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Felix Cohn * 1864
ohne Hamburger Adresse
ermordet am 23.9.1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel
Weitere Stolpersteine in ohne Hamburger Adresse :
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Felix Cohn, geb. am 2.5.1864 in Freienwalde, ermordet am 23.9.1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel
Ohne Stolperstein
Felix Cohn kam am 2. Mai 1864 in Freienwalde als Sohn von Moritz und Therese Cohn, geborene Cohn, zur Welt. Die Eltern gehörten dem jüdischen Glauben an. Freienwalde war eine kleine Stadt im damaligen Kreis Saatzig in Pommern (heute Chociwel Woiwodschaft Westpommern).
Es ist nicht bekannt, wie Felix’ erste Lebensjahrzehnte verliefen. Im Jahre 1914 ist ein erster kurzer Aufenthalt in der "Irrenanstalt Friedrichsberg” vermerkt. Von dort wurde er im Dezember 1914 in die "Irrenanstalt Langenhorn" eingewiesen. Diese Anstalt wurde bald nach dem Ersten Weltkrieg in "Staatskrankenanstalt Langenhorn" umbenannt. Hier blieb Felix Cohn, soweit nach den Akten erkennbar – mit einer kurzen Unterbrechung bis August 1935. Sein Krankheitsbild ist nicht überliefert.
Von Langenhorn kam Felix Cohn in die Ricklinger Anstalten und lebte dort, als deren Leiter Oskar Epha im Frühjahr 1938 vier jüdischen Heimbewohner (Felix Cohn, Benjamin Engländer, Erland Walter Friedmann und Oscar Löwenthal, siehe jeweils dort) gegen nichtjüdische Patienten austauschen wollte. Angeblich befürchtete die Anstaltsleitung, den Status der Gemeinnützigkeit und damit verbundene Steuervergünstigungen zu verlieren, "wenn nicht ausnahmslos deutsche Patienten bei uns aufgenommen werden." Ab 22. April 1938 befand sich Felix Cohn wieder in der Anstalt Langenhorn.
Im Frühjahr/Sommer 1940 plante die "Euthanasie"-Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4, eine Sonderaktion gegen Juden in öffentlichen und privaten Heil- und Pflegeanstalten. Sie ließ die in den Anstalten lebenden jüdischen Menschen erfassen und in staatlichen sogenannten Sammelanstalten zusammenziehen. Die Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn wurde zur norddeutschen Sammelanstalt bestimmt. Alle Einrichtungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg wurden angewiesen, die in ihren Anstalten lebenden Juden bis zum 18. September 1940 dorthin zu verlegen.
Nachdem alle jüdischen Patienten aus den norddeutschen Anstalten in Langenhorn eingetroffen waren, wurden sie gemeinsam mit den dort bereits länger lebenden jüdischen Patienten – unter ihnen Felix Cohn – am 23. September 1940 in einem Transport von insgesamt 136 Menschen nach Brandenburg an der Havel gebracht. Noch am selben Tag wurden sie in dem zur Gasmordanstalt umgebauten Teil des ehemaligen Zuchthauses mit Kohlenmonoxyd getötet. Nur eine Patientin, Ilse Herta Zachmann, entkam diesem Schicksal zunächst (siehe dort).
Wir wissen nicht, ob Felix Cohns Angehörige Kenntnis von seinem Tod erhielten. In allen nachgewiesenen Fällen wurde behauptet, dass der oder die Betroffene in Chelm (polnisch) oder Cholm (deutsch) verstorben sei. Zudem wurden spätere Sterbedaten als die tatsächlichen angegeben. Die in Brandenburg Ermordeten waren jedoch nie in Chelm/Cholm, einer Stadt östlich von Lublin. Die dort früher existierende polnische Heilanstalt bestand nicht mehr, nachdem SS-Einheiten am 12. Januar 1940 fast alle Patienten ermordet hatten. Auch gab es in Chelm kein deutsches Standesamt. Dessen Erfindung und die Verwendung falscher Sterbedaten dienten dazu, die Mordaktion zu verschleiern und zugleich entsprechend länger Verpflegungskosten einfordern zu können.
Für Felix Cohn konnte eine persönliche Adresse in Hamburg nicht nachgewiesen werden, so dass bisher kein individueller Ort bestimmt werden kann, an dem seiner mit einem Stolperstein gedacht werden könnte.
Stand: November 2017
© Ingo Wille
Quellen: 1; 5; 9; StaH 133-1 III Staatsarchiv III, 3171-2/4 U.A. 4, Liste psychisch kranker jüdischer Patientinnen und Patienten der psychiatrischen Anstalt Langenhorn, die aufgrund nationalsozialistischer "Euthanasie"-Maßnahmen ermordet wurden, zusammengestellt von Peter von Rönn, Hamburg (Projektgruppe zur Erforschung des Schicksals psychisch Kranker in Langenhorn); 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn Abl. 1/1995 Aufnahme-/Abgangsbuch Langenhorn 26.8.1939 bis 27.1.1941; UKE/IGEM, Archiv, Patienten-Karteikarte Felix Cohn der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg. Sutter, Peter, Der sinkende Petrus. Rickling 1933–1945, Rickling 1986, S. 173f., 247.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".