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Mosche Fränkel * 1940
Grindelberg 74 A (Eimsbüttel, Harvestehude)
HIER WOHNTE
MOSCHE FRÄNKEL
JG. 1940
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
MINSK
Weitere Stolpersteine in Grindelberg 74 A:
Siegmund Aron, Baszion Aron, Marcus Fränkel, Alice Fränkel
Alice Fränkel, geb. Rosenberg, geb. am 1.3.1903 in Altona, am 18.11.1941 nach Minsk deportiert, ermordet
Marcus Fränkel, geb. am 26.3.1890 in Radautz/Bukowina, am 8.11.1941 nach Minsk deportiert, ermordet
Mosche Jona Fränkel, geb. am 6.7.1940 in Hamburg, am 18.11.1941 nach Minsk deportiert, ermordet
Grindelberg 74a
Marcus Fränkels Eltern waren Moses Meier Fränkel und Gabi, geborene Ettlinger. Radautz liegt im ehemaligen Herzogtum Bukowina, das bis 1918 zum Habsburger Reich gehörte. Die Umgangssprache war Deutsch, da die meisten Einwohner deutscher Herkunft waren. Radautz war ein Zentrum der Juden in der Bukowina, heute gehört der Ort zu Rumänien.
Seit 1919 wurde Marcus Fränkel in der Jüdischen Gemeinde Hamburgs geführt. 1930 trat er aus der Gemeinde aus und galt nun als "glaubenslos". Später trat er wieder in die Gemeinde ein, ob freiwillig oder auf Druck der Ereignisse ist nicht bekannt. Er wurde 1940 und 1941 zur Kultussteuer veranlagt.
Marcus Fränkel war Zahntechniker. Seit dem 1. Januar 1913 war er bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte (RfA) als Angestellter verzeichnet. Laut der BfA (Bundesversicherungsanstalt für Angestellte), der Rechtsnachfolgerin der RfA in der Bundesrepublik Deutschland, sind jedoch keine Beiträge nachweisbar. Nach den Unterlagen der Zahnärztekammer wurde Marcus Fränkel in den Jahr- und Adressbüchern der Deutschen Dentisten für 1931/32 und 1933/34 geführt. Aus diesen Unterlagen geht zudem hervor, dass sich Markus Fränkel 1914 in Hamburg als Dentist niederließ. Ob er nun Zahntechniker war oder staatlich geprüfter Dentist, konnte die heutige Zahnärztekammer nicht klären.
Von 1931 bis 1934 bewohnte Marcus Fränkel eine 5,5-Zimmerwohnung im Grindelberg 74a. Ab dem 15. April 1934 bestand ein generelles Praxisverbot für jüdische Ärzte. Späteren Angaben seines Schwagers Eduard Schreiber zufolge erhielt Marcus Fränkel im Januar 1939 Berufsverbot. Er packte seine Praxiseinrichtung – sowohl Möbel als auch Geräte – in Kisten und lagerte diese in zwei Kammern seiner Wohnung. In seinem Schlafzimmer nahm er illegal Behandlungen vor.
Marcus Fränkel vermietete zudem bis zur Deportation Zimmer unter. Am 9. November 1938 wurde er verhaftet und war bis ins Jahr 1939 hinein im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Er musste Zwangsarbeit leisten, für die er nur minimal bezahlt wurde.
Marcus Fränkel heiratete Ende der 1930er-Jahre Alice Rosenberg. Ihre Eltern waren Wilhelm Rosenberg und Johanna, geborene Storch, geboren am 13. September 1868 in Hamburg. Alice war als Angestellte bei der Firma Jacobi & Co. Am Neuen Wall 10, später bei der Firma Kluge und Winter tätig gewesen. Seit 1932 wurde sie in der Kultussteuerkartei der Jüdischen Gemeinde geführt. Im August 1934 hatte sie am Grindelberg 44a bei Fränkel gewohnt, später im Scheideweg 49 und in der Heinestraße 22 bei Spenger. Am 6. Juli 1940 kam Marcus und Alice Fränkels Sohn Mosche Jona zur Welt.
Bereits am 1. März 1940 hatte das Ehepaar Fränkel eine detaillierte Liste ihrer Möbel sowie der Einrichtung der Zahnarztpraxis erstellt. Diese Liste liegt im Original vor. Daraus ist ersichtlich, dass es sich um einen umfangreichen bürgerlichen Hausstand handelte.
Als Erben hatte das Ehepaar Fränkel eingesetzt: für Paula Alice Fränkel ihre Schwester Elsa Schreiber, geborene Rosenberg, für Marcus Fränkel seinen Schwager Willi Johann Heinrich Eduard Schreiber, den Mann von Elsa Schreiber.
Seit dem 19. September 1941 musste Marcus Fränkel bis zu seiner Deportation den "Judenstern" tragen. Am 8. November 1941 wurde er nach Minsk deportiert und ermordet.
Alice Fränkel wurde mit ihrem kleinen Sohn Mosche Jona am 18. November 1941 nach Minsk deportiert. Beide wurden ermordet.
Die Gestapo versiegelte die Wohnung der Fränkels nach der Deportation von Alice und Mosche Jona. Am 30. Januar 1942 wurde der Hausstand für brutto 1157,70 Reichsmark versteigert.
Alice Fränkels Mutter Johanna Rosenberg wurde am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und kam dort um. Für sie liegt ein Stolperstein am Scheideweg 49 in Hamburg-Eimsbüttel (s. www.stolpersteine-hamburg.de).
Eduard Willi Johann Heinrich Schreiber, geboren am 11. August 1895 in Hamburg, galt als "Arier". Elsa Schreiber, geborene Rosenberg, wurde am 26. August 1898 in Altona geboren, sie stammte aus einer jüdischen Familie. Seit dem 15. April 1913 war Eduard Schreiber als Hilfsschreiber am Amtsgericht Altona tätig. Am 5. Mai 1924 wurde er als Justizobersekretär ins Beamtenverhältnis übernommen und später zum Justizinspektor befördert. Eduard Schreiber arbeitete als Rechtspfleger am Amtsgericht Altona. Zum 31. Dezember 1943 wurde er wegen "Mischehe" mit einer "Volljüdin" in den Ruhestand versetzt. Er war herzkrank. Am 9. Dezember 1944 verpflichtete die Gestapo ihn zu Aufräumarbeiten. Durch seine Herzschwäche war er jedoch nicht in der Lage, diesen Dienst anzutreten. Am 1. Februar 1945 wurden Eduard und Elsa Schreiber von der Gestapo zugunsten eines Gestapo-Mannes aus ihrer Wohnung am Hohenzollernring in Altona ausgewiesen. Nach dem Kriege konnten Eduard und seine Frau Elsa in ihre Wohnung zurückkehren. Sie hatten einen Sohn, Kurt Gerhard, geboren am 5. Februar 1924 in Altona.
Stand: Juli 2017
© Peter Steckhan
Quellen: 1; 5; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung 21603 u.17426; StaH 213-13 Landgericht Hamburg 7421 u. 7422.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".