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Herta Fabian (geborene Herz) * 1895
Parkallee 2 (Eimsbüttel, Harvestehude)
1941 Riga
Weitere Stolpersteine in Parkallee 2:
Lina Bernstein
Herta Fabian, geb. Herz, geb. 17.11.1895 in Hamburg, am 6.12.1941 nach Riga deportiert, am 19.7.1942 weiter deportiert
Parkallee 2
Die Kultussteuerkarte des Jüdischen Religionsverbandes vermerkt für Herta Fabian "ausgeschieden den 6. Dezember 1941 durch: ABWANDERUNG".
Hinter dieser Formulierung verbirgt sich allerdings keinerlei Freiwilligkeit, sondern die erzwungene Deportation. Die Nationalsozialisten planten ursprünglich für die vierte Großdeportation aus Norddeutschland das Abfahrtsdatum 4.Dezember 1941. Tausend jüdische Einwohner Norddeutschlands sollten mit dem Ziel Minsk abreisen. Aber Abfahrt und Zielort wurden geändert und Herta Fabian wurde mit 775 anderen Personen aus Hamburg, unter ihnen die vierköpfige Familie ihres Bruders Manfred Herz, am 6. Dezember 1941 vom Hannoverschen Bahnhof aus nach Riga deportiert.
Am neuen Zielort wurden bereits Tage zuvor 4000 Juden aus dem Getto Riga ermordet, um Platz für Neuankömmlinge zu schaffen. Die Mordaktion war bei Ankunft des Hamburger Transportes noch nicht abgeschlossen, deshalb mussten sich die Hamburger Deportierten bei Temperaturen bis -30º zu Fuß zu dem 6 km entfernten Gut Jungfernhof begeben. Die Gebäude dieses behelfsmäßigen Lagers, Gutshaus, Scheunen, kleine Baracken und Viehställe waren größtenteils baufällig und nicht beheizbar. Viele Deportierte starben bereits im ersten Winter an Hunger, Kälte und unbehandelten Krankheiten.
Im März 1942 wurden etwa 1.700 Jüdinnen und Juden unter dem Vorwand ausgewählt, in das Lager Dünamünde zur Arbeit in einer Fischfabrik eingesetzt zu werden, tatsächlich jedoch im Wald von Bikernieki, östlich von Riga, erschossen und in Massengräbern verscharrt. Dieser Aktion folgten weitere Selektionen. Aus dem Gedenkbuch des Bundesarchivs geht hervor, dass Herta Fabian am 19. Juli 1942 vom Jungfernhof aus weiter deportiert wurde. Das Ziel kennen wir nicht. Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde sie für tot erklärt.
Über Herta Fabian, geb. Herz liegen nur wenige Informationen vor: Sie wurde am 17.11.1895 in Hamburg geboren. Ihre Eltern Henry Herz und Helene, geb. Nathan stammten ebenfalls aus Hamburg. Der Vater, geb. am 13.7.1870, war vom Beruf Tapezierer. Nach der Hochzeit 1895 bezogen ihre Eltern eine Wohnung im Durchschnitt 10.
Herta bekam drei Geschwister: Manfred, geb. am 25.11.1897, Walter, geb. am 19.5.1899 und Berta, geb. am 26.10.1900. Die Familie zog 1903 in die Heinrich-Barth-Straße 3. Die Ehe der Eltern Hertas, Helene und Henry war nicht glücklich, sie gingen bald getrennte Wege. 1919 übernahm Hertas Mutter das Park-Hotel in Niendorf an der Ostsee um sich ein eigenes Einkommen zu ermöglichen.
Herta heiratete den am 20.6.1893 in Berlin geborenen, ebenfalls jüdischen Hans Fabian. Er war eines von zwölf Geschwistern. Im Ersten Weltkrieg wurde er trotz seiner Epilepsie in die Armee eingezogen. Nach einer Verschüttung in Frankreich und der Verschlimmerung seiner Krankheit wurde er 1916 aus dem Heeresdienst entlassen. Er folgte seinem älteren Bruder Martin nach Hamburg und arbeitete mit ihm zusammen in dessen Zigarrengroßhandel. Bald darauf erwarb er einen eigenen Gewerbeschein. Er traf Herta Herz in Hamburg und sie heirateten am 27.März 1921.
Helene Herz überließ ihrem Schwiegersohn Hans Fabian das Park-Hotel. Am 30.Mai 1921 erhielt er die für die Leitung der Sommerpension nötige Konzession. Er führte das Hotel zusammen mit dem Mitinhaber Weinberg, wie es in der Werbung hieß als "Einziges jüdisches Hotel an der Lübecker Bucht".
Die Ehe der Schwiegereltern wurde 1922 geschieden und Hans Fabian wohnte dann zusammen mit seiner Frau Herta, deren Bruder Manfred und der Schwiegermutter Helene in der Kuhmühle 6, in Hamburg.
1924 verschlechterte sich Hans Fabians Gesundheitszustand erheblich. Eine Verrentung wurde aber abgelehnt, und er blieb bis September 1929 Pächter des Park-Hotels.
Auch die Ehe zwischen Hans und Herta Fabian kriselte, das kinderlose Paar trennte sich 1932 und gab die Wohnung an der Kuhmühle 6 auf.
Herta Fabian zog nun zur Untermiete in die Bismarckstraße 104, dann in die Hausnummer 106. Sie trat laut Kultussteuerkartei am 30. Oktober 1934 der jüdischen Gemeinde bei. Hans Fabian fand eine Unterkunft in Borgfelde. Als er sich nicht mehr selbständig versorgen konnte, wurde er im Daniel-Wormser-Haus, ein Auswanderer- und Altersheim für jüdische Obdachlose in der Westerstraße 27 betreut. Nach rund einem Jahr Aufenthalt wurde er am 20. Januar 1937 ins städtische Versorgungsheim Farmsen verlegt.
Am 17. Mai 1939 wurde die Ehe zwischen Herta und Hans Fabian rechtskräftig geschieden und etwa drei Monate später zog Herta in die Alte Rabenstraße 30. Die Lebensbedingungen für Jüdinnen und Juden verschlechterten sich zunehmend, und so musste sie bald eine neue Bleibe suchen, zuletzt wohnte sie 1939, wieder zur Untermiete, in der Parkallee 2.
1940 hatte Herta ein sehr geringes Einkommen und wurde von Verwandten ein wenig finanziell unterstützt.
Am 2. Februar 1940 kam Hans Fabian in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn, von wo aus er zusammen mit Hertas Bruder Walter Herz (siehe www.stolpersteine-hamburg.de) und ihre Schwester Berta Herz (siehe www.stolpersteine-hamburg.de) mit einem Sammeltransport jüdischer Patienten mit geistigen Behinderungen am 23.September 1940 in die Tötungsanstalt Brandenburg verlegt und im Rahmen der Euthanasie-Maßnahmen "Aktion T4" noch am selben Tag ermordet wurde.
Herta Fabian erhielt am 6. Dezember 1941 den Deportationsbescheid. Sie wurde zusammen mit ihrem Bruder Manfred, dessen Frau Rosalie und den gemeinsamen Kindern Ruth, geb. am 28.7.1931 und Herbert, geb. am 3.12.1933 nach Riga transportiert.
Ihre Mutter Helene Herz wurde am 15. Juli 1942 mit dem ersten "Alterstransport" mit 72 Jahren ins Getto Theresienstadt deportiert.
Niemand von ihnen überlebte.
An Herta Fabian erinnert ein Stolperstein in der Parkallee 2. Weitere Stolpersteine liegen für Hans Fabian, Helene Herz; Manfred, Rosalie, Ruth und Herbert Herz; Walter und Bertha Herz; Marcus und Henriette Nathan; Lilly Nathan (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).
Stand: September 2007
© Susan Johannsen
Quellen: StaH: 351-11_1645 (Helene Herz); Kultussteuerkarteien; www.statistik-des-holocaust.de, Deportationslisten; Ingo Wille: Transport in den Tod, Hamburg 2017, S. 161ff; Hamburger Gedenkbuch; Gedenkbuch des Bundesarchivs; www.geni.de; www.ancestry.de ; Hamburger Adressbücher; Hannoverscher-bahnhof.hamburg.de; www.stolpersteine-hamburg.de.