Namen, Orte und Biografien suchen
Bereits verlegte Stolpersteine
Suche
Wilhelm Fraenkel * 1885
Isestraße 30 (Eimsbüttel, Harvestehude)
HIER WOHNTE
WILHELM FRAENKEL
JG. 1885
DEPORTIERT 1941
LODZ
ERMORDET 18.11.1941
Weitere Stolpersteine in Isestraße 30:
Hedwig Fraenkel
Wilhelm Fraenkel, geb. 22.5.1885 in Groß Strehlitz in Oberschlesien, am 25.10.1941 deportiert nach Lodz
Hedwig Fraenkel, geb. Kretschmer, geb. am 4.10.1885 in Breslau, am 25.10.1941 deportiert nach Lodz
Das Ehepaar Fraenkel hatte zwei Kinder. Frida, geboren 1910, verstarb schon 1930. Der Sohn Ernst Albert kam 1916 zur Welt. Wilhelm Fraenkel war Apotheker, 1931 arbeitete er in der Besichtigungskommisson als Revisor. Er hatte die Aufgabe, Apotheken, Dispensierstuben und Krankenhausapotheken im Abstand von zwei Jahren im Auftrag der Gesundheitsbehörde zu kontrollieren. Außerdem war er Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Apotheker. Zum 25-jährigen Bestehen dieses Vereins im Jahr 1930 führten Mitglieder unter der Spielleitung von Wilhelm Fraenkel die Oper "Der Apotheker" von Haydn auf, worüber die Pharmazeutische Zeitung berichtete.
Im Zuge der "Arisierungsmaßnahmen" des Apothekerstandes verlor Wilhelm Fraenkel seine Stellung. 1938 wurde er während des Novemberpogroms verhaftet und nach vier Wochen wieder freigelassen. Er begann eine neue Tätigkeit als Direktor der medizinischen Abteilung des Jüdischen Krankenhauses in Hamburg.
Am 25. Oktober 1941 wurde er mit seiner Frau Hedwig und Paula Lisser, die bei dem Ehepaar zur Untermiete wohnte, aus der Isestraße 30 nach Lodz deportiert. Sie bekamen eine Unterkunft in der Hohensteiner Straße 43 zugewiesen, wo sie gemeinsam mit Wilhelm Fraenkels "Schwägerin" Paula Lisser wohnten. Es sind Dokumente aus Lodz erhalten geblieben, die belegen, dass Wilhelm Fraenkel seit dem 11. Dezember 1942 in einer der fünf Getto-Apotheken arbeitete und so half, die Menschen notdürftig mit Medikamenten zu versorgen.
Im Mai 1942 drohte die Deportation von Lodz in erneute Ungewissheit. Heute wissen wir, dass das Ziel das Vernichtungslager Chelmno war. Wilhelm Fraenkel versuchte für seine Frau, seine "Schwägerin" und für sich die "Ausreiseaufforderung" aufheben zu lassen. Er begründete seinen Antrag damit, dass er in der Apotheke des II. Krankenhauses als Magister beschäftigt sei und fügte eine Bescheinigung der "Gesundheitsabteilung" des Gettos bei. Der Antrag war erfolgreich.
Bis zu seinem Tod am 18. November 1943 konnte Wilhelm Fraenkel weiter in der Krankenhausapotheke arbeiten. Wann Paula Lisser starb, konnten wir nicht ermitteln, auch nicht, ob sie tatsächlich seine Schwägerin war oder ob Wilhelm Fraenkel das nur angab, um sie als vermeintliches Familienmitglied zu schützen. Sie gilt als verschollen.
Hedwig Fraenkel konnte noch bis zum 7. Juli 1944 trotz der lebenswidrigen Umstände im Getto überleben, dann erhielt sie den Deportationsbefehl ins Vernichtungslager Chelmno, wo sie vermutlich am gleichen Tag ermordet wurde.
© Maike Grünwaldt
Quellen: 1; 4; 8; USHMM, RG 15083, M 301/728-731; Esther Hell, Jüdische Apotheker im Fadenkreuz, Hamburg 2008, S. 53f.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.