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Selma Drews (geborene Schönfeld) * 1898

Bendixensweg 15 (rechts von Nr.17) (Hamburg-Nord, Barmbek-Nord)


HIER WOHNTE
SELMA DREWS
GEB. SCHÖNFELD
JG. 1898
FLUCHT IN DEN TOD
2.1.1942

Selma Drews, geb. Schönfeld, geb. 4.1.1898, Flucht in den Tod am 2.1.1942

Bendixensweg 15

Die Tochter von Johann und Serine Schönfeld wuchs mit ihren fünf Schwestern, Katharina, Me­lanie, Frieda, Bertha und Therese, in Winterhude auf. Ihre Mutter verstarb schon 1920 im Alter von fünfzig Jahren.
Ende der zwanziger Jahre lernte Sel­ma Schönfeld ihren späteren Ehe­mann Richard kennen. Dieser war zuvor mit einer anderen Frau verheiratet ge­­wesen, die jedoch kurz nach der Ge­burt ihres gemeinsamen Kindes Claus-Heinz 1926 verstarb. Drei Jahre später heirateten Selma Schönfeld und Ri­chard Drews am 28. März 1929 und zogen ge­mein­sam mit Claus-Heinz nach Barmbek.

Anders als ihr Ehemann war Sel­ma Drews Jüdin und litt unter der Bedrohung durch die Na­tio­nal­so­zialisten. Aufgrund der psychischen Belastung bekam sie Ischias und ein Nerven­leiden, weswegen sie sich im September 1941 zur Behandlung in die Nervenabteilung des Kran­ken­hauses Eppendorf begab. Acht Wochen später verließ sie freiwillig die Klinik, doch schon im Dezember ließ ihr Mann sie wieder einweisen. Diesmal bekam sie jedoch keinen Platz mehr in Eppendorf und wurde stattdessen ins Hilfskrankenhaus am Kaiser-Friedrich-Ufer verlegt. Nach nur acht Tagen Behand­lung kehrte sie auf eigenen Wunsch nach Hause zurück. Die Aufforderung vom Arbeitsamt Sägerplatz, die am 30. Dezember bei den Drews eintraf, ver­setzte Selma in Angst. In dem Schreiben wurde sie aufgefordert, sich am 5. Januar zwischen acht und neun Uhr beim Arbeitsamt einzufinden, zwecks einer Arbeitszuteilung. Fak­tisch be­deutete dies, dass Selma Drews Zwangsarbeit leisten sollte. Ihr Mann bemühte sich, sie zu be­ruhigen, indem er ihr versicherte, sie werde aufgrund ihrer Krank­heit nicht zur Arbeit eingeteilt. Doch das gute Zureden nützte nichts. Immer wieder ließ Selma verlauten, dass es sich nicht mehr zu leben lohne.

Am 2. Januar verließ Richard Drews die gemeinsame Wohnung gegen 7 Uhr früh, um zu seiner Arbeit bei Emil Fenzelmann in der Alster­krug­chaus­see 550 zu gehen. Claus-Heinz blieb bei seiner Stiefmutter, bis diese ihn um 11 Uhr zu ihrem kranken Be­kann­ten Me­yer schickte. Als Claus-Heinz gegen 16 Uhr nach Hause kam und nach Selma Drews rief, antwortete diese ihm nicht. Daraufhin durchsuchte er die Woh­nung, bis er schließ­­lich vor dem verschlossenen Wohnzimmer stehen blieb. Die Tür ließ sich nur einen Spalt öffnen, doch Claus-Heinz konnte erkennen, dass Selma Drews sich mit einer Wäscheleine an der Türangel erhängt hatte. Sofort lief er ins Treppenhaus, um Hilfe zu holen. Zwei Nachbarn halfen ihm, seine Mutter loszumachen. Kurz darauf erschienen auch die Polizei und ein Kranken­trans­port. Noch lebte Selma Drews, doch auf dem Weg ins Kran­kenhaus Barm­bek verstarb sie und wurde in die Leichen­halle des Hafen­kranken­hau­ses über­führt.

Von ihren fünf Schwestern überlebten nur zwei den Holocaust. Ka­tharina starb in Theresien­stadt, Me­lanie in Minsk und Bertha an einem unbekannten Deportationsort.

© Carmen Smiatacz

Quellen: 1; 4; 5; StaHH 331-5, Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, Akte 1942 79/42 Drews, geb. Schönfeld, Selma.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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