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Mathilde Dyhrenfurth (geborene Schickler) * 1874

Borgfelder Straße 24 (Hamburg-Mitte, Borgfelde)


HIER WOHNTE
MATHILDE
DYHRENFURTH
GEB. SCHICKLER
JG. 1874
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Borgfelder Straße 24:
Max Angres, Rosa Angres, David Glücksohn, Georg Rosenberg, Siegfried Schuster, Hertha Schuster, Herbert Schuster

Mathilde Dyhrenfurth, geb. Schickler, geb. 8.8.1874 in Altona, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, am 15.5.1944 weiter deportiert nach Auschwitz

Borgfelder Straße 24

Mathilde Dyhrenfurth, als Zwillingsschwester von Rosa Schickler in Altona geboren (s. o. Angres), heiratete mit 41 Jahren am 24. Dezember 1915 in Hamburg den Kaufmann Ludwig Dyhrenfurth. Seine Eltern, Robert Dyhrenfurth und Fanny, geb. Friedländer, zogen zu Beginn des Jahres 1901 von Berlin mit ihrem Sohn Ludwig nach Hamburg. Ludwig wurde am 29. Juni 1879 in Berlin geboren, sein älterer Bruder, Stephan, geboren am 4. Oktober 1877 in Breslau, folgte der Familie ein Jahr später. Die Schwester Gertrud, geb. 1875, lebte in Aachen.

Robert Dyhrenfurth betrieb eine Zigarrenfabrik am Hachmannplatz. Als er 1907 zweiund­achtzigjährig starb, übernahm sein Sohn Ludwig die Firma, in der auch sein Bruder Stephan zeitweilig mitarbeitete. Mathilde und Ludwig Dyhrenfurth wohnten in der Klaus-Groth-Stra­ße 6a in Borgfelde, während Stephan Dyhrenfurth und seine Mutter Fanny in Hohenfelde lebten, wo Gertrud ihre Mutter bis zu deren Tod am 20. September 1917 regelmäßig besuchte. Die gesamte Familie gehörte der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg an.

Am 2. Mai 1918 starb Ludwig Dyhrenfurth, ohne Nachkommen zu hinterlassen. 1919 ging Stephan Dyhrenfurth nach Berlin zurück. Mathilde Dyhrenfurth blieb zunächst in der Klaus-Groth-Straße wohnen. Das gemeinsam mit ihrer Schwester Rosa betriebene Putz- und Modewarengeschäft "R. & M. Schickler" in der Hammerbrookstraße 6 warf einen minimalen Gewinn ab. Neben ihrem Laden im Erdgeschoss des Hauses befand sich das Wäschegeschäft "Siegmund Stern jr. und Schuster + Co." des Ehepaars Siegmund und Hertha Schuster (s. dies.). Alfred Schickler, ihr ältester Bruder, besaß das Herrenmodengeschäft an der Ecke Hammerbrookstraße/Besenbinderhof. Mathilde Dyhrenfurth mietete in der Borgfelderstraße 24 eine Wohnung, in der sie in Gemeinschaft mit ihren Geschwistern Rosa und Max Angres und Siegmund Schickler lebte. 1939 zog auch noch der erblindete Makler David Glücksohn zu ihnen (s. dens.). Trotz der eigenen bescheidenen Mittel zeigte sich Mathilde Dyhrenfurth 1935 wohltätig: so folgte sie dem Aufruf im Jüdischen Gemeindeblatt, für die Verschickung von Kindern in Erholungsheime zu spenden.

1941 trennten sich Mathilde Dyhrenfurth und ihre Geschwister wieder. Mathilde zog in die Ostmarkstraße 2, die heutige Hallerstraße, und von dort zu Ida Kiewy, einer wohlhabenden Witwe in der Johnsallee 29. Schließlich musste sie sich im Martin Brunn-Stift in der Frickestraße 24, das unter der Zwangsbewirtschaftung jüdischen Wohnraums als "Judenhaus" diente, einfinden, von wo aus sie zusammen mit Ida Kiewy am 19. Juli 1942 ins Getto von Theresienstadt deportiert wurde. Diese musste ihr beträchtliches Vermögen für den "Heimeinkaufsvertrag" hergeben, während Mathilde Dyhrenfurth keinerlei Mittel besaß, die sie hätte einbringen können. Sie lebte im Getto von Theresienstadt noch beinahe zwei Jahre, bis sie am 15. Mai 1944, drei Monate vor ihrem 70. Geburtstag, einem Transport nach Auschwitz zugewiesen und vermutlich gleich nach der Ankunft ermordet wurde.

Ida Kiewy überlebte die Deportation. Sie wurde für den Transport von 1200 Personen ausgewählt, der am 5. Februar 1945 von Theresienstadt in die Schweiz ging.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; 7; BA 1939; Altonaer Adressbuch 1875; StaH, 231-7 Handelsregister, A 1 Bd 21, Nr. 5479; 552-1 Jüdische Gemeinden, 390; 391; 992 e 2, Bd. 5; 872 XII; Lachmund, Altona.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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