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Paul Heidebrecher * 1920
Engelbrechtweg 37 (Altona, Lurup)
HIER WOHNTE
PAUL HEIDEBRECHER
JG. 1920
VERHAFTET 1941
KZ FUHLSBÜTTEL
1944 KZ NEUENGAMME
TOT 3.5.1945
Paul Wilhelm Heinrich Heidebrecher, geb. am 31.3.1920 in Altona, gestorben vermutlich am 3.5.1945 beim Untergang der "Cap Arcona"
Engelbrechtweg 37
Paul Heidebrecher gehört zu den Opfern, deren Biographien aufgrund der vorgenommenen Strafaktenvernichtungen nicht rekonstruierbar sind. Sie wurden sozusagen ein zweites Mal ausgelöscht. Lediglich zwei Gefangenenkarteikarten und eine Angabe des Internationalen Suchdienstes in Arolsen geben spärliche Hinweise auf sein Schicksal.
Paul Heidebrecher kam 1920 als Sohn des gleichnamigen Arbeiters und seiner Frau Margarethe, geb. Fehen, in Altona zur Welt. Er hatte eine drei Jahre ältere Schwester Helene.
Vor seiner Verhaftung wohnte der 21-Jährige noch bei seinen Eltern in Hamburg-Lurup im Engelbrechtweg 37 und übte den Beruf des Werftarbeiters aus.
Paul Heidebrecher kam am 4. September 1941 wegen des Vorwurfs, "widernatürliche Unzucht" getrieben zu haben, in die Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt. Als Tatgenosse wurde ein nicht weiter zu ermittelnder "Oestmann" vermerkt. Zuvor war Paul Heidebrecher bereits einmal durch das seit dem 1. September für "Homo-Delikte" zuständige 24. Hamburger Kriminalkommissariat inhaftiert und ins KZ Fuhlsbüttel eingewiesen worden. Nach einer Verurteilung am 28. Oktober 1941 vom Amtsgericht Hamburg wegen eines Vergehens nach § 175 StGB zu einer achtmonatigen Gefängnisstrafe kam er ins Strafgefängnis Fuhlsbüttel, Anfang 1942 wurde er dann in die Haftanstalt Hamburg-Harburg überführt. Zudem erhielt er wegen eines Diebstahls aus dem Jahr 1940 eine zweiwöchige Anschlussstrafe. Am 13. Mai 1942 entlassen, überstellte man ihn zunächst der Polizeibehörde "BK 1". Am 18. Mai wurde Heidebrecher zur Wehrmacht eingezogen.
Möglicherweise kam es während seines Kriegseinsatzes zu einer weiteren Verurteilung, jedenfalls wurde Paul Heidebrecher mit der Häftlingsnummer 67384 zwischen dem 29. November und 5. Dezember 1944 ins KZ Neuengamme eingeliefert. Sein weiteres Schicksal kennen wir nicht.
Seine Effekten werden noch heute beim Internationalen Suchdienst in Arolsen aufbewahrt, vom Amtsgericht Hamburg-Altona wurde er in einer Todeserklärung vom 26. Mai 1975 unter dem Aktenzeichen "309 b II 5/75 T" auf "Ende 1945" für tot erklärt. Es ist wahrscheinlich, dass er zu den ungefähr 6.400 Toten der auf die Schiffe "Cap Arcona", "Thielbek" und "Deutschland IV" evakuierten Insassen des KZ Neuengamme gehörte.
Stand September 2015
© Bernhard Rosenkranz (†) / Ulf Bollmann
Quellen: StaH, 331-1 II Polizeibehörde II, Ablieferung 15, Band 1; StaH 332-8 Meldewesen, A 50/1; StaH 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Ablieferung 13; Auskunft der KZ-Gedenkstätte Neuengamme; Rosenkranz/Bollmann/Lorenz, Homosexuellen-Verfolgung in Hamburg, S. 217.