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Anna Daus * 1879

Behnstraße 34 (Altona, Altona-Altstadt)

1943 Theresienstadt
1944 Auschwitz
ermordet

Anna Rosa Daus, geb. am 22.6.1879, deportiert nach Theresienstadt am 23.6.1943, deportiert nach Auschwitz am 15.5.1944, ermordet

Behnstraße 34

Als Julius Daus beim Standesamt Altona am 22. Juni 1879 die Geburt seiner Tochter Anna Rosa anzeigte, wurde vermerkt, dass beide Eltern der "mosaischen Religion" angehörten. Ihre Eltern waren der Justizrat, Rechtsanwalt und Notar Julius Daus und seine Ehefrau Margarethe Daus, geb. Steinthal. Anna Daus konvertierte zur evangelisch-lutherischen Religion.

Sie blieb unverheiratet und war als Wohlfahrtspflegerin tätig. Bis zu ihrer Deportation wohnte sie im Haus ihrer Eltern in der Behnstraße 34 in der Altonaer Altstadt, wo der Vater im Nachbarhaus Behnstraße 36 ein Anwaltsbüro geführt hatte. Nach seinem Tod um 1914 lebte die Mutter, nun Eigentümerin des Hauses, im Erdgeschoss. Laut Adressbuch Altona wohnte dort 1925 zeitweilig auch wieder ihr Bruder Ernst Daus, Jahrgang 1877. Neben seiner Beschäftigung als philosophischer Privatgelehrter war er ab 1923 Rechtsanwalt beim Amts- und Landgericht Altona sowie Notar, bis ihm am 2. Juni 1936 die Zulassung entzogen wurde. Schließlich bezog er eine Wohnung in der Präsident-Krahn-Straße 10 in Altona.

Margarethe Daus verstarb am 5. März 1938. Anna Daus und ihr Bruder einigten sich im August 1938 vor einem Notar darauf, dass das unbelastete Hausgrundstück Behnstraße 34 in das Eigentum von Anna, die bereits dort wohnte, übergehen sollte. Ab 1939 wurde "Frl. Anna Daus" im Hamburger Adressbuch mit Wohnsitz in der Behnstraße 34 verzeichnet. Die ehemalige Sozialbeamtin bezog nun Rente.

Die Behörde des Oberfinanzpräsidenten sperrte ihre Konten mit einer "Sicherungsanordnung". Über Ihren Grundbesitz und Wertpapiere bei den Altonaer Filialen der Deutschen Bank und der Vereinsbank durfte sie nur noch mit Genehmigung der Devisenstelle verfügen. Im November 1939 musste sie die "Sühne-Abgabe" zahlen, mit der laut einer Verfügung des nationalsozialistischen Staates alle Juden, die mehr als 5000 Reichsmark besaßen, in hohen Ratenzahlungen für die Schäden des Novemberpogroms 1938 aufzukommen hatten.

Am 23. Juni 1943, einen Tag nach ihrem 64. Geburtstag, wurde Anna Daus nach Theresienstadt deportiert. Mit diesem Transport gelangten 108 Menschen in das Getto im "Protektorat Böhmen und Mähren", nur elf von ihnen sollten überleben. Die Ankunftsliste des Gettos Theresienstadt vom 25. Juni enthält unter der Transportnummer 22 den Namen Anna Daus. Am 15. Mai 1944 wurde sie zusammen mit 2.500 Menschen von Theresienstadt ins Vernichtungslager Auschwitz weiterdeportiert, wo sie ermordet wurde.

Ihr Bruder Ernst Daus, nach dem Krieg wieder als Rechtsanwalt zugelassen, begann nun Nachforschungen anzustellen; seine Schwester galt seit Kriegsende als "vermisst". Schließlich erhielt er einen am 20. Januar 1946 verfassten Brief von Rosi Sandner aus Oldenburg (in Oldenburg), einer überlebenden ehemaligen Theresienstädter Gettobewohnerin:

"Sehr geehrter Herr Dr. Dauss. Sie möchten gerne von Ihrer Fr. Schwester hören. Es ist leider nur Weniges was ich zu sagen weiss. Vom Juni 43 – Dezemberende desselben Jahres haben wir zusammen Berggasse 13 auf dem Boden gehaust. Wohnen kann man es nicht nennen. Frl. Dauss war in der Zeit infolge der Unterernährung sehr viel krank. Sie hat gleich mir, die wir beide nie Pakete bekamen, entsetzlich unter Hunger gelitten. Frl. Dauss hat sich dann langsam etwas erholt. Sie bekam dann ein Zimmer mit nur 5 Personen. Das war etwas ganz Besonderes. Im Mai 44 ist Frl. Dauss dann leider mit so vielen Anderen auf Transport gekommen – und man hat nichts wieder gehört. Leider weiss ich nicht mehr zu schreiben. Sie hat gern und oft von Ihnen gesprochen und darf ich Ihnen wohl Grüsse von Frl. Dauss bestellen. Mit frdl. Gruss, Rosi Sander"

Der Pastor Walter Auerbach aus der Behnstraße 28, ein Nachbar der Familie Daus, erklärte vor dem Amtsgericht Altona am 16. Juni 1947, der inzwischen verstorbene Oberlandesgerichtsrat Dr. Goldschmidt habe ihm nach seiner Rückkehr aus Theresienstadt mitgeteilt, "daß Frl. Daus Anfang 1944 von Theresienstadt aus mit einem Transport fortgekommen sei, dieser Transport sei vermutlich nach Auschwitz gegangen."

Schließlich ließ Ernst Daus seine Schwester vom Amtsgericht Hamburg-Altona für tot erklären.

Stand September 2015

© Birgit Gewehr

Quellen: 1; 2 (R 1938/1757 Daus, Ernst); 3; 4; 5; 7; 8; StaH 424-111 Amtsgericht Altona 5749 (Aufgebot zur Todeserklärung des Fräulein Anna Daus); StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 m 1 Band 3 (Ankunftslisten der von Hamburg in das KZ Theresienstadt deportierten Juden, Ankunft 25.6.1943); StaH 332-5 Standesämter 6207 (Eintrag Nr. 1727/1879); StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2 Band 5 (Deportationsliste Theresienstadt, 23.6.1943); Morisse, Ausgrenzung, Bd.1, S. 182.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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