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Frieda Elias * 1898
St. Benedictstraße 21 (Eimsbüttel, Harvestehude)
1941 Riga
ermordet
Frieda Elias, geb. 18.8.1898 in Hamburg, deportiert 6.12.1941 nach Riga
St. Benedictstraße 21 (Harvestehude)
Frieda Elias wurde im August 1898 in Hamburg-St. Pauli (Marktstraße 25) als Tochter des in Altona geborenen Schriftsetzers, Buchdruckers und zuletzt Wächters, Elias Elias (1854–1936) und seiner zweiten Ehefrau Emma, geb. Blumenthal aus Mahlerten bei Nordstemmen/Hildesheim (1866–1938) geboren. 1 ½ Jahre vor ihr war ihr Bruder Alfred zur Welt gekommen. Die Großväter, der "Handelsmann" Alexander Elias (gest. vor 1881 in Altona) und der "Handelsmann" Isac Blumenthal (gest. vor 1896 in Mahlerten), waren zum Zeitpunkt von Frieda Elias Geburt bereits verstorben. Trauzeuge bei der Hochzeit der Eltern war 1896 der 42-jährige Händler Michael Alexander Elias aus der Brüderstraße 17 (Neustadt) gewesen, vermutlich ein Bruder des Bräutigams Elias Elias.
Die Familie wohnte anfangs zur Untermiete in der Marktstraße 25 II. Stock bei Witwe F. Elias. Erst ab dem Jahr 1900 findet sich für Elias Elias ein eigener Adressbucheintrag, was auf eine eigene Wohnung verweist. Über dreißig Jahre lebte er mit seiner Familie im Karolinenviertel in der Marktstraße 113 (1900–1934); Tochter Frieda führte zuletzt den Haushalt.
Im Karolinenviertel (Stadtteil St. Pauli) wurden ab circa 1900 schrittweise höhere Mietshäuser anstelle der bisherigen Gartenhäuser errichtet. Bei dem Haus Marktstraße 113 handelte es sich um ein schmales fünfgeschossiges Haus, das schon rund 20 Jahre dort stand, wie den Adressbüchern von 1883 bis 1902 zu entnehmen ist. Je Geschoss war lediglich ein Hauptmieter eingetragen.
Ob Frieda Elias eine staatliche Schule im Stadtviertel oder in der nahegelegenen Karolinenstraße 35 die 1882 gegründete Israelitische Töchterschule besuchte, ist nicht bekannt. 1912 dürfte sie die Volksschule abgeschlossen haben. Denkbar ist, dass sie danach Kurse in Schreibmaschineschreiben, Stenographie oder Buchhaltung besuchte, da sie rund 20 Jahre später als berufliche Tätigkeit auf ihrer Kultussteuerkartei u.a. Kontoristin angab.
Erst mit Beginn des NS-Regimes wechselten die Eltern und Frieda Elias 1934 in die Mansteinstraße 46 II. Stock (Hoheluft-West) zu Friedas Bruder Alfred Elias. Zu dieser Zeit arbeitete Frieda Elias als Kontoristin. Nach dem Tod des Vaters zog sie mit ihrer nun 70jährigen Mutter 1936 in die Lenhartzstraße 6 (Eppendorf) zur Untermiete bei Grätz; Anfang 1937 bezog der Bruder Alfred Elias in diesem Haus eine 6-Zimmer-Wohnung, in die auch die Mutter und Frieda wechselten (zum 31.5.1938 gaben sie diese Wohnung auf).
Frieda Elias war laut Kultussteuerkartei der Jüdischen Gemeinde, der sie als eigenständiges Mitglied seit 1934 angehörte, als Kontoristin und später als Krankenpflegerin tätig. Gegenüber der Devisenstelle gab sie 1938 als weitere ausgeübte Tätigkeiten auch noch Verkäuferin und Kosmetikerin an. Da es für Frauen ihrer Generation unüblich war, eine Lehre zu absolvieren, wird es sich jeweils um angelernte Tätigkeiten gehandelt haben. Die sehr unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche verweisen einerseits auf die große Flexibilität von Frieda Elias, andererseits aber auch auf ihre wirtschaftlich angespannte Situation. Die antijüdischen Maßnahmen der NS-Machthaber zielten auch auf eine Entlassung jüdischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab. Frieda Elias traf die Arbeitslosigkeit 1935.
Nach dem Tod ihrer Eltern, die beide auf dem Jüdischen Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf beigesetzt wurden, und der Emigration ihres Bruders wohnte sie ab 1938 zur Untermiete. Vier Monate nach dem Tod ihrer Mutter wechselte sie am 15. Juli 1938 als Untermieterin in die Schlankreye 36 (Harvestehude) zu John Fels (1869–1942) und seiner Ehefrau Gretchen Fels, geb. Hildesheimer (1879–1944).
Waren es ab 1933 die bürokratisch-administrativ umgesetzten antijüdischen Maßnahmen der NSDAP, die Frieda Elias zusetzten, so kamen zwischen Oktober 1936 und März 1938 der Tod ihrer Eltern und die Emigration ihres Bruders hinzu. Bei der Überprüfung von dessen Umzugsgut hatte sich herausgestellt, dass Frieda Elias einige Kleidungsstücke an sich genommen hatte. Sie wurde daraufhin Ende Oktober 1938 zu einem Verhör in die Räume der Zollfahndungsstelle (Poggenmühle 1) vorgeladen und ein Protokoll aufgenommen, auf weitere Strafmaßnahmen dann aber verzichtet.
Dem Novemberpogrom 1938 ("Reichskristallnacht") folgten Ende 1938 Verbote, wie z.B. ein Zutrittsverbot für Kultureinrichtungen, Schwimmbäder etc., um eine vollstände Trennung von Juden und "Ariern" zu erreichen. Diesen Maßnahmen sowie den Anfeindungen von Behördenmitarbeitern, Nachbarn und auch Passanten war Frieda Eliasnun allein ausgesetzt. Im Dezember 1938 wurde vom Beamten des Hamburger Standesamts 20 der zusätzliche Zwangsvorname "Sara" auf ihrer Geburtsurkunde notiert, den sie ab 1. Januar 1939 auch bei Namensangaben und Unterschriften verwenden musste.
Das "Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden" vom 30. April 1939 entzog Juden den Mieterschutz; eine freie Wohnungswahl war ihnen nun nicht mehr möglich. Die Zusammenlegung in zu "Judenhäusern" erklärten Gebäuden wurde von örtlichen Wohnungsämtern und Gestapodienststellen zusammen vorbereitet. Zum Zeitpunkt der Volkszählung vom Mai 1939, in der Juden separat erfasst wurden, wohnte Frieda Elias in der Dillstraße 1 (Rotherbaum), das Haus gehörte Witwe E. Fehling und dem Wurstvertreter Hermann Matthies. Auch ihre vorherigen Hauptmieter, John und Gretchen Fels, wohnten nun in diesem Haus im II.Stock rechts. In diesem Haus hatte auch ihr Bruder Alfred Elias bis zu seiner Emigration 1938 bei der Verkäuferin Else Kurzbart, geb. Tichauer (geb. 1.12.1893 in Oppeln) (siehe www.stolpersteine-hamburg.de) gewohnt. Frieda Elias siedelte zu Jahresbeginn 1940 in die Lenhartzstr. 13 (Eppendorf) zu Laura Coutinho (1868–1942) über.
Auch finanziell hatte sich die Situation für Frieda Elias weiter zugespitzt. Aufgrund ihrer mehrjährigen Arbeitslosigkeit war sie auf Sozialhilfe angewiesen. Die Wohlfahrtskommission der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg glich ab 1933 mit Zuschüssen die Kürzungen der Hamburger Fürsorgebehörde gegenüber Juden aus. Ab November 1938 stand Juden im Deutschen Reich keine öffentliche Fürsorge mehr zu, sie erhielten nun ausschließlich die Unterstützung von der Jüdischen Gemeinde. Familienangehörige, die Frieda Elias zeitweilig finanziell beistehen konnten, gab es nicht mehr.
In dieser wirtschaftlich prekären Situation war der Verkauf von Wohnungsgegenständen die einzige Möglichkeit zu etwas Geld zu kommen. Von Juli 1938 bis Dezember 1938 genehmigte ihr die Devisenstelle des Hamburger Oberfinanzpräsidenten noch monatlich 250 RM von dem gesperrten "Auswanderungsguthaben" ihres emigrierten Bruders. Im Februar 1939 verkaufte sie dessen neu angeschaffte Möbel (Kaufpreis 1.200 RM) für 500 RM und zeigte dies der Devisenstelle an – die Zollfahndungsstelle hatte die Ausfuhr der Möbel untersagt. Frieda Elias hoffte zu diesem Zeitpunkt noch, bald ausreisen zu können. Am 11. Februar 1939 musste sie bei der Öffentlichen Leihanstalt (Bäckerbreitergang 73) Silberbestecke und zwei silberne Leuchter (706 g. Silber netto) abliefern, für die sie mit 153 RM nur einen Bruchteil des Werts erhielt. Im Sommer 1939 waren keine relevanten Wertgegenstände mehr vorhanden, die sie verkaufen musste oder konnte. Der Jüdische Religionsverband, wie die Jüdische Gemeinde sich nun nennen musste, bescheinigte im Dezember 1939: "Infolge wirtschaftlicher Verhältnisse ist Fräulein Elias in den letzten Jahren nicht mehr zu Gemeindesteuern herangezogen worden. Sie hat die Sonderabgabe für Juden nicht zu entrichten." Neben dem rechtlichen fehlte ihr nun auch jeglicher finanzieller Rückhalt.
Seit dem 15. Januar 1941 wohnte Frieda Elias zur Untermiete bei Max Levi (geb. 24.9.1866 in Hechingen) und dessen Ehefrau Eugenie Levi, geb. Wärmer (geb. 30.6.1877 in Wien) in der Benedictstraße 21 im 1. Stock (Harvestehude). In diese Wohnung war das jüdische Ehepaar Levi erst im Oktober 1938 gezogen, zuvor hatte es in der Pension Prem von Rudolf Prem (An der Alster 9–10) gewohnt, davor hatten sie in Stuttgart gelebt. Das Ehepaar Levi wurde am 19. Juli 1942 ins Getto Theresienstadt deportiert, Max Levi überlebte vermutlich. Hauseigentümer der St. Benedictstraße 21 war der jüdische Rechtsanwalt Edgar Windmüller (1875–1956), der nach seinem Berufsverbot (zum 30. November 1938) im Januar 1939 nach Großbritannien emigriert war.
Frieda Elias hatte im Oktober 1938 einen Antrag auf Ausreise bei der Devisenstelle des Hamburger Oberfinanzpräsidenten abgegeben. Vorschriften, Begrenzung der aufzunehmenden Emigranten und Kapitalnachweispflicht gestalteten die Ausreise für die Antragsteller/innen intransparent; immer bestand die Gefahr, dass sich Einwanderungsbestimmungen während der langen Wartedauer änderten. Entsprechend musste Frieda Elias hinsichtlich des Emigrationslandes flexibel sein und ggf. auch ein Ziel auf einem ganz anderen Kontinent wählen. Gab sie im Oktober 1938 noch "Niederländisch Indien" (Indonesien) an, so stand im Januar 1939 auf einem Formular England und Anfang 1940 Südafrika, wohin ihr Bruder emigriert war. Im Juni 1939 teilte sie der Devisenstelle mit, dass bei ihren Emigrationsbemühungen eine Stockung eingetreten sei.
Im September 1939 begann der Krieg und mit ihm verschärften sich die Einreisebestimmungen in fast allen der kriegsbeteiligten Länder und deren Verbündeten. Der letzte amtliche Vermerk in ihrer Auswandererakte stammte vom 2. Februar 1940 und lautete: "Fräulein Elias erscheint und gibt an, daß die Ausreise nach Südafrika wegen des Krieges nicht stattfinden kann." Woran ihre Ausreisebemühungen 1938/1939, scheiterten ist nicht dokumentiert, vielleicht fehlte das nötige Kapital für eine Schiffspassage. Nachdem Südafrika im September 1939 die Beziehungen zu NS-Deutschland abgebrochen und diesem den Krieg erklärt hatte, war an eine Emigration dorthin nicht mehr zu denken.
Seit September 1941 war Frieda Elias verpflichtet, an ihrer Kleidung deutlich sichtbar einen gelben Judenstern zu tragen. Im Oktober 1941 begannen die systematischen Deportationen aus dem Deutschen Reich in Gettos, die in den eroberten Gebieten Osteuropas eingerichtet wurden. Frieda Elias wurde am 6. Dezember 1941 ins besetzte Lettland in das Außenlager Jungfernhof des Getto Riga deportiert; ihr Todesdatum dort ist nicht bekannt. An sie erinnert seit 2002 in der St. Benedictstraße 21 ein Stolperstein.
Das Schicksal von Frieda Elias‘ unverheiratetem Bruder Alfred Elias (geb. 11.3.1897 in Hamburg): Der Schwerkriegsgeschädigte des Ersten Weltkriegs (Kopfschuss) und seit 1920 eigenständiges Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde (dort mit dem Hinweis auf seiner Karteikarte "Invalide"), gründete im Juni 1932 ein Darm-Im- und Exportgeschäft in der Süderstraße 87 (Hammerbrook). Das Einzelunternehmen, das ab 1933 durch Reduzierung der staatlichen Einfuhrkontingente, Boykotte und steuerliche Benachteiligung beeinträchtigt war, wurde im Januar 1937 in eine offene Handelsgesellschaft (oHG) umgewandelt. Cornelia de Haas, geb. de Haas (1897–1942) trat als Gesellschafterin mit einer 50-%igen Beteiligung ein. Beschäftigt waren in der Firma immer noch zwei Angestellte im Kontor sowie zehn bis zwölf Arbeiter im Darmsortiergeschäft. Möglicherweise geschah die Aufnahme einer Gesellschafterin aber auch im Hinblick auf eine angedachte Emigration.
Einen ersten vorsichtigen Versuch hatte Alfred Elias schon im Oktober 1935 unternommen. Für eine Geschäftsreise nach Südafrika beantragte er bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hamburg, die seit August 1934 der Dienstaufsicht des Reichswirtschaftsministers unterstand, die Mitnahme von 120 englischen Pfund (rund 1.500 Reichsmark). Alfred Elias erhoffte eine zeitweilige Vertretertätigkeit in Südafrika für deutsche Firmen, wodurch "für das Deutsche Reich ein laufender Devisenanfall entstehen" würde. Der stellvertretende IHK-Syndikus Herbert Krause (geb. 1897 in Breslau, seit 1.5.1933 NSDAP-Mitglied), dort zuständig für die Bearbeitung von Devisenangelegenheiten des Kapital- und Warenverkehrs, vermutete jedoch eine dauerhafte Ausreise, teilte dies der für Emigrationen zuständigen Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten mit und erreichte damit einen Abbruch der Reisebemühungen. Er fällte ein eindeutiges Urteil, das wohl auch der NS-konformen Ausrichtung der leitenden Behördenmitarbeiter geschuldet war: Alfred Elias "hat nach dem beiliegenden Antrag zur Durchführung einer auf 4–6 Monate befristeten Reise nach Brit. Südafrika die Mitnahme eines Betrages von Pfund 120,- erbeten. Nach Durchsicht der (…) Briefe des englischen Geschäftsfreundes (Albert V. Judson, Anmerkung B.E.) gelangt die Kammer zu der Ansicht, dass es sich nicht mehr um eine Geschäftsreise handelt, sondern dass die Absicht besteht, in Südafrika ständigen Wohnsitz zu nehmen. (…) Irgendwelche Sicherheiten, dass Elias nach Erreichung des Zweckes der Reise nach Deutschland zurückkehren wird, bestehen nicht. (…)"
Trotz der Behinderungen durch die vom NS-Staat angewiesenen Behörden und Ämter konnte sich die Firma Alfred Elias auch in dieser Zeit wirtschaftlich behaupten. Seit der Aufnahme der Gesellschafterin im Jahr 1937 entwickelten sich Umsatz und Gewinn sogar deutlich nach oben. Überraschend erschienen am 16. März 1938 zwei Beauftragte der Reichsstelle für Tiere und tierische Erzeugnisse (Berlin-Mitte, Johannisstraße 20/21) im Geschäftskontor. Die Herren Rauffmann und Georg Griebler verlangten unmissverständlich den Verkauf der Firma an Georg Griebler, zur Untermauerung ihrer Forderung sperrten sie das gesamte Warenlager, was für das Unternehmen einen unbefristeten Stopp seiner Exporttätigkeit bedeutete. Rauffmann hatte eine leitende Position in der Hauptvereinigung der Deutschen Viehwirtschaft (Berlin-Kreuzberg, Kochstraße 6/7) inne. Georg Griebler (geb. 15.8.1886 in Aufhausen bei München) war gelernter Schlachter und später Handelsvertreter, seit 1937 NSDAP-Parteimitglied und seit mindestens 1938 Vertreter des Reichsfachschaftsleiters und Landesfachschaftsleiters der Darmhändler des Gaus Nordmark (Hamburg und Schleswig-Holstein).
Alfred Elias unterzeichnete noch am selben Tag den diktierten Kaufvertrag über 20.000 RM (ohne Warenlager) und flüchtete am nächsten Tag über die Niederlande nach Frankreich. Zum Generalbevollmächtigten hatte er Ernst de Haas (1899–1943) ernannt, dessen Ehefrau Cornelia de Haas wurde für ihren Geschäftsanteil mit 40.000 RM aus dem Vermögen von Alfred Elias entschädigt. Sie emigrierte im August 1938 in die Niederlande. Alfred Elias beauftragte Rechtsanwalt Henry Minden (1890–1971) mit der Abwicklung seiner offiziellen Emigration und der Verschiffung der Wohnungseinrichtung (auch Rechtsanwalt Minden emigrierte im November 1938, aufgrund des verhängten Berufsverbots gegen jüdische Rechtsanwälte, in die Niederlande).
Alfred Elias‘ Umzugsgut wurde im September 1938 von der Zollfahndungsstelle Hamburg im Lager der Speditionsfirma Berthold Jacoby in der Sillemstraße (Eimsbüttel) überprüft. Dabei stellte Zollsekretär Walter Wierdemann (geb. 1904, seit 1.5.1933 Mitglied der NSDAP) fest, dass sich darunter entgegen der eingereichten Transportliste einige Neuanschaffungen vom August 1938 befanden. Auch stellte er fest (siehe oben), dass Frieda Elias aus dem Umzugsgut einige Kleidungsstücke an sich genommen hatte, was jedoch zu keinen Strafmaßnahmen gegen diese führte. Bei Alfred Elias hingegen sah die Zollfahndungsstelle strafwürdiges Verhalten und notierte: "Da der Verdacht besteht, dass Elias illegal ausgewandert ist, habe ich Bedenken, die Genehmigung zur Nachsendung des Umzugsguts zu befürworten. Ich bitte, im Benehmen mit der Kriminalpolizei Hamburg 23. Kommissariat, zu prüfen, ob die Ausbürgerung und Einziehung des inländischen Vermögens einschließlich Umzugsgut zu betreiben ist."
Im Dezember 1938 gab die Vereinsbank in Hamburg Alfred Elias aktuellen Wohnort mit Monton/Frankreich an. Erst im März 1939 konnte der Transport seiner Wohnungseinrichtung nach Kapstadt/Südafrika erfolgen, wohin Alfred Elias einen Monat zuvor von Frankreich über Genua emigriert war. Für die Emigration musste er 6.000 RM an den NS-Staat (Reichsfluchtsteuer und Dego-Abgabe) sowie 6.500 RM für Visum, Schiffspassage und Verschiffung seines Hausrats bezahlen. Im Mai 1939 bürgerte das Deutsche Reich ihn aus.
Im April 1938 wurde sein Geschäft von Georg Griebler (1886–1943) sowie indirekt und kurzzeitig auch von Heinrich F. W. Dühren und Jonny J. Soldtwedel übernommen und unter dem Firmennamen Griebler & Co. in der Hammer Landstraße 60 (Hamm) weiter betrieben. Die beiden Letztgenannten führten bereits seit Mai 1933 unter dem Firmennamen Soldtwedel & Dühren ein eigenes Darm-Im- und Exportgeschäft in der Hansestadt. Soldtwedel schilderte 1961 vor dem Landgericht Hamburg die Firmenübernahme: "Im März 1938 übernahm Herr Griebler die Firma Alfred Elias auf Grund seiner Autorisation durch die Hauptvereinigung der Deutschen Viehwirtschaft. Herr Griebler trat aus diesem Anlass an die Firma Soldtwedel & Dühren heran, um von dieser das erforderliche Kapital für die Übernahme zu erhalten. Unsere Firma trat daraufhin mit einer Einlage von 25.000 RM in die Firma von Herrn Griebler ein." Das Warenlager von Alfred Elias übernahm die Reichsstelle für Tiere und tierische Erzeugnisse (Berlin) und forderte insgesamt sechs Firmen zum Kauf von Teilbeständen auf, wofür von der Reichsstelle insgesamt 43.657 RM verlangt wurden, die aber nicht an Alfred Elias gingen. Schon im August 1938 wurden Soldtwedel und Dühren im Handelsregister als Anteilseigner von Griebler & Co. gestrichen.
Stand: November 2019
© Björn Eggert
Quellen: Staatsarchiv Hamburg (StaH)213-13 (Landgericht Hamburg Wiedergutmachung), 19496 (Alfred Elias); StaH 221-11 (Staatskommissar für die Entnazifizierung), I (BE) 54 (Dr. Herbert Krause); StaH231-7 (Handelsregister), A 1 Band 169 (Alfred Elias, HR A 37587); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), FVg 7862 (Frieda Elias); StaH 314-15 (Oberfinanzpräsident), F 433 (Alfred Elias); StaH 332-5 (Standesämter), 2628 u. 775/1881 (Heiratsregister 1881, Elias Elias u. Dorothea Louise geb. Friebus geschiedene Engel); StaH 332-5 (Standesämter), 8581 u. 313/1896 (Heiratsregister 1896, Elias Elias u. Emma Blumenthal); StaH332-5 (Standesämter), 9151 u. 1906/1898 (Geburtsregister 1898, Frieda Elias); StaH 332-5 (Standesämter), 1053 u. 372/1936 (Sterberegister 1936, Elias Elias); StaH 332-5 (Standesämter), 1088 u. 74/1938 (Sterberegister 1938, Emma Elias);StaH 351-11 (Amt für Wiedergutmachung), 19519 (Alfred Elias); StaH 522-1 (Jüdische Gemeinden), 992b (Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg), Frieda Elias, Elias u. Emma Elias, Alfred Elias, Max Levi, Else Kurzbart; Bundesarchiv Berlin, BArch R 9361-IX Kartei 11900500 (NSDAP-Mitgliederkartei, Gaukartei Nr. 5581506, Georg Griebler); Stadtarchiv Hameln, Sterbeeintrag Hameln 607/1943 und Sterbefallanzeige (Georg Griebler); Jüdischer Friedhof Hamburg-Ohlsdorf (Elias Elias, Grablage 03-55; Emma Elias geb. Blumenthal, Grablage 03-56; Lisette Elias geb. Cohn, Grablage A12-321); Handelskammer Hamburg, Handelsregisterinformationen (Alfred Elias, HR A 37587; Griebler& Co, HR A 37587; Soldtwedel&Dühren, HR A 38095); Hamburger Börsenfirmen, Hamburg 1935, S. 205 (Alfred Elias, Darmhandlung), S. 803 (Soldtwedel&Dühren); Adressbuch Hamburg (Marktstr. 25, Witwe F. Elias) 1898, 1899; Adressbuch Hamburg (E. Elias, Schriftsetzer) 1901, 1906, 1911, 1920, 1928, 1931, 1934; Adressbuch Hamburg (Alfred Elias, Darmimport, Süderstraße 87) 1932–1938; Hamburger Adressbuch 1938 (Else Kurzbart), 1940 (Griebler, Soldtwedel, Levi), 1940 (Benedictstr.); Hamburger Adressbuch (Marktstraße 113) 1880, 1883, 1884, 1887, 1890, 1892, 1894, 1896, 1899, 1902; Claus-Dieter Krohn/Patrick von zur Mühlen/Gerhard Paul u. Lutz Winckler (Hrsg.), Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933–1945, Darmstadt 1998, S. 402–410 (Südafrika); Uwe Lohalm, Fürsorge und Verfolgung. Öffentliche Wohlfahrtsverwaltung und nationalsozialistische Judenpolitik in Hamburg 1933 bis 1942, Hamburg 1998, S. 29, 46; Heiko Morisse, Jüdische Rechtsanwälte in Hamburg, Ausgrenzung und Verfolgung im NS-Staat, Hamburg 2003, S. 147 (Minden), S. 166 (Windmüller); www.tracingthepast.org (Volkszählung Mai 1939), Frieda Elias, Else Kurzbart, Max Levi; www.ancestry.de (Alfred James Elias: Mai 1939 deutsche Staatsbürgerschaft entzogen, 1947 US-Sozialversicherungsindex, 1960 wohnhaft New York, Staatsangehörigkeit Südafrika); www.stolpersteine-hamburg.de (John Fels; Cornelia de Haas).