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Heinz Cossloff * 1922

Marienthaler Straße 26 (Hamburg-Mitte, Hamm)

1941 Minsk
ermordet

Weitere Stolpersteine in Marienthaler Straße 26:
Esther Minden, Julius Minden, Ingeborg Simon, Gerhard Simon

Esther Minden, verw. Cossloff, geb. Maletzki, geb. 25.7.1887, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Heinz Cossloff, geb. 24.3.1922, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Ingeborg Simon, geb. Cossloff, geb. 13.1.1921, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk
Marienthaler Straße 26

"An eine Auswanderung ist nicht zu denken, da nach Ablauf des Permits dafür keine Möglichkeit besteht." Mit diesem Satz endeten die Auswanderungsbemühungen Esther Cossloffs am 4. Juni 1940. Sie und ihr jüngster Sohn Heinz wurden am 8. November 1941 nach Minsk deportiert. Danach gab es kein Lebenszeichen mehr von ihnen.

Esther, Ingeborg und Heinz Cossloff waren die letzten Mitglieder der Familie Cossloff, die noch in Deutschland lebten. Ursprünglich bestand die Familie aus den Eltern Samuel und Esther (Emma) Cossloff und den drei Töchtern Paula (geb. 1910), Margot (geb. 1923) und Ingeborg (geb. 1921) sowie den Brüdern Günther (geb. 1917) und Heinz (geb. 1922); sie wohnte in der Marienthaler Straße 26.

Vater Samuel wurde am 12.4.1880 in Leipzig geboren, kam nach Hamburg und trat Ende 1917 in die Deutsch-Israelitische Gemeinde ein. Er war Handlungsgehilfe bei der Firma N. Fuchs am Gänsemarkt 58. Wann und wo er seine Frau Emma heiratete, ist nicht bekannt. Sie war als Emma Maletzki am 25.7.1887 in Kalisch (Provinz Posen) zur Welt gekommen und nannte sich Esther. Die Familie war staatenlos.

1917 und 1918 war die wirtschaftliche Situation der Familie noch so gut, dass Samuel Cossloff alle geforderten Steuern zahlen konnte. Was die Steuern an die Jüdische Gemeinde anging, konnte er sie danach entweder nicht mehr zahlen oder er wurde gar nicht mehr veranlagt. Er starb 1930. Seine Witwe arbeitete als Kassiererin.

Die Kinder schlossen an ihre Schulzeit Berufsausbildungen an. Paula begann ihre Lehre 1935 im Ost-Indien-Haus, Neuer Wall, Heinz 1937 seine Gärtnerlehre bei Warburg in Blankenese und trat gleichzeitig als eigenständiges Mitglied der Jüdischen Gemeinde bei.

Ingeborg ging bis 1937 in die Talmud Tora Schule, die sie vorzeitig beendete, um 1938 eine dreijährige Lehre bei Gebr. Robinsohn am Neuen Wall in der Handschuhabteilung anzutreten. Nachdem das Geschäft im November 1938 zerstört worden war, fand sie eine Stellung als "Tagmädchen" im Haushalt.

Nach dem Novemberpogrom 1938 begann die Mutter, die Emigration der Familie zu betreiben. Die älteste Tochter Paula, verheiratete Salomon, wanderte am 3. März 1939 in die USA aus. Sie konnte nur mit Unterstützung des Jüdischen Hilfsvereins emigrieren. Margot, die Jüngste, gelangte im April 1939 nach England.

Die Mutter blieb mit Ingeborg und Heinz zurück. Dieser brach gegen Ende 1939 die Lehre ab und leistete ab März 1940 Zwangsarbeit in der Bleiindustrie. Da wohnten sie schon in der Dillstraße 16, wo sie 1941 die Deportationsbefehle erhielten. Inzwischen hatte Heinz die türkische Staatsangehörigkeit erworben und nannte sich Caym.

Die Auswanderungsbemühungen für Ingeborg und Heinz/Caym scheiterten. Der Kindertransport, für den sie vorgesehen waren, wurde verschoben, und die Permits verfielen.

Heinz verlor die türkische Staatsangehörigkeit und musste wieder den Zwangsnamen Israel führen. Esther Cossloff hatte eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für ihre eigene Auswanderung erhalten. Auch diese verfiel. Eine neue Möglichkeit zur Emigration bot sich nicht. Sie hatte kein Einkommen, kein Vermögen und lebte 1940 von der Zimmervermietung. Am 22. August 1941 heiratete sie den Vertreter Julius Minden, geb. am 8.10.1889 in Altona. Die Drei wurden am 8. November 1941 nach Minsk deportiert.

Am 10. Juli 1941 hatte Ingeborg Cossloff, inzwischen mit deutscher Staatangehörigkeit, bereits Gerhard Simon geheiratet, nach jüdischem Ritus. Gerhard Simon wurde am 11.9.1920 in Hamburg geboren. Die beiden Ehemänner zogen zu ihren Frauen in die Dillstraße 16. In der Deportationsliste ist Gerhard Simons Beruf mit Erdarbeiter angegeben, der Ingeborgs mit Näherin. Sie wurden als Ersatzleute für den Transport am 25. Oktober 1941 nach Lodz aufgerufen, aber erst am 18. November 1941 nach Minsk deportiert.

Ingeborg Simon, geb. Cossloff, ist in keinem Gedenkbuch vermerkt. Der Verbleib Günthers, des ältesten Sohnes, ist völlig offen.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 2 FVg 8687; 4; 5; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, o. Sign. Mitgliederzählung der DIGH 1928; 390 Wählerverzeichnis 1930; 391 Mitgliederliste 1935; 922 e 2 Deportationslisten Bd. 1, 2 und 3; BA Bln., Volkszählung 1939; AfW 130121.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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