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Friederike Davidsohn in der „Staatskrankenanstalt Friedrichsberg“
Friederike Davidsohn in der "Staatskrankenanstalt Friedrichsberg"
© Archiv Universitätsklinik Eppendorf

Friederike Davidsohn * 1891

Kurzer Kamp 6 Altenheim (Hamburg-Nord, Fuhlsbüttel)

1942 Theresienstadt
1943 weiterdeportiert nach Auschwitz

Weitere Stolpersteine in Kurzer Kamp 6 Altenheim:
Dr. Julius Adam, Johanna Hinda Appel, Sara Bromberger, Therese Bromberger, Margarethe Davidsohn, Gertrud Embden, Katharina Embden, Katharina Falk, Auguste Friedburg, Jenny Friedemann, Mary Halberstadt, Käthe Heckscher, Emily Heckscher, Betty Hirsch, Hanna Hirsch, Regina Hirschfeld, Clara Horneburg, Anita Horneburg, Emma Israel, Jenny Koopmann, Franziska Koopmann, Martha Kurzynski, Laura Levy, Chaile Charlotte Lippstadt, Isidor Mendelsohn, Balbine Meyer, Helene Adele Meyer, Ida Meyer, Ella Rosa Nauen, Celine Reincke, Friederike Rothenburg, Benny Salomon, Elsa Salomon, Martha Rosa Schlesinger, Louis Stiefel, Sophie Stiefel, Louise Strelitz, Eugenie Hanna Zimmermann

Margarethe Davidsohn, geb. Sachs, geb. 18.11.1867 in Breslau, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, umgekommen am 6.8.1942 im Getto Theresienstadt
Friederike Davidsohn, geb. 18.9.1891 in Bromberg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 23.1.1943 nach Auschwitz und ermordet

Kurzer Kamp 6

Margarethe Sachs kam am 18. November 1867 als Tochter von Henriette, geb. Lewinsohn, und dem "Kommissionär" (d.h. ein Kaufmann, der mit der Ware Dritter handelt) Daniel Wilhelm Sachs in Breslau zur Welt. Früh verlor die Familie ihren Vater; er verstarb am 31. Mai 1868 im Alter von 35 Jahren. Margarethe war sechs Monate alt. Ihr Bruder Eugen (geb. 18.7.1862 in Breslau) wuchs dann in einem jüdischen Waisenhaus auf. Er erhielt eine gute Ausbildung, studierte Medizin und erwarb sein Doktor-Diplom in Breslau. Im Jahre 1888 siedelte er nach Hamburg über und ließ sich als praktischer Arzt, später Wundarzt und Geburtshelfer, am Steindamm 76, 2. Stock, nieder. Über Margarethes Kindheit, Schulzeit oder eventuelle Ausbildung ist uns nichts bekannt.

Am 29. April 1889, heiratete Margarethe Sachs im Alter von 22 Jahren in Breslau den aus Bromberg stammenden sieben Jahre älteren Moritz Davidsohn (geb. 26.6.1860). Er war der Sohn von Freude, genannt Fritze oder Friederike, geb. Nast, und dem Schuhmachermeister Simon Davidsohn. Seine Eltern hatten bereits 1850 das Aufgebot bestellt und am 12. August 1857 nach jüdischem Brauch in Bromberg geheiratet. Moritz Davidsohn hatte das gleiche Handwerk erlernt wie sein Vater. Zehn Monate nach ihrer Hochzeit kam ihr Sohn Willi Daniel am 13. Februar 1890 in Bromberg, Friedrichstraße 33, zur Welt. Er wurde nach dem verstorbenen Großvater mütterlicherseits benannt. Margarethe Davidsohns Mutter war Anfang jenes Jahres nach Hamburg verzogen und lebte bei ihrem Sohn Dr. Eugen Sachs. In diesem Sommer verstarb Margarethes Schwiegermutter Fritze Davidsohn in Bromberg. Sie fand dort auf dem jüdischen Friedhof ihre letzte Ruhe. Im November dann ließ Albert, Margarethes Schwager, der jüngere Bruder ihres Ehemannes, für den Vater die danebenliegende Grabstelle Nr. 269 reservieren. Ende des Jahres, am 15. Dezember 1890, heiratete Margarethes Schwägerin Nanny Davidsohn (geb. 12.7.1864 in Bromberg) den ebenfalls von dort stammenden Zahnarzt Leo Levy (geb. 9.9.1866) und zog mit ihm nach Stettin.

Am 18. September 1891 wurde in der Friedrichstraße in Bromberg Margarethe und Moritz Davidsohns zweites Kind, eine Tochter, geboren. Sie bekam den Vornamen Friederike nach ihrer ein Jahr zuvor dort verstorbenen Großmutter. Zunächst führte Moritz Davidsohn die Schuhmacherei in Bromberg weiter. Seine Geschwister und sein Vater hatten bereits die Stadt verlassen.

Sein älterer Bruder David Davidsohn, in der Familie "Dalusch" genannt (geb. 1851), war vor 1880 in die USA ausgewandert und arbeitete in New York in einem Tabakgeschäft. Er hatte dort die in Bad Oeynhausen geborene Frederica Minna, geb. Rosenfeld, geheiratet.

Seine ältere Schwester Clara (geb. 12.11.1857 in Bromberg) war nach ihrer Heirat am 28. Juli 1885 mit Ehemann Daniel Arensberg (geb. 22.8.1848 in Blomberg, Lippe) nach Stettin gezogen. Schwester Nanny lebte mit drei Söhnen ebenfalls in Stettin. Dorthin, in die Falkenwalderstraße 15, war auch der Vater Simon Davidsohn verzogen. Er stammte aus Lipnow, Russisch-Polen, und verstarb mit 71 Jahren, am 27. Juli 1894, in Stettin. Seine letzte Ruhe fand er auf dem dortigen jüdischen Friedhof.

Der jüngere Bruder Albert Davidsohn (geb. 2.7.1862) war mit einer Lederagentur um die Jahrhundertwende nach Schweden gegangen, wie auch der ältere Bruder Max Davidsohn (geb. 3.12.1852), der bereits im Juni 1881 in Bromberg die aus Rauseters, Schweden, stammende Emma Mattson (geb. 6.12.1851) freireligiös geheiratet hatte. Später adoptierten sie eine Tochter.

Seine Schwester Cäcilie (geb. 18.10.1858) heiratete um 1878 Hugo Leo Lövinsohn (geb. 24.6.1879) und ging mit ihm in dessen Geburtsstadt Danzig, dort kamen ihre Kinder Hugo Leo (geb. 1879), Paul Michael (geb. 1881) und Charlotte Amalie (geb. 1888) zur Welt.

Das Schicksal seiner Schwester Cäcilie, (geb. 18.10.1858) in Bromberg, ist noch ungeklärt.
Eine weitere Schwester gleichen Namens wurde zehn Jahre später in Bromberg geboren: Cäcilie Davidsohn (geb. 1.12.1868), genannt Cilly. Sie kam als Erwachsene nach einem Aufenthalt in Lübeck nach Stockholm und heiratete dort am 10. März 1899 den Prokuristen Knut Kjarrström, (geb. 19.2.1865). Im folgenden Jahr wurde ihre Tochter Ingrid Fredrika Katarina geboren.

Moritz Davidsohns Schwester Adeline (geb. 16.12.1856), die auch in der Friedrichstraße gewohnt hatte, heiratete am 23. Dezember 1879 in Bromberg den Kaufmann Adolph Gollubier (geb. 11.3.1855 in Schwetz). Sie bekamen in Bromberg vier Kinder: Martin (geb. 1880), Julius (geb. 1882), Erich (geb. 1883) und Miriam (geb. 1886). Dann wanderte auch Adeline Gollubier mit Ehemann und den Kindern in die USA aus.

Moritz Davidsohn war noch im Jahre 1896 mit der "Schuhmacherei zum rothen Stiefel" in Bromberg, Poststraße 2, zu finden. Ein Jahr darauf ist er unter dieser Adresse im Bromberger Adressbuch nicht mehr verzeichnet, sondern als Kaufmann am Theaterplatz 4. Moritz und Margarethe Davidsohn beschlossen, Bromberg zu verlassen und nach Hamburg in die Nähe von Margarethes Mutter und Bruder zu ziehen. Als die Familie Ende Juni 1897 nach Hamburg kam, war Willi sieben und Friederike fast sechs Jahre alt. Vier Monate später, im Oktober 1897, meldete Moritz Davidsohn als "Auctionator und Schuhagent" (Kaufmann) sein Gewerbe in der Neustadt, Fuhlentwiete 80, Parterre, an. Im Jahr darauf wurde Moritz Davidsohn mit Margarethe, Willi Daniel und Friederike am 26. Juli 1898 in den Hamburger Staatsverband als Hamburger Bürger aufgenommen. In seinem Aufnahmeprotokoll ist unter der Rubrik Militärverhältnis "Ersatzreserve" eingetragen. Sein zu versteuerndes Jahreseinkommen ist mit 1.500,- Mark angegeben. Die Familie wohnte im Steindamm 53 im 4. Stock, wo Mortiz Davidsohn seinen Schuhhandel betrieb, in der Nachbarschaft von Margarethes Mutter und Bruder.

Margarethes Mutter Henriette Sachs, geb. Lewinsohn (geb. 15.4.1835 in Ostrowo), verstarb am 22. Juni 1900 in dem Kurort Bad Landeck in Schlesien.
Nach der Jahrzeit, der jüdischen Trauerzeit nach dem Tod eines Elternteils, heiratete Eugen Sachs am 26. September 1901 in Stettin Bertha, geb. Arensberg (geb. 26.1.1882 in Blomberg). Sie war die Tochter von Daniel Arensberg und Köhlchen (geb. 1851), der inzwischen verstorbenen Ehefrau aus erster Ehe. Daniel Arensberg war in dritter Ehe verheiratet mit Clara, geb. Davidsohn, einer Schwester von Moritz Davidsohn. Heinz Wilhelm, der Sohn von Bertha und Eugen Sachs, kam am 10. Juli 1902 in Hamburg zur Welt.

Margarethe und Moritz Davidsohns Tochter Friederike, genannt "Frieda", arbeitete nach ihrer Schulzeit als Verkäuferin, vermutlich im väterlichen Geschäft. Sie war noch keine 18 Jahre alt, als sie im Juli 1909 wegen der Krankheitssymptome Kopfschmerzen, Mattigkeit und Bleichsucht zu Dr. Baumann, einem Nasenarzt, in Behandlung nach Reinbeck kam. Anfang August kamen Gesichtsschmerz, Personenverwechslung und Erregungszustände hinzu. Nach einer Untersuchung und mit einem Attest von Dr. Lorey, Eppendorfer Krankenhaus, wurde Friederike von ihren Angehörigen am 7. August 1909 in die "Staatskrankenanstalt Friedrichsberg" gebracht.
In der Krankenhausakte ist protokolliert, dass sie bei ihrer Einlieferung sehr erregt war, sich wehrte, sich nicht wiegen und messen ließ. Sie wurde im Haus 10 untergebracht. Aus den Angaben ihres Onkels Eugen Sachs vom 21. August 1909 ist zu erfahren, dass Friederike in der Schule mäßig gut gelernt und in dieser Zeit nie an Krämpfen gelitten habe. Er mutmaßte, dass in den letzten Wochen, als die Erregungszustände einsetzten, ein sexuelles Trauma stattgefunden habe: "[...] sie scheint abgeknutscht worden zu sein." Friederike sei, da ihr Vater zu dieser Zeit lungenkrank war, sich viel selbst überlassen gewesen und habe "phantastischen Gedanken" nachgehen können.

Ihre Krankheit wurde als Dementia praecox, "jugendliches Irresein" diagnostiziert. Sinnestäuschungen hatte sie nicht, ihr "theatralischer Eindruck" wurde mit einer "Packung", "Veronal", "Duboisin" und einem "Dauerbad" behandelt. Wegen ihrer zu geringen Nahrungsaufnahme wurde protokolliert: "[…] sie muß unter stetiger Nötigung gefüttert werden". Nach vier Monaten Krankenhausaufenthalt wurde Friederike Davidsohn beurlaubt und am 9. Februar 1910 als "gebessert entlassen".

Um diese Zeit siedelte Moritz Davidsohns Schwester Clara Arensberg mit ihren beiden Kindern Emil und Marie von Stettin nach Hamburg über, in die Isestraße 69. Ihr Ehemann Daniel Arensberg war am 26. Dezember 1902 in Stettin verstorben und dort auf dem Städtischen Friedhof bestattet worden.

Im September 1911 zog Moritz Davidsohn als "Privatier" (jemand, der vom Vermögen lebt) im Alter von 51 Jahren mit Margarethe und den Kindern aus Hamburg in die eigenständige preußische Stadt Wandsbek und mietete sich bei Steffens, Neue Bahnhofstraße 12 (heute Schädlerstraße), Parterre, ein. Ihre beiden Kinder Friederike und Willi wurden auf einer eigenen Personenkarte registriert.

Zu dieser Zeit war der 21-jährige Sohn Willi Davidsohn als Handlungsgehilfe tätig. In dem Bericht für das Büro für Kriegsstatistik der Juden, Berlin, ist für ihn neben dieser Adresse festgehalten, dass er damals als "Konfektionär" (Hersteller von Konfektionsware) im Angestelltenverhältnis arbeitete. Möglicherweise war er bei Max Davidsohn beschäftigt, der im Hamburger Adressbuch für das Jahr 1911 mit "Herrengarderoben" in der Wandsbeker Chaussee 201 verzeichnet ist. (Er war nicht sein Onkel. Ob eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen ihnen bestand, konnte nicht geklärt werden.) Dessen Sohn Herbert wurde mit ihm zusammen zum Militär eingezogen, sein gleichaltriger Bruder Walter Davidsohn zwei Jahre später.

Nach seinen Musterungsunterlagen im Jahre 1910 war Willi Davidsohn 1,62 m groß und wog 50,5 kg. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil, was ihn u. a. nach Belgien und Holland führte. Am 15. April 1916 kam er als Kanonier als Telephonist zum Feld-Artillerie-Regiment 45, II. Ersatzbataillon IX, Armeekorps, Landsturm II. Am 24. November 1916 wechselte er zur Garnison-Batterie und am 20. September 1917 diente er als Landsturmmann beim Ersatz-Bataillon im Landwehr-Regiment 75. Der Standort des Regiments lag in Altona-Bahrenfeld. Aus dem Krieg kehrte Willi Davidsohn unversehrt zurück.

Am 21. Juni 1918 zog die Familie Davidsohn wieder nach Hamburg zurück, nach Hohenfelde in die Freiligrathstraße 15, Parterre. In derselben Straße Nr. 12 wohnte auch der ebenfalls aus dem Krieg zurückgekehrte Walter Davidsohn. Sie blieben in der Nähe von Margarethes Bruder Eugen Sachs, der in der Lübeckerstraße 74 wohnte.

Die Vorliebe für Farbe als Ausdrucksmittel zeigte Willi Davidsohn schon früh. Der "rothe Stiefel", das Markenzeichen des väterlichen Schuhgeschäftes hatte Willi während seiner Kindheit in Bromberg symbolhaft begleitet. Nach dem Krieg entschloss sich Willi Davidsohn, nicht weiter den Beruf des Kaufmannes auszuüben, sondern seinen Neigungen entsprechend Kunstmaler zu werden. Wo er sich als Maler ausbilden ließ oder ob er ein Studium absolvierte, konnte nicht nachgewiesen werden. Überliefert ist, dass er am Hamburger Technikum, in der Nähe des Berliner Tors, Kurse belegte. Dort, in einem Raum auf dem Dachboden, hatte er sich eine Werkstatt eingerichtet. Vermutlich entwickelte er seine künstlerischen Fähigkeiten weitgehend als Autodidakt. Dass Willi Davidsohn an der Dresdner Kunstakademie bei Gotthard Kühl, der von 1895 bis 1915 dort lehrte, studiert haben soll, wie es in Kunstlexika angegeben ist, konnte im Archiv der Dresdener Kunstakademie nicht belegt werden. Willi Davidsohn ist weder im Matrikel der Kunstakademie Dresden von 1908 bis 1925 noch in den Schülerlisten der dortigen Kunstgewerbeschule eingetragen. Bereits Hans Leip (H. L.) schrieb am 13. Juli 1918 in der "Neue Hamburger Zeitung": "Die Berührung mit Gotthard Kühe [Kühl] in Dresden muß sehr flüchtig gewesen sein." "Willy Davidson", als Künstler benutzte er diese Schreibweise seines Namens, wurde 1919 Gründungs- und Vorstandsmitglied der Künstlervereinigung "Hamburgische Sezession". Die erste Ausstellung fand am 14. Dezember 1919 in der Hamburger Kunsthalle statt. Der später von den Nationalsozialisten in seiner Existenz bedrohte Bildhauer Friedrich Wield (geb. 1880), der sich 1940 dann das Leben nahm, schuf in diesem Jahr eine eindrucksvolle Bronzebüste von Willy Davidson, die heute im neuen Skulpturensaal des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe zu betrachten ist.

Zehn Jahre waren für Friederike Davidsohn ohne weitere Verhaltensauffälligkeiten verlaufen. Am 10. Mai 1920 wurde sie mit dem Attest ihres Onkels Eugen Sachs wegen "psychischer Erkrankung" zu Dr. Lienau in die Nervenheilstätte "Eichenhain" Hamburg, Eichenstraße 34, gebracht. Im Protokoll bezeichnet ihr Onkel ihren Entwicklungsgang als normal, bis auf einen "Anfall von Dementia praecox" (vorzeitige Demenz) vor zehn Jahren mit dem Klinikaufenthalt in Friedrichsberg. Nach ihrem Bruder soll auch sie eine künstlerische Veranlagung bei sich
entdeckt und zu schreiben begonnen haben, z. B. ein "Märchen voll Musik", das Bach, Beethoven und Mozart gewidmet sei. Neuerdings höre sie Stimmen und fühle sich von ihrer Mutter verfolgt.
In der Klinik wurde bei Friederike eine große Stimmungslabilität beobachtet, "himmelhoch jauchzend lachend und singend" und "schluchzend, angeblich aus Sehnsucht nach ihrer Musiklehrerin Anna Bauer, die sie so sehr liebe". Aus den Protokollaufzeichnungen von Ende Mai bis Ende Oktober 1920 ist zu erfahren, dass sie sich mal als "Prinzessin Lydia von Dänemark", dann als "die Souae" bezeichnete. Da sie weitgehend die Nahrungsaufnahme verweigerte, wurde sie zeitweise zwangsernährt. Am 30. Juli 1920 ist nach dem Besuch ihres Bruders Willy festgehalten: "[…] der heutige Besuch ihres Bruders stimmte Pat. glücklich, machte sie gesprächig und heiter". Aus Protokollen zwischen August und September 1920 ist zu erfahren, dass sie gelegentlich in einem Stormschen Buch lese und ihrem Bruder erzählt habe, der Kaiser, der doch nach den Zeitungen in Holland lebe, sei in ihrem Zimmer gewesen. Sie selbst wolle mit Hoheit angeredet werden. Sie wog in dieser Zeit nur 36 kg. Am 31. Oktober 1920 belegt das Protokoll eine Besserung: "[…] erholt sich körperlich zusehends. Hatte wiederholt Besuch von ihrem Vater, ihren Tanten und ihrem Onkel Dr. Sachs. Schuppenflechte weitgehend abgeheilt." Im Dezember 1920 wurde sie aus der Klinik Eichenhain als "ungeheilt (gebessert!) entlassen".

Willy Davidson wollte eine Reise nach Italien unternehmen und ließ sich im Februar 1921 einen Pass ausstellen. Laut Passprotokoll war er von Beruf Maler; beschrieben ist er als junger Mann von 31 Jahren, mittlerer Statur, mit länglichem Gesicht, schwarzem Haar und braunen Augen.

In jenem Jahr, am 4. Mai 1921, wurde Friederike Davidsohn im Alter von 30 Jahren ein weiteres Mal mit der Diagnose "Jugendirresein – Dementia praecox" in der Friedrichsberger Anstalt von dem Arzt Dr. Draseke (vermutlich Dr. Johannes Dräseke), Facharzt für Nerven- und Gemütsleiden, Esplanade 17, aufgenommen. Beim Aufnahmegespräch berichtete sie über ihr Leben in den letzten zehn Jahren nach ihrer Entlassung aus der Klinik: "[…] im Kontor als Stenotopystin, und dann bin ich sehr musikliebend gewesen, bin ins Theather gegangen – u. bin in der Kunsthalle gewesen u. mir Gemälde angesehen – nun, so wie eben jeder gebildete Mensch lebt".

Die Einlieferung war veranlasst worden, da sie glaubte, sich an einer "schrecklichen Krankheit" angesteckt und vergiftet zu haben. Sie selbst reflektierte darüber: "Das hatte eigentlich gar keinen besonderen Grund. – ich weiß nur, daß ich sehr musikliebend war ich hatte ein kleines Märchen geschrieben, es fing an ‚im fernen Land der unbegrenzten Möglichkeiten‘, das war Bach, Mozart u, Beethoven gewidmet – u. meine Mutter ist eine sehr prosaische Natur – sie wollte nicht, daß ich schriebe – das war der einzige Grund". "Ihre Nerven seien zwar jetzt gesund – ca seit einem viertel Jahr – da sei sie in Schleswig – sie sei von Lisby weggelaufen – von einem Mann geküßt worden – seitdem fühle sie sich krank".Am 11. August 1921 wurde protokolliert: Zu Mittag nichts gegessen: "Ich kann nichs essen, Menschen die ich liebe können auch nichts essen, ich brauche auch gar nichts zu essen! – Wer ruft mich eigentlich immer, bist Du es Ernesto Caruso?"

Im Dezember 1921 wurde Friederike Davidsohn beurlaubt und am 15. Februar 1922 nach Hause entlassen. Nach vier Monaten, am 23. Juni 1922, kam sie erneut in die Friedrichsberger Anstalt, mit der ärztlichen Diagnose "bedarf wegen Geisteskrankheit (schizophrene Wahnvorstellungen, Sinnestäuschungen, manische Erregungszustände) der Aufnahme". Zwei Monate blieb sie in der Klinik. Nach einer zwischenzeitlichen Beurlaubung wurde sie dann am 15. Januar 1923 entlassen.

Willy Davidson meldete am 26. Mai 1923 sein Gewerbe als Maler an unter der Geschäftsadresse Rothenbaumchaussee 26, 3. Stock. Er hatte dafür, es war die Zeit der Inflation, einen Stempelbetrag von 10.000,- Mark zu entrichten.

In den eineinhalb Jahren zu Hause ging es mit Friederike Davidsohn zeitweise gut. Am 6. August 1924 brachte sie ihr Vater erneut in die Klinik Friedrichsberg. Nach seinen Aussagen im Protokoll verhielte sie sich ungehörig gegenüber Angehörigen und erkenne ihre Eltern nicht an. Sie steigere sich in die Vorstellung hinein, vergiftet zu werden. Um ihre Stimme zu erhalten, aß sie drei Schachteln Salmiakpastillen in der Woche, die sie nicht vertrug. Sie wolle Japanisch lernen und sich seidenes Bettzeug anschaffen. Auch zeige sie eine gewisse "Schamlosigkeit". Sie risse sich häufiger das Haar aus. Friederike Davidson blieb bis zum 30. März 1926 in Friedrichsberg, Haus 8, unten. Nach Hause entlassen, kam sie nach fünf Monaten, am 6. August 1926, erneut in die Staatskrankenanstalt Friedrichsberg, am 9. September 1926 verlegt in Haus 6, ein Jahr später in Haus 4.

Im selben Jahr wurde Willy Davidson Mitglied der Deutsch-Israelitischen-Gemeinde. Der Vermerk "gottgläubig" in seiner Kultussteuerkarteikarte deutet auf eine eher liberale jüdische Glaubensausrichtung hin. Mit seinem Freund, dem Innenarchitekten Curt Ahleff, bewohnte er seit 1925 eine Atelierwohnung in der Rothenbaumchaussee 26, 6. Stock. Dort fanden legendäre Feste und Künstlertreffen statt. Veranstaltungen des Vereins "Künstlerfest Hamburg" im Curiohaus, wie die "Götzenpauke", wurden von Willy Davidson als anerkanntem Künstler mitgestaltet und organisiert.

Der 11. Februar 1928 brachte einen tiefen Einschnitt in das Leben von Margarethe, Friederike und Willy Davidson. Der Ehemann und Vater, Moritz Davidsohn, verstarb mit 67 Jahren zwei Tage vor Willys 38. Geburtstag im Marienkrankenhaus in Uhlenhorst-Barmbek. Er hatte an einer Nierenbeckenentzündung gelitten. Vier Tage später erfolgte seine Einäscherung im Krematorium Ohlsdorf; mit Gefolge und ohne Trauerfeier wurde seine Asche durch die Beerdigungsgesellschaft Elfers in einem Urnengrab auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Margarethe hatte die Grabstelle, mit einem freien Platz für sich, reserviert, Grablage Z 27, Nr. 249/250. Die im Sterberegister genannte Bezeichnung "Beamter" konnte nicht belegt werden; im Hamburger Adressbuch wurde Moritz Davidsohn seit 1911 als "Privatier" geführt.

Es ist aus den Friedrichsberger Protokollen zu ersehen, dass Friederike in den letzten sieben Jahren 26 kg zugenommen und im Dezember 1928 ein Gewicht von 66 kg hatte. Am 19. September 1929 schrieb sie mit dem Absender "Cara Maria Elisabeth Nowosa, z. Zt. Friedrichsberg Hs 10. ausser Wache" eine Postkarte an ihre Mutter: "Frau M. Davidsohn, Freiligrathstraße 15 parterre, Ihnen zur Mitteilung, dass ich Ihren Besuch ab Sonntag nicht empfange. Dem Prinzen Willi Davidsohn dieses ebenfalls mitzuteilen. Frau Barber ebenfalls untersagt mich zu besuchen." Weiterhin ist im November 1931 aus ihrem Leben zu erfahren: "Sie übt sich im Einschenken von Kaffee und Tee bei den gemeinsamen Mahlzeiten, damit sie es später in ihrem Haushalt könne, wenn sie so viele Kinder habe. Macht seit 4 Jahren Oki. Das ist die einzige Handarbeit, die sie spontan aufnimmt."

Margarethe Davidsohn blieb als Witwe zunächst in ihrer Wohnung in Hamburg-Hohenfelde, bis sie in das im Jahre 1931 neu erbaute Mendelson-Israel-Stift, Kurzer Kamp 6, Fuhlsbüttel, in die Wohnung Nr. 15, 1. Stock, aufgenommen wurde.

In den Jahren von 1926 bis 1929 hatte ihr Sohn Willy Davidson als Bühnenbildner und Mitglied des Hamburger Stadttheaters, danach bis 1931 als freier Mitarbeiter gewirkt. Am 13. November 1931 unternahm er eine Reise nach Paris. Seine finanzielle Lage wurde zunehmend schwieriger. 1931/32 war sein Einkommen so gering, dass er keine Kultussteuer an die Jüdische Gemeinde mehr zahlen konnte. Seit März 1932 war er nicht mehr in seinem Atelier in der Rothenbaumchaussee anzutreffen. Er war zu dieser Zeit in Othmarschen in der Ziethenstraße 17 bei seinem Freund Curt Ahleff gemeldet.

Im Oktober 1932 wurde Willy Davidson in ein Strafverfahren hineingezogen. Ihm wurde von Freifrau A. v. H. vorgeworfen, ein Gemälde unterschlagen zu haben. Er habe es über einen Vermittler in Kommission genommen, und, da er nebenher mit Bildern handele, verkaufen sollen. Willy Davidson wurde verurteilt, das Gemälde von Gottlieb Schick, eine griechische Landschaft, zurückzugeben oder 250,- RM zu zahlen. In dem Zivilprozess hatte er erklären lassen, das Bild sei nicht mehr da und er wisse nicht, wo es sich befinde.

Am 11. November 1932 wurde er von Kriminalsekretär Wolff im Mendelson-Israel-Stift bei seiner Mutter gesucht. Aus dem Polizeiprotokoll ist zu erfahren, dass Margarethe Davidsohn ihren Sohn zunächst schützen wollte und gesagt habe, er sei nicht zu sprechen. Der Kriminalbeamte Wolff, der darauf bestand, die Wohnung zu sehen, fand Willy Davidson im Zimmer vor und verhörte ihn. Die Lebensumstände, in denen sich Willy Davidson mit seiner Mutter und Schwester zu jener Zeit befand, werden in seiner damaligen Aussage deutlich:
"Die Angelegenheit hätte ich auch schon in Ordnung gebracht, wenn ich einen Verdienst irgend welcher Art gefunden hätte. Bis heute bin ich aber immer noch ohne festen Verdienst. Ab und zu verdiene ich durch meine Malerei kaum soviel, um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Unterstützung bekomme ich nicht. Meine Mutter hat nur soviel, dass sie ihr Leben fristen kann. Von der Wohlfahrt erhält sie die Woche RM 6,-. Von Verwandten erhält sie auch nur eine kleine Zuwendung. Leider bin ich ja gezwungen den Schaden zu tragen, trotzdem mich wirklich keine Schuld trifft. Ich kann nur sagen, dass ich das Bild nicht unterschlagen habe. Dasselbe muss mir auf irgend eine Weise gestohlen worden sein. Eine Anzeige machte ich damals nicht, weil ich ja immer noch hoffte, dass es sich mal wieder anfinden würde. Ich weigere mich nicht, den Schaden zu tragen. Wenn ich festen Verdienst habe, was ich erhoffe, so werde ich die R.M. 250,- nach u. nach abtragen. Mehr kann ich nicht tun."

Willy Davidson erklärte, dass er in Altona-Othmarschen, Ziethenstraße 17, bei Ahleff polizeilich gemeldet sei. Er beabsichtige, in nächster Zeit wieder nach Berlin zu reisen, werde aber seine Adresse hinterlassen. Er wurde danach aufgefordert, mit auf die Wache 49 (Beim Storchennest 9, früher zwischen Rübenhofstraße und Maienweg) zu kommen. Nachdem festgestellt worden war, dass beim Erkennungsdienst nichts gegen ihn vorlag, wurde er wieder entlassen. Für Dienstag, den 10. Januar 1933, morgens um "10 1/4 Uhr", bekam Willy Davidson eine "Ladung zur Verhandlung" in das Strafjustizgebäude, Sievekingplatz, Zimmer 181.

Die Belastungen dieser Zeit endeten für die Familie Davidsohn in einer Tragödie. Fünf Jahre nach Margarethe Davidsohns Ehemann verstarb am 4. Februar 1933 um 12:30 Uhr ihr Sohn im Allgemeinen Krankenhaus Barmbek. Seit dem 28. Dezember 1932 hatte er sich in Behandlung bei Dr. Zepelin befunden. Willy Davidson war zehn Tage vor seinem 43. Geburtstag einer Herzklappenentzündung und Herzschwäche erlegen. Seine Einäscherung im Krematorium Ohlsdorf erfolgte am 9. Februar zwischen 11:45 und 14:10 Uhr. Der Großhamburgische Bestattungsverein richtete eine Trauerfeier mit Dekoration und Gefolge aus. Seine Asche wurde zwei Tage später im Urnengrab neben seinem Vater auf dem Ohlsdorfer Friedhof, zwischen der von Margarethe reservierten Doppelgrabstelle Z 27, Nr. 249/250, beigesetzt. Heute ist diese Grabstelle mit Rasen bedeckt.

Die Künstlervereinigung "Hamburgische Sezession", deren Gründungsmitglied und Kassenwart Willy Davidson gewesen war, sollte 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verboten werden. Die Mitglieder kamen dem zuvor. Sie lösten den Verein auf und vertranken das verbliebene Vereinsvermögen. Das letzte Künstlerfest wenige Wochen später unter dem Motto "Himmel auf Zeit" konnte Willy Davidson nicht mehr erleben.

Im Zuge der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 verließ Margarethes Schwägerin, die Witwe Clara Arensberg, geb. Davidsohn, ihre Wohnung Isestraße 69, in der sie 23 Jahre lang gewohnt hatte. Sie emigrierte nach Stockholm. Auch ihr Sohn Emil Arensberg mit Ehefrau Marie, geb. Matzdorf, und den Kindern Hans Günter und Traute sowie ihre Tochter Marie Sekkel, geb. Arensberg, mit Ehemann Jaques Sekkel und den Kindern Robert, Werner und Liselott, flüchteten dorthin, später teils auch weiter nach Kanada und Brasilien. Clara Arensbergs Sohn Emil und ihr Schwiegersohn Jaques Sekkel hatten in Hamburg eine gemeinsame Firma gegründet und einen Häute- und Fellhandel im Catharinenhof betrieben. Vermutlich hatte es früher mit dem Bedarf an Leder für Moritz Davidsohns Schuhwarenhandel auch eine geschäftliche Verbindung zwischen den Familien gegeben. In Stockholm lebte Margarethe Davidsohns Schwager Albert Davidsohn (geb. 2.7.1862 in Bromberg). Er war mit einer Lederagentur um die Jahrhundertwende nach Schweden gegangen und hatte dort ein großes Vermögen erworben. Mit Russland hatte er einen regen Handel betrieben, bis er infolge der Russischen Revolution alles verlor. Überliefert ist von ihm, dass er in Stockholm alle vier Wochen in die Synagoge ging und am Karfreitag im hohen schwarzen Hut paradierte, um zu zeigen, dass er die Sitten seines neuen Vaterlandes respektiere. Vielen Verwandten konnte er Anfang der 1930er Jahre die Emigration aus Deutschland nach Schweden ermöglichen und nahm sie in Stockholm auf. Albert Davidsohn verstarb dort im Jahre 1934.

Dr. Eugen Sachs hatte die Verfolgungsmaßnahmen der Nationalsozialisten gleich mit deren Machtantritt zu spüren bekommen und seine Praxis, wie alle jüdischen Ärzte, aufgeben müssen. Sein Sohn Heinz, der an der Gelehrtenschule des Johanneums 1920 die Reifeprüfung abgelegt, in Hamburg die erste juristische Staatsprüfung im Juli 1932 bestanden und sein Referendariat angetreten hatte, wurde vom Präses der Justizverwaltung wegen seiner jüdischen Abstammung entlassen. Noch am 2. August 1933 promovierte er zum Doktor der Rechte und wanderte zwei Wochen später zu seinen Verwandten nach Stockholm aus. Sein Vater, Margarethes Bruder, Eugen Sachs verstarb am 2. Juni 1936 in seiner Wohnung in der Lübeckerstraße 74. Bestattet wurde er in einem Urnengrab auf dem Jüdischen Friedhof Ohlsdorf, eine Grabstelle an seiner Seite wurde reserviert. Die Grabredner zollten ihm große Anerkennung für sein unermüdliches und uneigennütziges soziales Wirken.

Friederike Davidsohn war in der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg vier Jahre bis Dezember 1933 in der Klöppelschule und nach deren Schließung im Gemüsekeller beschäftigt gewesen. Am 23. Mai 1934 enden die Protokolle. Endgültig wurde sie entlassen, nachdem die Staatskrankenanstalt Friedrichsberg aufgelöst worden war. Der Vermerk: "Am 5. April 1935 ‚in Versorgungsheim‘ entlassen", bedeutete für Friederike, dass sie in das Mendelson-Israel-Stift kam, in dem sie von da an mit ihrer Mutter zusammenlebte. Seit September 1936 wurde Margarethe Davidsohn als Mitglied in der Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde geführt.

Bertha Sachs, geb. Arensberg, die Witwe des Bruders von Margarethe Davidsohn, folgte ihrem Sohn Heinz im November 1938 in das Exil nach Stockholm.
Auch Dr. Ernst Friedrich Lührse (geb. 22.2.1894), Sohn ihrer Schwägerin Nanny Lührse, geb. Davidsohn, der seit 1924 in Hamburg als Facharzt für Haut- und Harnleiden praktiziert hatte, emigrierte nach dem Entzug seiner Approbation als Arzt in Hamburg im Februar 1939 nach Schweden.

Die Frage bleibt offen, warum sich Margarethe und Friederike Davidsohn nicht auch nach Schweden retten konnten. Ob sie sich überhaupt um eine Emigration bemüht hatten, ist nicht bekannt. Mit der psychischen Erkrankung von Friederike wäre es sicher schwierig bzw. unmöglich gewesen, im Ausland aufgenommen zu werden. Beide mussten seit 1941 von der Jüdischen Wohlfahrt leben. Margarethe und Friederike Davidsohn wurden am 19. Juli 1942 aus dem Mendelson-Israel- Stift nach Theresienstadt deportiert. Zweieinhalb Wochen konnte Margarethe Davidsohn den unmenschlichen Bedingungen im Getto standhalten. Am 6. August 1942 verstarb sie dort im Alter von 74 Jahren. Laut Todesfallanzeige war sie von Dr. Emil Schaufeld wegen einer "Broncho Pneunomia" behandelt worden und im Zimmer Qu 418 um 6:00 Uhr bei ihrer Tochter Friederike verstorben. Friederike Davidsohn überstand den folgenden Winter mit Hunger und Kälte. Am 23. Januar 1943 wurde sie den gefürchteten Transporten in den Osten zugewiesen und in Auschwitz ermordet. Sie war 51 Jahre alt.

Mit den Umzugskisten von Bertha Sachs, geb. Arensberg, und ihrem Sohn Heinz gelangte auch ein Fotoalbum mit Familienfotos der Familien Davidsohn und Sachs und etliche Gemälde von Willy Davidson, von dessen Werken viele verschollen sind, nach Schweden. Heute sind sie geschätzte Raritäten als Werke eines Mitglieds der Hamburgischen Sezession. Friederike und Willy Davidsons Cousin, Heinz Sachs, verstarb 1973 in Stockholm. Nachkommen der Großfamilie Davidsohn leben in Schweden. Fünf Davidsohn-Schwestern luden am 6. August 2016 zu einem großen Familienfest nach Lund ein, sodass sich an der Wiedervereinigung der Familienzweige Arensberg, Sekkel und Davidsohn aus Brasilien, der USA, Schweden sowie später auch Hamburg und Kanada auch die Autorin erfreuen konnte.

Stand: August 2023
© Margot Löhr

Quellen: 1; 3; 4; 5; 7; 8; StaH, 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht Hamburg, A 5876 – 33; StaH, 213-13 Landgericht Hamburg, Rückerstattung, 14661 Ahrensberg und Sekkel; StaH, 314-15 Oberfinanzpräsident, F341 Willy Davidsohn; StaH, 332-5 Standesämter, Geburtsregister, 2131 u. 4438/1886 Alfred John Sekkel, 2179 u. 3886/1888 Jaques Sekkel; StaH, 332-5 Standesämter, Heiratsregister, 2629 u. 1012/1881 Abraham Sekkel/Giedel Käthchen Mormelstein, 8711 u. 255/1916 Jaques Sekkel/Marie Arensberg; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 9738 u. 2136/1915 Alfred John Sekkel, 7083 u. 135/1928 Moritz Davidsohn, 9840 u. 576/1929 Abraham Sekkel, 7148 u. 176/1933 David Davidsohn; 7177 u. 494/1936 Eugen Sachs, 8144 u. 213/1937 Kätchen Sekkel; StaH, 332-7 Staatsangehörigkeitsaufsicht, B III 57021 Moritz Davidsohn, B III 118221 Eugen Sachs, B III 142607 Richard Sachs; StaH, 332-8 Meldewesen, A 24 Bd. 241 Nr. 3264/1921, A 4 Bd. 287 Nr. 15742/1923, A 24 Bd. 353 Nr. 12922/1927; StaH, 342-2 Militär-Ersatzbehörden, D II Nr. 140 Bd.2 Willi Davidsohn; StaH, 352-5 Todesbescheinigungen,1928 Sta 21 Nr. 135 Moritz Davidsohn; 1929 Sta 3a Nr. 576 Abraham Sekkel, 1933 Sta 21c Nr. 176 Willy Davidsohn, 1937 Sta Nr. 213 Käthchen Sekkel; StaH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 987 Richard Sachs, 13560 Dr. Friedrich Lührse, 25771 Heinz Sachs, 46648 Hans Günther Arensberg, 47724 Marie Wilhelm Sekkel; StaH, 352-10 Personalakten, 272 Dr. Friedrich Lührse; StaH, 376-2 Gewerbepolizei, Spz VIII, C 53; StaH, 376-2, Gewerbeanmeldung Akte J Nr. 2779/23. III, K 3834; 16121/1923; StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 903 Kriegsteilnehmerstatistik; StaH, 741-4, Sa 1227; StaH, 741-4 Fotoarchiv, K 245, K 3834, K 6846, K 7427, Sa 1228, S 12285; Standesamt Berlin-Schöneberg, Heiratsregister, 25/1920 Emil Arensberg/Marie Matzdorff; Standesamt Bromberg, Geburtsregister, 171/1890 Willi Davidsohn, 907/1891 Friederike Davidsohn; Standesamt Bromberg, Heiratsregister, 236/1879 Adeline Davidsohn/Adolph Gollubier, 107/1881 Max Davidsohn/Emma Mattson, 160/1885 Daniel Arensberg/Clara Davidsohn, 293/1890 Leo Levy Lührse/Nanny Davidsohn; Standesamt Bromberg, Sterberegister, 1890 Fritze Davidsohn; Standesamt Breslau, Heiratsregister, 1889 Moritz Davidsohn/Margarethe Sachs; Standesamt Stettin I, Geburtsregister, 4074/1891 Friedrich Lührse; Standesamt Stettin I, Heiratsregister, 981/1901 981/1904 Eugen Sachs/Bertha Arensberg, 981/1904; Standesamt Stettin I, Sterberegister, 2033/1894 Simon Davidsohn, 2498/1902 Daniel Arensberg; Archiv Friedhof Ohlsdorf, Beerdigungsregister, Feuerbestattungen, Nr. 441/1928 Moritz Davidsohn, Nr. 702/1932 Willy Davidsohn, Grabbrief Nr. 123149/1928; Hamburger Adressbücher 1887–1943; Datenbankprojekt des Eduard-Duckesz-Fellow und der Hamburger Gesellschaft für jüdische Genealogie, Ohlsdorf, 1931–1939, M 2-25, http://jüdischer-friedhof-altona.de/datenbank.html, eingesehen am: 15.2.2022; Institut Theresienstädter Initiative, Nationalarchiv Prag, Jüdische Matrikeln, Todesfallanzeigen, 329551 Davidsohn Margarete; Auskünfte Direktor Mgr Eugeniusz Borodij, Archiwum Panstwowe w Bydgoszczy, z 1885 roku na nazwiska Daniel Ahrenberg i Clara Davidsohn, z 1890 roku na nazwiska Leo Levy i Nanny Davidsohn, Gmina Mojz.Bydgoszcz, Archiveinheit Sig. 6/378/0/-/4, Nr. 293; Bromberg, Jüdische Gemeinde, Geburtsregister, Nr. 363/1853 Max Davidsohn, Nr. 798/1858 Cäcilie Davidsohn, Nr. 936/1860 Moritz Davidsohn, Nr. 1063/1862 Albert Davidsohn, Archiveinheit Sig. 6/378/0/-/5, Nr. 104, Bromberg, Jüdische Gemeinde, Heiratsregister, Nr. 104/1857 Simon Davidsohn/Fritze Nast; Auskünfte Dr. Ute Haug, Provenienzforschung, Archiv Hamburger Kunsthalle; Auskünfte Dr. Rüdiger Joppien, Museum für Kunst und Gewerbe, Foto Büste Willy Davidson; Auskünfte Dr. Natalia Kardinar, Hochschularchiv und Kustodie, Dresdener Hochschule für bildende Künste; Auskünfte Frau Lehnert, Deutsche Dienststelle (WASt), Berlin, Unterlagen vom Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin, Abteilung IV/Ref. Krankenbuchlager; Auskünfte Susanne Sywzyk, Standesamt Blomberg, Nr. 41/1881, Nr. 43/1889, Nr. 46/1892 u. Stadtarchiv Blomberg, Neues Archiv III/D II 1; Jochen Düllmann: Privatsammlung Willy Davidson; Adressbuch Hamburg 1888–1943; Archiv Hamburger Kunst, Bruhns Archiv (Warburg-Haus); Daniel Bohé: FC St. Pauli zur Zeit der NS-Diktatur, Norderstedt 2009, S. 9–14; Maike Bruhns: Kunst in der Krise, 2 Bde., Bd. 1: Hamburger Kunst im "Dritten Reich", Bd. 2: Künstlerlexikon Hamburg 1933–1945, Hamburg 2001; Melissa Gaal: The Family of Flocking Birds. Based on a True Story, North Virginia 2020; Das jüdische Hamburg. Ein historisches Nachschlagewerk, hrsg. vom Institut für die Geschichte der Deutschen Juden, Red.: Kirsten Heinsohn, Göttingen 2006, S. 53 f.; Hans Leipelt: Hamburger Künstler und ihre Werkstätten, in: Neue Hamburger Zeitung, 13.7.1918, Nr. 354, Abendausgabe; Friederike Weimar: Davidson [Davidsohn], Willy, in: Hamburgische Biografie. Personenlexikon, hrsg. von Franklin Kopitzsch/Dirk Brietzke, Göttingen 2006, Bd. 3, S. 89 f.; Friederike Weimar: Die Hamburgische Sezession 1919–1933. Geschichte und Künstlerlexikon, Fischerhude 2003, S. 45, 47, 82 f.; Adressbuch Stockholm 1920, 1924, online eingesehen am: 17.2.2012; Geburts-, Heirats-, und Sterberegister Bromberg, https://www.szukajwarchiwach.gov.pl/de/wyszukiwarka, eingesehen am: 30.3.2022. Herzlichen Dank Ronald und William Sekkel sowie an Marianne Davidson!
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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