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Karl Danker * 1883

Buxtehuder Straße 38 (Harburg, Harburg)


verhaftet 1944
Zuchthaus Hamburg
Zuchthaus Potsdam
Verstorben an Haftfolgen

Karl Danker, geb. 28.5.1883 in Bönebüttel bei Neumünster, wegen "Wehrkraftzersetzung" in Haft, an den Haftfolgen am 12.7.1945 gestorben

Stadtteil Harburg-Altstadt, Buxtehuder Straße 38

Der Schlosser Karl Danker heiratete Margarethe Gohr, geb. am 20.4.1879 in Züllichau. Sie hatten vier Kinder: Justus, geb. am 28.8.1899, Elfriede, geb. am 12.7.1904 und 1929 verstorben, Bruno, geb. am 15.8.1905, und Gertrud, geb. am 9.7.1906. Die Familie wohnte lange Zeit in Harburg, Buxtehuder Straße 38. 1931 waren alle Kinder aus dem Haus, seitdem lebte das Ehepaar dort allein.

Der Sozialdemokrat Karl Danker trat während des Ersten Weltkriegs der USPD bei. Diese Partei hatte sich im April 1917 auf ihrer Reichskonferenz in Gotha aus Opposition zur Kriegs- und Burgfriedenspolitik der SPD gebildet. Der Parteitag der USPD durfte nach den Bestimmungen des Militärs nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagen.

Im November 1918 brach in Deutschland die Revolution aus. Kaiser Wilhelm II. dankte ab und ging in die Niederlande ins Exil, Deutschland wurde Republik. Überall bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte, auch in Harburg und der damals noch selbststständigen Gemeinde Wilhelmsburg. Karl Danker vertrat die USPD im Harburger Arbeiter- und Soldatenrat. Die Räte hatten zunächst formal alle Macht, beließen aber die kaiserlichen Beamten auf ihren Posten, auch den Harburger Oberbürgermeister Heinrich Denicke, der Mitglied der extrem nationalistischen und annexionistischen Vaterlandspartei gewesen war. Nach und nach mussten die Räte die Macht an die gewählten Parlamente abtreten, auch in Harburg. Wo sie sich weigerten, wurden sie von den kaiserlichen Truppen und konterrevolutionären Freikorps unter dem Befehl des Wehrministers Gustav Noske (SPD) mit Waffengewalt unterdrückt.

Nach Hungerunruhen wurde im Juni 1919 der Belagerungszustand verhängt. In Harburg erhielt Major Hueg vom Pionierbataillon, das in der Kaserne am Schwarzenberg stationiert war, die vollziehende Gewalt. Vertreter aller drei Arbeiterparteien SPD, USPD und KPD tagten im Hotel "Kaiserhof" (Bremer Straße). Sie erklärten am 27. Juni, dass sie allein für Ruhe und Ordnung sorgen könnten, und wählten dazu eine Zwölferkommission, der auch Karl Danker angehörte.

Im Oktober 1920 spaltete sich die USPD auf ihrem Parteitag in Halle. Der größere Teil vereinigte sich mit der KPD, der kleinere Teil trat später der SPD bei. Karl Danker wurde Mitglied der KPD. 1923 war er Delegierter auf dem Leipziger Parteitag der KPD.

Nach Errichtung der NS-Diktatur wurde am 21. März 1933 auf Verordnung des Reichspräsidenten das Gesetz "zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung" erlassen (Heimtücke-Gesetz). Demnach wurde faktisch jede öffentliche Kritik am NS-Staat zum Straftatbestand. Während des Kriegs kamen weitere Strafandrohungen hinzu, u.a. "Feindbegünstigung", "Wehrkraftzersetzung" und Abhören von "Feindsendern".

Ob Karl Danker während der NS-Diktatur im Widerstand war, ist nicht bekannt. Jedenfalls wissen wir nichts von Fest­nahmen oder Verurteilungen. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er im Tempo-Werk in Bostelbek, wo die legendären Dreiradautos produziert wurden (heute Mercedes). Eingezogen wurde er nicht, der Betrieb galt als "kriegswichtig". Einem Jugendlichen sagte er: "Du musst immer auf dein eigenes Kreuz achten, niemals auf das Eiserne Kreuz." Dieser Satz wurde von einem Denunzianten mitgehört. Karl Danker wurde am 12. November 1944 festgenommen und kam zunächst in Polizeihaft, am 22. November in Hamburg in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft am Hanseatischen Sondergericht strengte gegen ihn ein Verfahren wegen "Wehrkraftzersetzung" und Verstoßes gegen das Heimtücke-Gesetz an. Am 23. Februar 1945 wurde er zum Landgericht Postdam überstellt. Zu einem Prozess kam es offenbar nicht mehr. Karl Danker erkrankte in der Haft schwer. Am 12. Juli 1945 verstarb er in einem Lazarett der Sowjetarmee in Fürsten­walde und wurde auf dem örtlichen Fredhof bestattet.

© Hans-Joachim Meyer

Quellen: VVN-BdA Harburg (Hrsg.), Die anderen, S. 246; Hans-Joachim Meyer, Rote Fahnen über Harburg, Hamburg-Harburg 1998, S. 21; Reinhard Kühnl, Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten, Köln 1975; StaH, 332-8 Meldewesen, A44; StaH,, Adressbücher Harburg-Wilhelmsburg; VVN, Komitee-Akten; Heyl/Maronde-Heyl, Abschlussbericht; Totenliste VAN.

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