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Ernst Dehle * 1878

Lobuschstraße 33 (Altona, Ottensen)

entrechtet gedemütigt
Flucht in den Tod 12.03.1939 KZ Fuhlsbüttel

Ernst Christian Max Dehle, geb. am 30.3.1878 in Klein Flottbek, gestorben am 12.3.1939 im KZ Fuhlsbüttel

Lobuschstraße, links neben Eingang Museumstraße 33–35 (Lobuschstraße 55)

Durch einen "Druck auf die Halsschlagader" soll sich Ernst Dehle am 12. März 1939 im offiziell ab 1936 nur Polizeigefängnis genannten KZ Fuhlsbüttel das Leben genommen haben. Das für die Verfolgung Homosexueller zuständige 24. Kriminalkommissariat hatte Ernst Dehle seit dem 9. März 1939 in "Schutzhaft" genommen. Zur Abschreckung und zur Gewinnung umfassender Aussagen während der zumeist im Stadthaus von der Kripo oder der Gestapo durchgeführten Verhöre wurden etliche homosexuelle Männer in Fuhlsbüttel inhaftiert. Es ist bekannt, dass in diesem Gefängnis zahlreiche Misshandlungen mit Todesfolge und gezielte Morde von willfährigen Ärzten als "Selbstmord" diagnostiziert wurden. Obwohl im Falle Dehles der zuständige Obermedizinalrat Schmidt die Todesursache "Selbstmord" einschränkend nur als "wahrscheinlich" bezeichnete, so dürfte ein erfolgreicher Suizid durch Druck auf eine Halsschlagader doch eher als unwahrscheinlich gelten. Ein Bericht der im Hafenkrankenhaus durchgeführten "Gerichtssektion" (Sektion = Obduktion) wurde nicht im regulären chronologischen Protokoll eingetragen und erwies sich als unauffindbar.

Wenig ist aus dem 60 Jahre währenden Leben Ernst Dehles bekannt. 1878 als Sohn des Zimmermeisters Christian Johann Martin Dehle und seiner Ehefrau Helene Adolphine Wilhelmine, geb. Eltzinger, in Klein Flottbek geboren und evangelisch-lutherisch getauft, hatte Dehle mehrere Geschwister, darunter die in Klein Flottbek verheiratete Schwester Emma Heydorn, geb. Dehle, Jg. 1867, und den Neffen, Architekt Richard Heydorn, die sich um seinen Nachlass kümmerten. Vier weitere Schwestern waren in Klein Flottbek, München und Lübeck verheiratet. Von seinem in Australien vor ihm verstorbenen Bruder Theodor Dehle lebten zum Zeitpunkt seines Todes noch mehrere Nichten und Neffen.

Ernst Dehle blieb unverheiratet und als Regulierungsbeamter von Versicherungsschäden zuletzt bei der Allianz-Versicherungs-AG angestellt. Er wohnte in Ottensen im 1. Stockwerk der Lobuschstraße 55 zur Untermiete bei einer Witwe Roik. Aus der Zeit vor seiner Inhaftierung im März 1939 sind keine Gefängnisstrafen oder Strafverfahren bekannt.

Die Familie veranlasste seine Bestattung auf dem Friedhof Nienstedten. Vor seinem letzten Wohnsitz in der Lobuschstraße 55, heute ein zur Museumstraße 33 zählender Nachkriegsbau, liegt ein Stolperstein zu seinem Andenken.

Stand September 2015

© Bernhard Rosenkranz (+)/Ulf Bollmann

Quellen: StaH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Ablieferung 2, 451 a E 1, 1 d; 331-5 Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, 1274/39; 332-5 Standesämter, 9907 (Eintrag Nr. 158); Diercks, Gedenkbuch Kola-Fu, S. 17; Rosenkranz/Bollmann/Lorenz, Homosexuellen-Verfolgung, S. 60–61, 205.

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