelsohn gründete seine Familie in Straßburg, zog aber vermutlich im Zuge des Ersten Weltkriegs zurück nach Hannover. Er heiratete die acht Jahre jüngere Paula Mayer aus Ingenheim in der Vorderpfalz. Die Trauung fand am 22. April 1902 in ihrem Heimatort statt. Zwischen 1903 und 1906 wurden ihre Kinder Hans, Margarethe und Elisabeth geboren.

Beide Familien, mit ihnen Mutter Bertha Samuelsohn, ließen sich Anfang der 1920er Jahre in Hamburg nieder. Ludwig Samuelsohn lebte mit seiner Familie in der Hartwicusstraße auf der Uhlenhorst, Alfred Blumenthal bezog mit seiner Ehefrau Hulda, der Schwiegermutter und den Söhnen eine Wohnung in der Wallstraße 14 in Borgfelde. Dort starb Bertha Samuelsohn, hoch betagt, im September 1922.

Wie schon in Bremen, wurde Alfred Blumenthal im Schiffshandel tätig. Heinz ging auf die nahe gelegene Realschule am Lübecker Tor und schloss sie 1925 mit dem "Einjährigen", der Mittleren Reife ab. Anschließend absolvierte er eine kaufmännische Lehre bei Rappolt & Söhne. Ob Erich, bei seiner Ankunft in Hamburg 16 Jahre alt, noch weiter eine Schule besuchte, ist nicht bekannt. Er ging ins Bankgeschäft.

Beide Familien wurden Mitglieder der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg. Nach zwei Jahren endeten Alfred Blumenthals Beitragszahlungen, ohne dass dafür Gründe wie Austritt, Tod, Fortzug oder Nicht-Veranlagung angegeben wurden. Er starb 52-jährig am 24. Dezem­ber 1926 und hinterließ seine Witwe mittellos. Zunächst trug nur Erich, nach Abschluss seiner Lehre auch Heinz zu ihrem Lebensunterhalt bei. Heinz blieb bei seiner Lehrfirma, wechselte aber später zu Lavy & Co., wo er 1938 aus "rassischen" Gründen entlassen wurde.

Ludwig Samuelsohns Tätigkeit als Kaufmann erlaubte seiner Familie ein bescheidenes Leben. Margarethe heiratete mit 16 Jahren den Fabrikdirektor Wilhelm Klint, 1926 verließ Hans Hamburg mit unbekanntem Ziel, 1936 emigrierte Elisabeth nach Stockholm.

Erich Blumenthal heiratete ca. 1933 die am 14. April 1905 in Hamburg geborene Ellen Theilheimer und trat der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg bei, Heinz Blumenthal ein Jahr später. Sie blieben regelmäßige Beitragszahler. Hulda Blumenthal zog mit ihren Söhnen in die Schlankreye 73. Erich und Ellen Blumenthal emigrierten im Januar 1939 nach Uruguay, Heinz verließ im Mai 1939 Hamburg in Richtung Portugal. Er fand auf den Cap Verdischen Inseln eine Anstellung bei einer portugiesischen Firma und heiratete dort die Hamburgerin Ilse Klahr.

Nach der Emigration ihrer Söhne blieb Hulda Blumenthal in der früheren Wohnung zurück. Sie bestritt ihren Lebensunterhalt vermutlich durch Vermietung. Hinzu kam eine regelmäßige kleine monatliche Unterstützung durch ihren Bruder, die über die Wohlfahrtsstelle des "Jüdischen Religionsverbands" geleitet wurde. Ludwig Samuelsohn starb am 2. Oktober 1941 im Israelitischen Krankenhaus, das sich zu dem Zeitpunkt in der Johnsallee 68 befand. Seinen Tod zeigte seine Schwester Hulda an. Paula Samuelsohn führte die Zahlungen an ihre Schwä­gerin fort. Das versetzte diese in die Lage, den monatlichen Grundbeitrag von 1 RM an die Jüdische Gemeinde zu leisten. Er wurde auch noch am 26. August 1942 verbucht, als sie sich bereits zusammen mit ihrer Schwägerin im Getto von Theresienstadt befand.

Im März 1942 mussten die beiden Frauen zwangsweise in das der Jüdischen Gemeinde gehörende Martin Brunn-Stift in der Frickestraße 24, inzwischen als "Judenhaus" dienend, ziehen. Dort erhielten sie die Aufforderung der Gestapo zur Abreise nach Theresienstadt am 15. Juli 1942. Paula Samuelsohn brachte ihre letzten Mittel von 1302,92 RM in den "Heimeinkauf" ein, Hulda besaß nichts mehr. Am 5. März 1943 starb Paula Samuelsohn im Alter von 63 Jahren an den Entbehrungen des Gettolebens, Hulda Blumenthal zwei Monate später am 6. Mai; sie wurde 69 Jahre alt.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; 7; StaH, 314-15 AfW, 191210; 332-5 Standesämter, (StA 22) 859+687/1922, (StA 2a) 8174+355/1941; 332-8 Meldewesen, K 6850; 552-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2, Bd. 4.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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