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Bereits verlegte Stolpersteine



Siegmund Aron * 1883

Grindelberg 74 A (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER WOHNTE
SIEGMUND ARON
JG. 1883
DEPORTIERT 1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 4.9.1942

Weitere Stolpersteine in Grindelberg 74 A:
Baszion Aron, Marcus Fränkel, Alice Fränkel, Mosche Fränkel

Siegmund Aron, geb. 9.5.1883, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz/"Litzmannstadt", ermordet am 4.9.1942

Baszion Aron, geb. Heimann, geb. 4.3.1893, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz/"Litzmannstadt", ermordet im September 1942 in Chelmno/Kulmhof

Grindelberg 74 a, Eimsbüttel

Siegmund Aron war am 9. 5.1883 in Hamburg am Steindamm 43 als viertes Kind der jüdischen Eheleute Abraham Aron und Judith, geb. Cassuto geboren worden. (Abraham Aron verstarb am 2. Januar 1936, seine Ehefrau Judith am 24. Juni 1942, beide in Hamburg. Das Ehepaar wurde auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt).

Siegmund Aron besuchte die Talmud-Tora-Schule von 1890 bis 1900 und schloss diese mit der Obersekundarreife ab. Er wuchs in einer sehr bewusst religiös lebenden sefardischen Familie auf. Am 1. April 1901 begann er eine Lehre als Bankbeamter bei der Warburg-Bank in der Ferdinandstraße 72-73. Offensichtlich übernahm sein Arbeitgeber ihn nach der Ausbildung.

Siegmund Aron hatte am 31. Dezember 1917 Alice, geb. Goldschmidt, geb. in Straßburg, in Hamburg geheiratet. Die Eheleute wohnten bis 1918 bei seinen Eltern in der Rutschbahn 25 und zogen 1919 in die Straße Grindelhof 66, Erdgeschoss, dort blieben sie bis 1933.

Alice Aron, ebenfalls jüdischer Herkunft, war am 9.2.1897 als Kind der Eheleute Felix Goldschmidt und Helena Goldschmidt, geb. Wreschner, geboren worden. Über ihre Kindheit und eine eventuelle Ausbildung ist uns nichts bekannt.

Das Ehepaar bekam in Hamburg vier Kinder: Waldemar Wolf am 11.10.1918, Herbert am 30.1.1920, Ruth am 2.2.1922 und Manfred am 9.11.1924. Alle Kinder erhielten eine gute schulische und weitere Ausbildung, die sie Ende der 1930-er Jahre aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung abbrechen mussten.

Spätestens von 1928 an arbeitete Siegmund Aron in der Nostro-Buchhaltung, d.h. er war für die Führung der hauseigenen Konten der Warburg Bank zuständig, insbesondere kümmerte er sich um die Gemeinschaftskonten mit anderen Banken, das sogenannte Meta-Geschäft. Er blieb bei der Warburg Bank, bis ihm 1938 nach dem Novemberpogrom und der "Arisierung" der Bank die Stelle gekündigt wurde.

Die Familienmitglieder Aron pflegten enge Beziehungen untereinander. Das bewährte sich, als Siegmunds Schwestern Charlotte und Helene den Ehepartner und – wie oben erwähnt - auch ihren Vater verloren hatten. David Rabi, Ehemann von Helene, geb. Aron, war bereits am 12. November 1928 verstorben. Charlotte verlor ihren Ehemann Abraham Bravo am 26. Juni 1936. Als Todesursache diagnostizierte der zuständige Arzt Bronchopneumonie (Lungenentzündung).

Die mittellos hinterbliebenen Frauen waren nun auf die Unterstützung ihres Bruders Siegmund Aron angewiesen. Als Angestellter bei der Warburg Bank konnte er seine Mutter Judith Aron, seine Schwiegermutter Helena Goldschmidt und seine beiden Schwestern mit ernähren, was die Jüdische Gemeinde Hamburgs auf seiner Kultussteuerkarteikarte notierte. Die Frauen wohnten Brahmsallee 16/Harvestehude.

Siegmund Aron ließ sich am 8. November 1933 von Alice scheiden, die drei Tage später an einem Herzanfall in Hamburg in der Rutschbahn 31 verstarb. Sie wurde am 10. November 1933 auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt.

Siegmund Aron heiratete am 31. Mai 1934 in Hamburg seine zweite Frau Baszion, geb. Heimann, und wohnte mit ihr bis 1940 in Hamburg in der Rutschbahn 31/Rotherbaum. Baszion war am 4.3.1893 in Hamburg als siebtes von zehn Kindern der jüdischen Eheleute Sally Heimann und Hanna, geb. Schlesinger, zur Welt gekommen. (Sally Heimann verstarb am 3. September 1921 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt. Hanna Heimann wurde am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und verstarb dort am 6. September 1942. Für sie liegt ein Stolperstein in der Rutschbahn 11/Rotherbaum. Siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Wir wissen über Baszion Arons Kindheit nur, dass sie in einer sehr religiös lebenden sefardischen Familie aufwuchs. Wir wissen nicht, welche Schulbildung sie erhielt und ob sie eine Ausbildung absolvierte.

Laut Adressbuch zogen Siegmund und Baszion Aron 1940 in die Straße Grindelberg 74a/Rotherbaum.

Wie alle Jüdinnen und Juden unterlagen auch sie den Einschränkungen und Ge- und Verboten, die die nationalsozialistische Regierung erließ. So mussten sie ihre Wertsachen abliefern, und Siegmund Aron bekam als Gegenleistung nur einen geringen Geldbetrag. Auch hatten sie nun ab 19. September 1941 den "Judenstern" zu tragen.

Sie erhielten den Deportationsbefehl zum ersten großen Transport aus Hamburg, d.h. sie kamen am 25. Oktober 1941 ins Getto von Lodz/"Litzmannstadt".

Von Siegmund Aron wissen wir, dass er am 4. September 1942 dort verstarb.
Baszion Aron schrieb am 5. Februar 1942 noch eine letzte Postkarte unter ihrer Lodzer Getto-Adresse Alexanderhofstraße 15-22. Ihr "Aussiedlungsdatum" aus Lodz war auf der Postkarte mit dem 23. September 1942 vermerkt: Sie wurde 1942, wahrscheinlich Ende September, in der nahegelegenen Vernichtungsstätte Chelmno/Kulmhof ermordet.

Zum Schicksal der Kinder von Siegmund und Alice Aron:
Waldemar Wolf Aron (geb. 11.10.1918) flüchtete 1938 nach England und siedelte 1939 nach Palästina über. Dort bekam er mit seiner Frau Ruth zwei Kinder.

Herbert Aron (geb. 30.1.1920) flüchtete 1938 nach England und siedelte 1941 nach Palästina über. Dort änderte er seinen Namen in Jehuda Aharon und absolvierte eine kaufmännische Ausbildung. Mit seiner Frau Nora Doris, geb. Rothschild (geb. 6.3.1925) bekam er die Kinder Bat-Zion (geb. 31.5.1948), Netaniel (geb. 23.6.1951) und Chad (geb. 2.7.1959).

Ruth Aron (geb. 2.2.1922) gelangte mit einem Kindertransport im Dezember 1938 nach England. 1940 und 1941 lebte sie dort in einem Kinderheim. Auch sie wanderte dann nach Palästina weiter und heiratete 1950 Julius Cohn in Jerusalem, der ein Konzentrationslager in Bratislava (Slowakai) überlebt hatte. Sie bekamen die Kinder Schmuel und Zipora (beide geb. 20.1.1951).

Manfred Aron (geb. 9.11.1924), der mit seiner Schwester Ruth nach England ausgewandert war, begleitete sie nach Palästina. Er heiratete am 24.5.1955 Karin, geb. Joshua, in Jerusalem, von der er sich später wieder scheiden ließ. Das Ehepaar bekam die Kinder Moshe Menachem (geb. 22.7.1956), Shifra (geb. 25.7.1957) und Chana (geb. 2.9.1960). Er ging eine zweite Ehe mit Chaim, geborene Paritzky, am 12. Januar 1964 in Jerusalem ein.

Zum Schicksal der Geschwister von Siegmund Aron:
Judith Aron wurde am 10.4.1878 tot geboren und auf dem Jüdischen Friedhof in Ottensen beigesetzt.

Helene Aron (geb. 29.1.1879 heiratete am 26. Mai 1922 David Rabi in Hamburg, der 1928 starb – wie oben erwähnt – und am 12. November 1928 auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt wurde. Helene Rabi wurde am 18. November 1941 nach Minsk deportiert. An sie erinnert ein Stolperstein in der Rutschahn 16 (siehe www.stolpersteine-hamburg.de)

Charlotte Aron (geb. 11.8.1880) heiratete Abraham Haim Bravo am 27. Oktober 1924 in Hamburg. Die Ehe blieb kinderlos. Er verstarb – wie oben erwähnt - am 26. Juni 1936 in Hamburg und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt. Auch Charlotte Bravo wurde am 18. November 1941 nach Minsk deportiert. Für sie liegt ein Stolperstein in der Rutschbahn 16. (siehe www.stolpersteine-hamburg.de)

Zum Schicksal der Geschwister von Baszion Aron, geb. Heimann:
Adele Heimann (geb. 23.10.1889) verstarb am 13. November 1891 in Hamburg und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.

Blüme Heimann (geb. 21.9.1891) verstarb am 27. Mai 1892 in Hamburg und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.

Ein Kind (geb. 28.10.1896) wurde totgeboren und auf dem Jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.

David Heimann (geb. 10.11.1897) verstarb am 25. April 1899 in Hamburg und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.

David (geb. 10.11.1887) verstarb am 25. April 1899 in Hamburg und wurde auf Jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.

Magnus (geb. 25.1.1899), verstarb am 25. April 1914 in Hamburg und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Langenfelde beigesetzt.

Betty Heimann (geb. 7.9.1888) heiratete in Hamburg am 1. August 1913 Samuel Bari. Das Ehepaar bekam neun Kinder. Es wurde mit seinen beiden jüngsten Kindern Magnus (geb. 19.12.1927) und Mirjam (geb. 25.2.1929) am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Magnus und Mirjam Bari wurden auf dem Todesmarsch nach Flossenbürg von den Alliierten befreit.
Betty und Samuel Bari wurden nach Kriegsende in Theresienstadt befreit.
Für das Ehepaar Betty und Samuel Bari und für die Kinder Magnus und Mirjam sind Stolpersteine in der Bogenstraße 24 geplant.

Joseph Hesekel Heimann (geb. 27.10.1890) heiratete Gretchen, geb. Weichselbaum (geb. 16.11.1902). Sie bekamen die Kinder Betty (geb. 20.1.1934), Sophie (geb. 25.12.1934), Abraham Sally (geb. 9.3.1936), Jakob (30.7.1937) und Menachem (geb. 18.9.1938). Das Ehepaar flüchtete 1939 mit seinen Kindern nach Palästina.

Sarah Heimann (geb. 30.9.1894) wurde am 11. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Für sie liegt ein Stolperstein in der Straße Durchschnitt 1/Rotherbaum (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Benzion Heimann (geb. 8.9.1895) heiratete Sara, geb. Schenkolewski (geb. 7.2.1904) in Hamburg. Sie bekamen die Kinder Gella (geb. 3.6.1928), Rahel (geb. 21.12.1929), Frieda (geb. 1.8.1931), Abraham Sally (geb. 21.1.1933), Wolf (geb. 7.1.1934), Adele (geb. 5.5.1936) und Lea (geb. 12.11.1937). Das Ehepaar flüchtete 1939 mit seinen Kindern nach Palästina.

Stand: September 2020
© Bärbel Klein

Quellen: StaH, 1; 2; 3; 4; 5; 6; 7; 8; 213-13_11401 Betty Bari; 213-13_11410 Max und Lea Jakob; 213-13_11911 Siegmund Aron; 213-13_14126 Siegmund Aron; 213-13_20649 Siegmund Aron; 213-13_25166 Hanna Heimann; 213-13_15574 Schlesinger; 213-13_18398 Schlesinger/ Hertz; 351-11_773 Hanna Heimann; 351-14_923 Mendel Bari; 351-11_1418 Sarah Heimann; 351-11_3846 Max und Lea Jakob; 351-11_4025 Max und Lea Jakob; 351-11_6262 Siegmund Aron; 351-11_17239 Sarah Heimann; 351-11_28287 Sarah Heimann, 351-11_29263 Max und Lea Jakob; 351-11_31483 Max und Lea Jakob; 351-11_34415 Leo Scharf/ Bari; 351-11_39950 Betty Bari; 351-11_43491 Siegmund Aron; 351-11_45006 Siegmund Aron; 351-11_45292 Betty Bari; 351-11_46576 Siegmund Aron; 351-11_47565 Betty Bari; 351-11_46727 Betty Bari; 351-11_46728 Betty Bari; 351-11_48259 Sarah Heimann; 332-5_1650/1878; 332-5_3030/1878; 332-5_502/1879; 332-5_3331/1880; 332-5_156/1882; 332-5_2026/1883; 332-5_1011/1887; 332-5_4321/1888; 332-5_4437/1889; 332-5_4486/1890; 332-5_2717/1891; 332-5_4729/1891; 332-5_1356/1892; 332-5_3529/1894; 332-5_105/1895; 332-5_3034/1895; 332-5_1136/1896; 332-5_1394/1896; 332-5_1862/1896; 332-5_1167/1897; 332-5_589/1898; 332-5_2062/1899; 332-5_3516/1899; 332-5_1554/1900; 332-5_84/1902; 332-5_7/1904; 332-5_2473/1904; 332-5_154/1906; 332-5_789/1906; 332-5_297/1911; 332-5_210/1913; 332-5_780/1914; 332-5_232/1917; 332-5_290/1917; 332-5_468/1921; 332-5_265/1922; 332-5_363/1922; 332-5_873/1928; 332-5_433/1933; 332-5_508/1933; 332-5_233/1934; 332-5_3/1936; 332-5_235/1936; 332-5_402/1939; 332-5_505/1939; 332-5_572/1940; 332-5_48/1941; 332-5_209/1941; 332-5_294/1942; 522-1_1035; ITS Archives Bad Arolsen Digital Archive Korrespondenzakte 6.3.1.1/ 7105 Archivnummer [86015394] Einsicht am 7.3.2017; Arolsen Digital Archive Korrespondenzakte 1.1.22.1/ 7105 Archivnummer [1202310] Einsicht am 7.3.2017; Unterlagen der Warburg Bank Einsicht 24.01.2017; www.Wikipedea; www.Ancestry.de; www.geni.com (Zugriff 20.9.2020).

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