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Ludwig Frank * 1887
Breitenfelder Straße 60 (Hamburg-Nord, Hoheluft-Ost)
HIER WOHNTE
LUDWIG FRANK
JG. 1887
EINGEWIESEN 1940
HEILANSTALT LANGENHORN
"VERLEGT" 23.9.1940
BRANDENBURG
ERMORDET 23.9.1940
"AKTION T4"
Weitere Stolpersteine in Breitenfelder Straße 60:
Agathe Cohn
Ludwig Frank, geb. am 25.8.1887 in Schotten/Hessen, ermordet am 23.9.1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel
Agathe Cohn, geb. Frank, geb. 19.1.1885, deportiert am 6.12.1941 nach Riga, ermordet
Breitenfelder Straße 60, Hamburg-Hoheluft-Ost,
Ludwig Frank wurde am 25. August 1887 in Schotten, einer Kleinstadt in der Nähe von Gießen, geboren. Er war der Sohn des jüdischen Religionslehrers Wolf (genannt William) Frank und seiner ebenfalls jüdischen Ehefrau Regina, geborene Simon. Ludwig hatte drei Geschwister: Agathe, geboren am 19. Januar 1885, Carl, geboren am 9. Mai 1886, gestorben am 20. Juli 1886, und Friedrich, geboren am 3. November 1888, gestorben am 4. November 1888.
Über Ludwig Franks Kindheit, Jugend und Ausbildung ist uns nichts bekannt. Seine Schwester Agathe Frank heiratete 1909 in Hamburg den Prokuristen Leopold Cohn, geboren am 6. März 1859 in Hamburg. Das Ehepaar wohnte viele Jahre in der Breitenfelder Straße 60 im Stadtteil Hoheluft-Ost. Ludwig Frank folgte seiner Schwester nach Hamburg. Bei seiner Aufnahme in der "Irrenanstalt Friedrichsberg” im Jahre 1911 gab er als Beruf "Laufbursche" an. Von Friedrichsberg wurde er in die "Irrenanstalt Langenhorn” überwiesen.
Ludwig Franks Schicksal in den folgenden Jahrzehnten, die er in der Anstalt in Hamburg-Langenhorn oder einer anderen norddeutschen Anstalt verbracht haben dürfte, liegt im Dunkeln. Er lebte jedenfalls noch oder wieder in Langenhorn, als die "Euthanasie"-Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4, im Frühjahr/Sommer 1940 eine Sonderaktion gegen Juden in öffentlichen und privaten Heil- und Pflegeanstalten plante. Das Reichsinnenministerium ließ die in den Anstalten lebenden jüdischen Menschen erfassen und in sogenannten Sammelanstalten zusammenziehen. Die Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn wurde zur norddeutschen Sammelanstalt bestimmt. Alle Einrichtungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg wurden angewiesen, die in ihren Anstalten lebenden Juden bis zum 18. September 1940 dorthin zu verlegen. Nachdem alle Patienten aus den norddeutschen Anstalten in Langenhorn eingetroffen waren, wurden sie am 23. September 1940 gemeinsam mit den schon länger in Langenhorn lebenden Patienten – unter ihnen Ludwig Frank – in einem Transport von 136 Menschen nach Brandenburg an der Havel gebracht. Noch am selben Tag wurden sie in dem zur Gasmordanstalt umgebauten Teil des ehemaligen Zuchthauses mit Kohlenmonoxid getötet. Nur eine Patientin, Ilse Herta Zachmann, entkam diesem Schicksal zunächst (siehe dort).
Wir wissen nicht, ob und ggf. wann Angehörige Ludwig Franks Kenntnis von seinem Tod erhielten. In allen dokumentierten Sterbemitteilungen wurde behauptet, dass der oder die Betroffene in Chelm oder Cholm verstorben sei. Die in Brandenburg Ermordeten waren jedoch nie in Chelm (polnisch) oder Cholm (deutsch), einer Stadt östlich von Lublin. Die dort früher existierende polnische Heilanstalt bestand nicht mehr, nachdem SS-Einheiten am 12. Januar 1940 fast alle Patienten ermordet hatten. Auch gab es in Chelm kein deutsches Standesamt. Dessen Erfindung und die Verwendung späterer als der tatsächlichen Sterbedaten dienten dazu, die Mordaktion zu verschleiern und zugleich entsprechend länger Verpflegungskosten einfordern zu können.
Ludwig Franks Schwager, Agathe Cohns Ehemann, starb am 10. Juli 1934. Sie arbeitete nun als Buchhalterin. Wahrscheinlich hielt sie auch Kontakt zu ihrem Bruder. Um 1940 musste sie ihre Wohnung zwangsweise verlassen und in das "Judenhaus" in der Frickestraße 24 in Hamburg-Eppendorf einziehen. Agathe Cohn wurde am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert. Von ihr gab es nie wieder ein Lebenszeichen.
Stand: Juli 2019
© Ingo Wille
Quellen: 1; 4; 5; 8; 9; AB; StaH 133-1 III Staatsarchiv III, 3171-2/4 U.A. 4, Liste psychisch kranker jüdischer Patientinnen und Patienten der psychiatrischen Anstalt Langenhorn, die aufgrund nationalsozialistischer "Euthanasie"-Maßnahmen ermordet wurden, zusammengestellt von Peter von Rönn, Hamburg (Projektgruppe zur Erforschung des Schicksals psychisch Kranker in Langenhorn); 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn Abl. 1/1995 Aufnahme-/Abgangsbuch Langenhorn 26.8.1939 bis 27.1.1941; UKE/IGEM, Archiv, Patienten-Karteikarte Ludwig Frank der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg; Stadt Schotten, Geburtsregister Nr. 28/1887 Ludwig Frank. Müller, Hanno/Kingreen, Monica/Eckhardt, Frank, Juden in Schotten 1629–1945 und Einartshausen 1800–1942, Lich 2016, S. 29.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".