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Martin Freundlich * 1885
Eppendorfer Weg 54 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)
1941 Minsk
Weitere Stolpersteine in Eppendorfer Weg 54:
Charlotte Freundlich
Charlotte Freundlich, geb. Behrendt, geb. am 28.6.1880 in Berlin, deportiert nach Minsk am 8.11.1941
Martin Freundlich, geb. am 22.5.1885 in Hamburg, deportiert nach Minsk am 8.11.1941
Eppendorfer Weg 54
Die Eltern von Martin Freundlich waren Bernhard und Dina Freundlich, geb. Braunschild. In der Familie gab es sechs Kinder, Martin hatte drei Brüder und zwei Schwestern. Von den sechs Kindern überlebte nur der 1893 geborene Sohn Wilhelm die NS-Herrschaft. Siegfried (geb. 1882) und Leopold (geb. 1886) wurden am 25. Oktober 1941 nach Lodz deportiert. Jeanette (geb. 1873) wurde am 23. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert und Martha Graetz, geb. Freundlich (geb. 1878), wurde auf den 31. Dezember 1945 offiziell für tot erklärt. Sie war 1939 mit ihrem Mann auf die Philippinen ausgewandert und starb dort in den Kriegswirren im Februar 1945. Wilhelm Freundlich (geb. 1893) hat das KZ Theresienstadt überlebt, wo er von 1942 bis 1945 inhaftiert war.
Martin Freundlich und Charlotte Behrendt hatten am 22. März 1910 geheiratet. Charlotte brachte zwei uneheliche Kinder mit in die Ehe: Louis und Rahel Behrendt, genannt Freundlich. Martin Freundlich war Handelsvertreter für Herrenkonfektion. Nach der Pogromnacht 1938 wurde er im KZ Sachsenhausen inhaftiert und am 12. Dezember 1938 von dort wieder entlassen. Später arbeitete er als Pfleger für die Jüdische Gemeinde. Daran erinnerte sich die Schriftstellerin Viola Roggenkamp, die es von ihrer Mutter erfuhr. 1939 bemühten sich Martin und Charlotte Freundlich um eine Auswanderung, im Februar 1939 erhielten sie eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, und im März desselben Jahres füllten sie den Fragebogen für Auswanderer aus. Als Ziel der Emigration gaben sie Alexandretta an. Alexandretta – auch Iskenderun genannt –, war eine Hafenstadt in der Südtürkei. Es gelang ihnen aber nicht, eine Einreisegenehmigung zu erhalten, weil die Türkei zu dieser Zeit keine jüdischen Flüchtlinge mehr aufnahm.
Die Familie wohnte in der Blücherstraße 5 (heute Kottwitzstraße), später im zweiten Stock des Hauses Eppendorfer Weg 54. Das hing vielleicht mit der geplanten Emigration zusammen, denn Martin und Charlotte Freundlich hatten im Fragebogen angegeben, sie hätten ihre Möbel verkauft, um Geld für die Ausreise flüssig zu machen. Ihre Namen standen bereits auf der Deportationsliste für den 25. Oktober 1941 nach Lodz, wurden aber gestrichen. Martin Freundlich wurde also nicht gemeinsam mit seinen Brüdern Siegfried und Leopold deportiert, sondern zwei Wochen später, am 8. November 1941 nach Minsk.
Am 12. März 1942 wurde Martin Freundlichs Hausrat, Kleidung und Wäsche in der Drehbahn 36, Saal 38 öffentlich versteigert. Der Bruttoversteigerungserlös betrug 1.016,60 Reichsmark (RM) zugunsten des Deutschen Reiches.
© Susanne Lohmeyer
Quellen: 1; 2 (F 603);5;StaH 214-1 Gerichtsvollzieherwesen, 270; StaH 332-5 Standesämter, 2103 + 2514/1885; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 992e2 Bd 3 Deportationsliste; HAB II 1923; Brief von Viola Roggenkamp vom 10.8.2004.