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Robert Feddern * 1938

Quarree 32 (Wandsbek, Wandsbek)


HIER WOHNTE
ROBERT FEDDERN
JG. 1938
EINGEWIESEN 1943
ALSTERDORFER ANSTALTEN
"VERLEGT" 7.8.1943
HEILANSTALT EICHBERG
"KINDERFACHABTEILUNG"
ERMORDET 12.10.1943

Robert Feddern, geb. am 8.4.1938 in Altona, eingewiesen am 29.6.1943 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf), "verlegt" am 7.8.1943 in die Landesheilanstalt Eichberg im Rheingau, dort gestorben am 12.10.1943

Quarree 54 (Wandsbek)

Als Robert Feddern am 8.4.1938 geboren wurde, wohnten seine Eltern in der Gerberstraße 28 in Altona. Die häuslichen Verhältnisse waren schwierig. Nach den Akten des Hamburger Jugendamts lebten Roberts Eltern, die 1935 in Wandsbek geheiratet hatten, wiederholt getrennt.

Der Vater, Willi Otto Karl Feddern, geboren am 6.4.1912 in Wandsbek, war Arbeiter und als "Fürsorgezögling" aufgewachsen. Die Mutter Olga Martha Maria, geb. Dabelstein, wurde von den Behörden als "leichtsinnig und vergnügungssüchtig" eingestuft. Nach einem gemeinsamen Umzug in den Stadtteil Wandsbek in die Straße Quarree 54 trennte sich Willi Feddern von seiner Frau. Er ging 1942 eine zweite Ehe ein.

Robert blieb zunächst bei seinem Vater. Nach seinen Angaben hegte dieser jedoch eine "unüberwindliche Abneigung" gegen ihn, weil er glaubte, nicht dessen Vater zu sein.

Im August 1940 wurde Robert im städtischen Mädchenheim Feuerbergstraße 43 aufgenommen, das nicht nur für Mädchen gedacht war. Er hatte gerade eine Rachendiphtherie überwunden und sprach sehr schlecht. Nach dem Heimbericht war Robert ein sehr schwieriger, unruhiger Junge. Das Landesjugendamt Hamburg veranlasste am 29. September 1942 ein psychiatrisches Gutachten über den mittlerweile vierjährigen Jungen. Die Beurteilung lautete: "R.[obert] ist ein unterbegabter, charakterlich minderwertiger Junge. Er ist hier im Heim nicht tragbar." Mit der Diagnose "Schwachsinn" (mit der zu der Zeit Intelligenzminderung bzw. Minderbegabung bezeichnet wurde) wurde Roberts Unterbringung in den damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) dringend empfohlen und am 29. Juni 1943 vollzogen.

Bei seiner Aufnahme wurde Robert Feddern zunächst der Kinderkrankenstation zugewiesen und kurz darauf in eine andere Abteilung außerhalb des Krankenhauses verlegt. Das Personal notierte: "Zeug und Körper waren sauber. R.[obert] isst alleine Brot und großes Essen, geht allein zur Toilette. Er kann viele Lieder singen, spielt allein und mit anderen Kindern, er ist nur sehr laut und wild." Der letzte Eintrag vom 6. August 1943 vermerkt: "Verlegt, da die Alsterdorfer Anstalten zerstört sind. Dr. Kreyenberg".

Während der schweren Luftangriffe auf Hamburg im Juli/August 1943 ("Operation Gomorrha") erlitten auch die Alsterdorfer Anstalten Bombenschäden. Der Anstaltsleiter und SA-Mitglied, Pastor Friedrich Lensch, nutzte die Gelegenheit, nach Rücksprache mit der Gesundheitsbehörde einen Teil der Bewohnerinnen und Bewohner, die als "arbeitsschwach, pflegeaufwendig oder als besonders schwierig" galten, in andere Heil- und Pflegeanstalten zu verlegen.

Mit drei Transporten zwischen dem 7. und dem 16. August 1943 wurden insgesamt 468 Mädchen und Frauen, Jungen und Männer in die "Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen" bei Passau, in die "Wagner von Jauregg-Heil- und Pflegeanstalt der Stadt Wien" sowie in einem verbundenen Transport in die "Landesheilanstalt Eichberg" in der Nähe von Wiesbaden und die "Heil- und Pflegeanstalt Kalmenhof" in Idstein im Rheingau verlegt.

Dem zunächst verbundenen Transport am 7. August 1943 waren 128 Mädchen und Frauen, Jungen und Männer zugewiesen worden. 76 Jungen, Mädchen, Frauen und Männer waren für die "Landesheilanstalt Eichberg" in der Nähe von Wiesbaden und 52 Jungen für die "Heil- und Pflegeanstalt Kalmenhof" in Idstein im Rheingau bestimmt.

Robert Feddern gehörte zu den 76 Jungen, Mädchen, Frauen und Männern, die am 7. August 1943 in die "Landesheilanstalt Eichberg" gebracht wurden.

Die damalige "Landesheilanstalt Eichberg" hatte in der "Aktion-T4" (Tarnbezeichnung für das "Euthanasie"-Programm der Nationalsozialisten, so genannt nach dem Sitz der Berliner Euthanasiezentrale in der Tiergartenstraße 4) als Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar gedient. Nach dem offiziellen Stopp des "Euthanasie-Programms" im August 1941 wurde in Eichberg selbst wie in den anderen Zwischenanstalten weiter gemordet, und zwar durch systematische Unterernährung und überdosierte Medikamente in Verbindung mit pflegerischer Vernachlässigung.

Zwanzig der Kinder aus Alsterdorf wurden sofort in die dort seit 1941 bestehende "Kinderfachabteilung" gebracht. (Der allgemeine Begriff "Kinderfachabteilung" wurde im nationalsozialistischen Deutschen Reich als beschönigende Bezeichnung für besondere Einrichtungen der Psychiatrie in Krankenhäusern sowie in Heil- und Pflegeanstalten verwendet, die der "Kinder-Euthanasie" dienten, also der Forschung an und Tötung von Kindern und Jugendlichen, die körperlich oder geistig schwer behindert waren.) 30 der aus Hamburg nach Eichberg "verlegten" Jungen und Männer starben noch bis Oktober 1943.

Robert Feddern überlebte seine Ankunft in Eichberg nur zwei Monate. Er starb am 12. Oktober 1943 im Alter von fünf Jahren.
Als offizielle Todesursache wurde auf dem Sterberegistereintrag des Standesamtes "Lungenentzündung bei Herzschwäche bei Gehirnleistungsschwäche" angegeben.

Ob Roberts Eltern eine Benachrichtigung über den Tod ihres Kindes erhielten, ist in den Akten nicht vermerkt.

Aus den damaligen Alsterdorfer Anstalten sind im Nationalsozialismus insgesamt 630 behinderte Kinder, Frauen und Männer in Zwischenanstalten oder direkt in Tötungsanstalten der "Euthanasie" abtransportiert worden. Von diesen Menschen sind – so der Kenntnisstand von 2016 – 511 getötet worden.

Stand: Juli 2021
© Susanne Rosendahl

Quellen: Archiv Evangelische Stiftung Alsterdorf, Sonderakte 36 (Robert Feddern); StaH 332-5 Personenstandsregister 4129 Geburtsregister Nr. 90/1913; www.ancestry.de Sterberegister Robert Feddern in Erbach/ Hessen am 12.10.1943, Urkundennummer 647 (Zugriff 9.8.2020); Michael Wunder, Ingrid Genkel, Harald Jenner: Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr – Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, 3. Auflage, Stuttgart 2016.

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