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Aron Auerbach * 1869
Brahmsallee 17 (Eimsbüttel, Harvestehude)
HIER WOHNTE
ARON AUERBACH
JG. 1869
‚SCHUTZHAFT‘ APRIL 1938
KZ FUHLSBÜTTEL
TOT 5.7.1938
ISRAELITISCHES
KRANKENHAUS
Weitere Stolpersteine in Brahmsallee 17:
Leopold Appel, Philipp Auerbach, Henny Schwabe, Julius Schwabe
Aron Auerbach, geb. 20.4.1869 in Halberstadt, "Schutzhaft" April 1938 KZ Fuhlsbüttel, gestorben am 5.7.1938 im Israelitischen Krankenhaus an den Folgen der Haft
Brahmsallee 17 (Harvestehude)
Aron Auerbach war ein Hamburger Kaufmann, zugelassen an der Hamburger Börse und Mitbegründer der Metallbörse der Stadt. Geboren am 20. April 1869 in Halberstadt, betrieb er eine Firma im sogenannten Sonninhaus, einem Kontorhaus am Herrengraben in der Neustadt. Mit seiner Frau Helene und neun Kindern lebte die Familie in der Hansastraße im Grindelviertel. Sie waren orthodox, gingen demnach regelmäßig zur Synagoge, hielten sich streng an jüdische Regeln und Rituale und hofften darauf, dass einer ihrer fünf Söhne wie der Großvater Selig Auerbach Rabbiner werden würde.
Aron Auerbach engagierte sich im "Verein zur Förderung ritueller Speisehäuser" in Hamburg, kümmerte sich in einem anderen Verein um Juden, die vor den Unruhen und Pogromen in Osteuropa und Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Westen geflohen und in der Stadt und Umgebung untergekommen waren, und ließ sich in den Elternrat der Talmud-Tora-Schule wählen, die sein drittgeborener Sohn Philipp Auerbach bis zur mittleren Reife besuchte.
Diesen 1906 geborenen Sohn nahm er auch nach dessen Schulabschluss und einer Lehre als Drogist in seine Firma auf und machte ihn schon zum Prokuristen, als er volljährig geworden war. Das sorgte bald für Probleme. Einerseits ging Aron Auerbachs Firma in der Folge der Weltwirtschaftskrise in Konkurs. Mit seinen Söhnen Eliezer und Philipp versuchte er zwar, im Kleinen wieder anzufangen. Doch Philipp verließ Deutschland 1934; nicht bloß, weil er Jude war, sondern weil er sich politisch für die Demokratie und gegen die Nationalsozialisten und ihre Schlägertrupps der SA engagiert hatte und um seine Freiheit fürchten musste. Von Antwerpen aus begann Philipp wiederum einen Handel mit Ölen und Mineralien und bezog Vater und Bruder in diese Geschäfte ein. Das erregte bald das Interesse der Gestapo. Denn Philipp beteiligte sich auch am illegalen Handel mit der Volksfront Spaniens. Er verschaffte diesen Widerständlern im Bürgerkrieg gegen den Faschisten Francisco Franco und seine Truppen Materialien zum Bau von Bomben und Granaten. Damit verstieß er nicht nur gegen die Gesetze seines Gastlandes Belgien, sondern wurde auch zum Feind des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland, das auf Seiten Francos am Krieg auf der iberischen Halbinsel beteiligt war.
Während Philipp Auerbach und seine Familie im Frühjahr 1938 von Deutschland ausgebürgert und von Agenten des Deutschen Reichs bespitzelt wurden, verhaftete die Gestapo im April 1938 Aron Auerbach und seinen Sohn Eliezer in Hamburg. Die beiden wurden in das Konzentrationslager auf dem Gelände des Gefängnisses Fuhlsbüttel geschafft. Über den Aufenthalt und die Behandlung der beiden durch die Beamten dort gibt es keinerlei Unterlagen mehr. Ganz offensichtlich gelang es nicht, ihnen eine Beteiligung an den Geschäften Philipps in Belgien nachzuweisen. Vermutlich wiederholt verhört, dabei bedroht und auch geschlagen, erhielten die Beamten keinerlei Hinweise auf gemeinsame Geschäfte der beiden mit der Volksfront Spaniens.
Aron Auerbach, zu jenem Zeitpunkt bereits 69 Jahre alt, wurde in der Haft so krank, dass man ihn schließlich ins Jüdische Krankenhaus schaffte. Dort starb er am 5. Juli 1938 an einer Urämie, einer Blutansammlung in den Nieren, vermutlich die Folge seiner Behandlung durch die Wachmannschaften des "Kolafu" in Fuhlsbüttel, die für ihre brutalen Verhörmethoden und rücksichtslose Behandlung der Gefangenen bekannt waren.
Ursprünglich wohnte die Familie Auerbach etwa zwanzig Jahre in der Hansastraße 63. Aron Auerbach und sein Sohn Eliezer Auerbach zogen Mitte 1935 in die Hansastraße 74. Der Teil der Hansastraße, in dem sich auch das Haus Nr. 63 befand, ist durch den Bau der Grindelhochhäuser in den 1950er Jahren aufgelöst worden. Deshalb wurden die Stolpersteine an der in der Nähe liegenden Ersatzadresse Brahmsallee 17 verlegt.
Stand: Januar 2025
© Hans-Hermann Klare
© Hans-Hermann Klare ist Autor des Buches "Auerbach". Eine jüdisch-deutsche Tragödie oder Wie der Antisemitismus den Krieg überlebte, Berlin 2022.