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Otto Dreier * 1880
Lassallestraße 42 (Harburg, Harburg)
HIER WOHNTE
OTTO DREIER
JG. 1880
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1942
ZUCHTHAUS FUHLSBÜTTEL
TOT AN HAFTFOLGEN
6.7.1946
Otto Dreier, geb. 11.6.1880 in Reichswalde (Kreis Insterburg, Ostpreußen), starb am 6.7.1946 an den Haftfolgen
Stadtteil Harburg-Altstadt, Lassallestraße 42
Otto Dreier heiratete Marianne Müller, geb. am 25.11.1883 in Harburg. Sie bekamen drei Kinder: Marie, geb. am 6.10.1906, Otto, geb. am 21.9.1907, und Paul, geb. am 4.4. 1909, alle drei in Harburg. Otto Dreier betrieb in den 1920er und 1930er Jahren eine Frucht- und Gemüsehandlung in der Lassallestraße 42, wo die Familie auch wohnte. Politisch hatte er sich der KPD angeschlossen. 1933 wurde die Lassallestraße (benannt nach Ferdinand Lassalle, dem Präsidenten des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, gegründet 1863) in "Schlageterstraße" (nach Albert Leo Schlageter, Sprengstoffattentäter, um den die NSDAP einen Märtyrerkult begründete) umgetauft. Ob Otto Dreier gleich 1933 in den Untergrund ging und sich am Widerstand beteiligte, wissen wir nicht. Fest steht aber, dass er später Kontakt zur illegalen KPD-Unterbezirksleitung Harburg-Wilhelmsburg unter Felix Plewa hatte. Es existierten mehrere Kleingruppen in Stadtteilen und Betrieben. Sie druckten ihre Materialien in der Regel nicht selbst, sondern bezogen sie von der KPD-Abschnittsleitung Nord in Kopenhagen, die sie von Kurieren nach Harburg schmuggeln ließ (siehe unter Felix Plewa).
Nach der Besetzung Dänemarks durch die deutsche Wehrmacht im Jahre 1940 gelang es der Gestapo ab 1941, mehrere Mitglieder der früheren Abschnittsleitung und ihre Kontaktleute in Deutschland aufzuspüren und festzunehmen. Dazu gehörte auch Otto Dreier. Am 22. Oktober 1941 wurde er in Hamburg auf einem Gemüsemarkt verhaftet und beschuldigt, Widerstandskämpfer illegal beherbergt und kommunistische Flugblätter und Zeitschriften verbreitet zu haben.
Er kam am 23. Oktober 1941 ins Gestapogefängnis Fuhlsbüttel, dann ins Hamburger Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis (12. November 1941 bis 5. Mai 1942). Wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" wurde er zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Haft saß er im Zuchthaus Fuhlsbüttel vom 5. Mai 1942 bis zum 29. Februar 1945 ab. Unterbrochen wurde sie vermutlich wegen der schweren Luftangriffe im Juli 1943 vom 3. August bis zum 3. November 1943. Nach dem 29. Februar 1945 nahm ihn die Gestapo noch einen Monat in Polizeihaft.
Über seine Freilassung konnte er sich nur bedingt freuen, denn er war krank und arbeitsunfähig. Im Mai 1946 musste er ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er starb am 6. Juli 1946 an den Haftfolgen.
Auch seine beiden Söhne waren Kommunisten und im Widerstand. Otto Dreier jr. unterstützte die illegale KPD-Unterbezirksleitung Harburg-Wilhelmsburg unter dem Politischen Leiter Erich Meyer (siehe unter Robert Homeyer). Er organisierte in Wilstorf zusammen mit Emma Quest die dortige illegale Zelle und wohnte bei seinem Vater in der Lassallestraße 42.
Auch er wurde festgenommen, saß vom 21. Juli 1934 bis zum 21. Oktober 1936 in Harburg in Untersuchungshaft und wurde vom Kammergericht Berlin (Anklage D) zu einer Strafe von einem Jahr und acht Monaten Zuchthaus verurteilt. Die Haft verbüßte er vom Februar 1935 bis zum 21. Oktober 1936 im Zuchthaus Rendsburg. Während des Kriegs wurde er 1943 zum "Bewährungsbataillon 999" eingezogen (siehe unter Fritz Dringelburg), am Heuberg in der Schwäbischen Alb ausgebildet und in Griechenland eingesetzt. Dort wurde er vermutlich wegen Unzuverlässigkeit abgeschoben, schlug sich nach Frankreich durch und arbeitete dort bei der Organisation Todt (OT). Die OT organisierte kriegswichtige Baumaßnahmen in Deutschland und den besetzten Gebieten. Irgendwann kam Otto Dreier wieder in Haft. Uns sind die einzelnen Stationen nicht bekannt, entlassen wurde er aus der Strafanstalt Leipzig-Waldheim. Er hat die NS-Zeit überlebt und starb 1948.
Sein Bruder Paul Dreier befand sich vom 24. Juli 1934 bis zum 13. September 1935 in Harburg in Untersuchungshaft und wurde wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt. Seine Strafe verbüßte er in der Strafanstalt Berlin-Moabit vom 14. September 1935 bis zum 21. Oktober 1936. 1942 wurde auch er zum Strafbataillon eingezogen. Zu dieser Zeit wohnte er in der Triftstraße 4. Er wurde in Nordafrika eingesetzt und geriet dort in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 krank zurückkehrte.
© Hans-Joachim Meyer
Quellen: VVN-BdA Harburg (Hrsg.), Die anderen, S. 150; StaH, 332-8 Meldewesen, A46; StaH, 351-11, AfW, Otto Dreier; VVN, Komitee-Akten.