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Bereits verlegte Stolpersteine



Josephine Boock (geborene Jürgensen) * 1857

Tarpenbekstraße 107 (Hamburg-Nord, Eppendorf)


HIER WOHNTE
JOSEPHINE
BOOCK
GEB. JÜRGENSEN
JG. 1857
EINGEWIESEN 1941
HEILANSTALT LANGENHORN
´VERLEGT‘ 2.11.1943
MESERITZ-OBRAWALDE
ERMORDET 8.11.1943

Weitere Stolpersteine in Tarpenbekstraße 107:
Günther Blobel, Klaus Peter Wörbach

Josephine Boock, geb. Jürgensen, geb. 13.8.1857 in Borby Krs. Eckernförde, Aufenthalte in Anstalten und Kliniken, gestorben in der Heil- und Pflegeanstalt Meseritz-Obrawalde am 8.11.1943

Tarpenbekstraße 107 (Eingang Stiftung Anscharhöhe), Eppendorf

Josephine Boock war 84 Jahre alt, als sie am 28. August 1941 aus der Diakonischen Anstalt Anscharhöhe in der Tarpenbekstraße in Hamburg-Eppendorf kommend in der Psychiatrischen Klinik der Hansischen Universität in Hamburg-Eilbek aufgenommen wurde. Wir wissen nicht, wie lange sie in der Anscharhöhe gelebt hatte und wie es ihr dort ergangen war. Erst seit dem Zeitpunkt der Aufnahme in Eilbek können wir ihre noch gut zwei Lebensjahre nachvollziehen.

Josephine Boock war am 13. August 1857 in Borby im Kreis Eckernförde als Josephine Jürgensen geboren worden. Durch ihre Eheschließung hatte sie den Nachnamen Boock erhalten. Ihr Ehemann muss vor ihr gestorben sein, denn sie wurde bei ihrer Aufnahme in der Psychiatrischen Klinik als Witwe bezeichnet. Weiteres über ihre Kindheit, Jugend und ihr Erwachsenenleben wissen wir nicht.

Bei der Aufnahme in der Psychiatrischen Klinik in Eilbek wurde die Diagnose "Dementia senilis" (Altersdemenz) gestellt. Offenbar sah man dort keine Besserungsaussichten und verlegte Josephine Boock nach zwei Wochen am 12. September 1941 mit einem Sammeltransport in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn. Von dort gelangte sie am 1. Oktober in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg, wo sie als freundlich und zufrieden wahrgenommen wurde. Infolge ihrer in Lüneburg erstmals erwähnten Schwerhörigkeit war sie sehr behindert. Sie soll nur verstanden haben, was ihr "ins Ohr geschrien" wurde. Außerdem war sie auf einem Auge erblindet.

Laut Krankenakte war Josephine Boock "über die Gegenwart kaum orientiert". Dennoch konnte sie während des Aufnahmegesprächs in Lüneburg ihren Wunsch äußern, sofort entlassen zu werden.

Wie in den beiden Anstalten vorher wurde Josephine Boock anscheinend auch in Lüneburg nur "bewahrt".

Im März 1942 schickte die Lüneburger Anstalt den "Meldebogen I" an das Reichsinnenministerium. Mit diesem Meldebogen wurden während der ersten Euthanasiephase von 1939 bis 1941 wichtige Daten der Anstaltsinsassen an die Euthanasiezentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4, gegeben. Aufgrund der Angaben in diesen individuellen Meldebögen wurde dort darüber entschieden, ob Menschen mit körperlichen Behinderungen oder psychischen bzw. geistigen Erkrankungen in einer der sechs Gasmordanstalten getötet werden sollten. Näheres aus dem Meldebogen ist in Josephine Boocks Krankenakte nicht vermerkt, auch nicht darüber, ob er Einfluss auf ihr weiteres Schicksal hatte.

Wie schon vorher die Psychiatrische Klinik in Eilbek und die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn entledigte sich auch die Anstalt in Lüneburg der betagten pflegebedürftigen Frau nach kurzer Zeit und verlegte sie am 3. September 1943 zurück nach Langenhorn.

Zwei Monate später, am 2. November 1943, wurde Josephine Boock in einem Transport von 50 Frauen in die Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde in der damaligen Provinz Brandenburg (heute Polen, Międzyrzecz) gebracht.

Diese Anstalt war 1942 im Anschluss an die erste Euthanasiephase Teil der "dezentralen Euthanasie" geworden. Unmittelbar nach Ankunft der Patientinnen und Patienten entschied das ärztliche Personal aufgrund der körperlichen Verfassung darüber, ob jemand sofort zur Tötung bestimmt wurde oder zunächst noch arbeiten musste, z.B. in der Gärtnerei oder in der Nähwerkstatt. Die nicht mehr arbeitsfähigen Menschen erhielten Medikamente, die zum Tode führten.

Bei der Ankunft am 3. November 1943 wurde in Josephine Boocks Krankenakte lapidar notiert: "Kommt mit Sammeltransport aus Langenhorn. Sehr hinfällig."

Sie starb am 8. November angeblich an Altersschwäche. Es darf als sehr wahrscheinlich angenommen werden, dass sie keines natürlichen Todes starb.

Da frühere, selbst gewählte Wohnorte uns nicht bekannt sind, wurde der Stolperstein zur Erinnerung an Josephine Boock vor der Diakonischen Anstalt Anscharhöhe verlegt.

Stand: Juli 2023
© Ingo Wille

Quellen: StaH 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn Abl. 1995/1 Nr. 28979 (Josephine Boock). Michael Wunder, Die Transporte in die Heil- und Pflegeanstalt Meseritz-Obrawalde, in: Peter von Rönn u.a., Wege in den Tod, Hamburgs Anstalt Langenhorn und die Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus, Hamburg 1993, S. 377 ff., 492f.

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