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Willy Curland * 1891
Isestraße 53 (Eimsbüttel, Harvestehude)
KZ Fuhlsbüttel
ermordet 18.11.1936
Weitere Stolpersteine in Isestraße 53:
Heinz Egon Curland, Alfred Israel, Edith Israel, Hans Israel, Leonie Israel, Ruth Israel, Aron Hertz Israel, Auguste Lichtenhayn, Auguste Pollak, Peter Pollak, Renate Pollak, Eva Schreiber, Rosa Wolff
Willy Curland, geb. am 30.5.1891, gestorben 18.11.1936 im Lazarett des Hamburger Untersuchungsgefängnisses
Heinz Egon Curland, geb. am 6.10.1917 in Hamburg, gestorben an den Folgen von Diskriminierung und Ausgrenzung am 28. Juni 1944
Willy Curland kam in Berlin als Willy Cohen zur Welt. Seine Eltern waren jüdischen Glaubens. 1916 heiratete er in Hamburg Mathilde Hermine Gretchen Kesselhut, die aus einem christlichen Elternhaus stammte. Das Ehepaar führte fortan, genehmigt durch Senatsbeschluss vom 25. April 1916, den Namen Curland. 1917 kam der Sohn Heinz Egon zur Welt und wurde lutherisch getauft.
Im Handelsregister firmierte Willy Curland als "Bücherrevisor und Kaufmann". In den zwanziger Jahren war er ein bekannter Treuhänder und Abwickler von Vergleichen. Sein Büro lag 1930 am Gänsemarkt 35, in seinem Todesjahr 1936 am Neuen Wall 16/18. Die Familie wohnte in der Isestraße 53. Im Februar 1936 wurde Willy Curland nach einer Denunziation unter dem Vorwurf der "Rassenschande" verhaftet und zunächst ins KZ Fuhlsbüttel, später ins Untersuchungsgefängnis gebracht. Am 16. November 1936 verurteilte ihn das Landgericht zu 19 Monaten Zuchthaus, wobei ihm die Untersuchungshaft angerechnet werden sollte. Daraufhin nahm er sich am 18. November 1936 das Leben.
Ungefähr drei Monate später erschien im "Stürmer" eine hasserfüllte Geschichte über den "Rassenschänder" Willy Curland und sein Foto wurde an Hamburger Anschlagsäulen mit entsprechenden Parolen plakatiert. Diese Hetze hatte auch Konsequenzen für andere Familienmitglieder, zum Beispiel für den älteren Bruder Albert Curland, der danach als Architekt keine Aufträge mehr bekam. Albert lebte mit seiner Familie in der Carolinenstraße 9. Er wurde zeitweise von seiner Frau vor der Gestapo versteckt, starb aber Ende 1939 an den gesundheitlichen Belastungen, die durch die Verfolgung entstanden waren. Zahlreiche weitere Mitglieder der Familie Curland starben in Konzentrationslagern.
Gretchen Curland konnte die Firma ihres Mannes nicht weiterführen, musste allerdings noch Forderungen begleichen. Andererseits hatte sie Schwierigkeiten, eigene Außenstände einzutreiben, da einige Kunden der Ansicht waren, an eine "jüdische" Firma nichts bezahlen zu müssen. Die Firma wurde am 25. Juli 1938 aus dem Handelsregister gelöscht. Mutter und Sohn gerieten in materielle Not, die durch die Untervermietung nahezu aller Zimmer ihrer Wohnung teilweise aufgefangen wurde.
Zwar konnte Heinz Curland 1938 noch sein Abitur am Wilhelm-Gymnasium machen, aber als "Mischling" erhielt er weder einen Studienplatz noch eine seiner Vorbildung entsprechende Lehrstelle. Nach der Lehre in einer Filterfabrik wurde er zum Arbeitsdienst und anschließend zum Militär eingezogen. Nach zwei Jahren an der Front wurde er als "Mischling" vom Militärdienst ausgeschlossen. Schwer krank kehrte er nach Hamburg zurück und arbeitete zunächst als Testamentsvollstrecker. Da sich einige Erben jedoch nicht von einem "jüdisch verseuchten" Menschen betreuen lassen wollten, musste er diese Tätigkeit wieder aufgeben. Schließlich wurde er, immer noch schwer krank, als Bauarbeiter verpflichtet. Er starb am 28. Juni 1944 in der elterlichen Wohnung.
© Ulrike Sparr
Quellen: 4; 5; 8; Archiv der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH), Signatur: 11/R 2, Dr. Robinsohn, Justiz als Verfolgung; AfW 180875 und 201092; Handelsregister Hamburg (Archiv Handelskammer); AB 1930, Bd. 1; AB 1936, Bd. 1; Diercks, Herbert, Gedenkbuch Kola-Fu Hamburg, 1987; Totenliste Hamburger Widerstandskämpfer und Verfolgter 1933–1945, Hamburg 1968.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.