Namen, Orte und Biografien suchen
Bereits verlegte Stolpersteine
Suche
Clara Wolfsohn (geborene Freundlich) * 1879
Abendrothsweg 19 (Hamburg-Nord, Hoheluft-Ost)
HIER WOHNTE
CLARA WOLFSOHN
GEB. FREUNDLICH
JG. 1879
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET
Weitere Stolpersteine in Abendrothsweg 19:
Edith Behrend, Clara Zipora Böhm, Dora Guttentag, Ella Guttentag, Marianne Lehmann, Ruth Weigert, Elise Wiesenthal, Ruth Wolfsohn, Werner Wolfsohn
Clara Wolfsohn, geb. Freundlich, geb. am 7.6.1879 in Neustettin/Pommern, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk
Abendrothsweg 19 (Hamburg-Nord, Hoheluft-Ost)
Grindelberg 45 (Eimsbüttel, Harvestehude)
Clara Wolfsohn wurde am 7. Juni 1879 in Neustettin/Pommern als Clara Freundlich geboren. Sie war das siebte von elf Kindern des jüdischen Ehepaares Moses und Ernestine Freundlich, geb. Fabian. Die Familie Freundlich lässt sich in Neustettin weit zurückverfolgen. Wie Clara ihre Kindheit und Schulzeit erlebte, ist uns nicht bekannt.
Sie heiratete am 1. Dezember 1905 in Berlin den Hamburger Kaufmann Albert Wolfsohn, geboren in Hamburg am 22. Juni 1868. Das Paar lebte in Hamburg, wo am 21. September 1906 der Sohn Werner Wolfsohn, geboren wurde. Die Eltern gaben dies mit einer Anzeige bekannt: "Durch die Geburt eines strammen Jungen wurden hocherfreut Albert Wolfsohn und Frau Clara geb. Freundlich. Hamburg, Grindelberg 45." Werner blieb das einzige Kind der Familie.
Albert Wolfsohn führte seine "Agentur und Commiss., Kaiser-Wilhelm-Straße 47" im Herzen der Stadt Hamburg. Privat zog die Familie vom Grindelberg 45 ins Jungfrauenthal 14. Hier verzeichnete das Hamburger Adressbuch sie ab 1934. Von einer Erwerbstätigkeit Clara Wolfsohns ist nichts bekannt, vermutlich versorgte sie den Haushalt und kümmerte sich um den Sohn, bis dieser die elterliche Wohnung verließ.
Am 17. April 1936 verstarb Albert Wolfsohn im Alter von 65 Jahren und ließ seine Frau Clara mit 54 Jahren sowie seinen 27 Jahre alten Sohn Werner zurück.
Werner Wolfsohn wurde im Rahmen des Novemberpogroms vom 10. November bis 23. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen in "Schutzhaft" genommen.
Die wirtschaftliche Lage von Clara Wolfsohn und ihrem Sohn Werner verschlechterte sich in dieser Zeit. Juden wurden nicht mehr angestellt, jüdische Unternehmen waren ruiniert oder wurden aufgegeben. So wird es für Werner Wolfsohn, der Vertreter von Beruf war, schwer gewesen sein, eine Arbeit zu finden, und Clara Wolfsohn war bereit 59 Jahre alt. Die Kultussteuerkarten von Clara und Werner Wolfsohn zeigen an, dass sie aufgrund des geringen Einkommens keine Steuer entrichten mussten. Es war ihnen auch nicht mehr möglich, eine eigenständige Wohnung zu führen. Clara Wolfsohn zog jeweils zur Untermiete zunächst in die Eppendorfer Landstraße 36 und anschließend in die von den Nationalsozialisten umbenannte Ostmarkstraße 76, die heutige Hallerstraße. Hier wurde sie zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 erfasst als Bewohnerin im II. Stock, dort führte Jente Schlüter eine Pension (siehe www.stolpersteine-hamburg.de). Werner Wolfsohn wurde am 17. Mai 1939 mit der Adresse Eppendorfer Baum 11 registriert, wo er ebenfalls zur Untermiete wohnte.
Der Kultussteuerkarte von Clara Wolfstein zufolge war sie in den Jahren 1940 und 1941 auf Verwandtenunterstützung angewiesen, ihr standen 75 Reichsmark im Monat zur Verfügung. Diese prekäre Situation war sicherlich der Grund für eine weitere Veränderung im Leben der Wolfsohns.
Werner Wolfsohn hatte die Auswanderung nach Palästina erwogen, denn er ging zur Vorbereitung am 2. Januar 1940 nach Paderborn in das Hachschara-Arbeitseinsatzlager. Da Clara Wolfsohn davon ausging, dass sie von diesem Zeitpunkt an in Hamburg auf sich allein gestellt sein würde, zog sie von der Ostmarkstraße 76 in eine wahrscheinlich finanziell günstigere Untermiete in den Abendrothsweg 19. Aber Werner Wolfsohn kehrte nach nur ca. einem Monat aus Paderborn nach Hamburg zurück und brach die Vorbereitung zur Auswanderung aus nicht bekannten Gründen ab. Zunächst zog er am 12. Februar 1940 in die Pension von Jente Schlüter in der Ostmarkstraße 76 II in Hamburg ein, in der seine Mutter zuvor gewohnt hatte. Am 14. Mai 1940 wechselte er in die Badestraße 1 bei Levy. Dann aber konnte er sich ein eigenständiges Wohnen als Untermieter nicht mehr leisten und zog am 18. Juni 1941 zu seiner Mutter in den Abendrothsweg 19 bei Böhm im 1. Stock.
Auf der Deportationsliste ist der Abendrothsweg 19 als letzte Adresse für Clara Wolfsohn und Werner Wolfsohn angegeben.
Werner Wolfsohn wurde zusammen mit seiner zwei Tage zuvor geehelichten Frau Ruth, geb. Tuteur, am 8. November nach Minsk deportiert.
Zehn Tage später wurde mit der Nummer 434 auf der Deportationsliste vom 18. November 1941 Clara Wolfsohn ins Getto von Minsk verbracht. Ruth Wolfsohns Mutter Hedwig Tuteur und ihre Oma Charlotte Salomon befanden sich im selben Transport wie Clara Wolfsohn.
Ob und unter welchen Umständen die Familie sich im Getto von Minsk wiedergesehen hat, ist nicht bekannt. Keiner überlebte.
Ein Stolperstein erinnert an Clara Wolfsohn, geb. Freundlich, am Grindelberg 45, ein zweiter im Abendrothsweg 19 (Clara wird auf dem ersten mit K, auf dem zweiten mit C geschrieben). Hier liegen auch die Stolpersteine für den Sohn Werner Wolfsohn und die Schwiegertochter Ruth Wolfsohn, geb. Tuteur (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).
Ein Stolperstein für die Mutter von Ruth Wolfsohn, Hedwig Tuteur, geb. Salomon, liegt in der Hamburger Straße 199-205, ein Stolperstein für Ruths Vater Eugen Tuteur in der Grillparzerstraße 4 (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).
Stand: Februar 2025
© Christiane Stephani
Quellen: Gedenkbuch des Bundesarchivs: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de995271; Adressbücher der Stadt Hamburg: https://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/; Gedenkseite zu Menschen in Hachschara-Lagern: https://spurenimvest.de/2022/12/05/wolfsohn-werner/; StaH 351-11_43264, Heiratsurkunde Werner Wolfsohn und Ruth, geb. Tuteur, Belege Nr. 30 und 31; Deportationsliste vom 18. November 1941: https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411118-19.jpg; digitale Quellen aufgerufen am 10. Dezember 2024. Wohnorte zum Zeitpunkt der Minderheiten-Zählung laut mapping-the-lives
https://www.mappingthelives.org/bio/1224bf3b-0340-43a5-846d-0f6c9cedecc9?forename=Clara&surname=Wolfsohn&res_single_fd=false&birth_single_fd=false&death_single_fd=false&deportation_single_fd=false&emigration_single_fd=false&expulsion_single_fd=false&imprisonment_single_fd=false&lat=50.3061856&lon=12.3007083&zoom=6&map_agg=residence&language=de; https://www.mappingthelives.org/bio/0193d172-5157-465a-806e-c979820187b4?restrict_to_map_bounds=false&coordinates_show_all=false&forename=Werner&surname=Wolfsohn&res_single_fd=false&birth_single_fd=false&death_single_fd=false&deportation_single_fd=false&emigration_single_fd=false&expulsion_single_fd=false&imprisonment_single_fd=false&lat=50.3061856&lon=12.3007083&zoom=6&map_agg=residence&language=de; StaH 522-1, 992b, Kultussteuerkarten von Clara und Werner Wolfsohn.