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Max Fritsche, o. J.
Max Fritsche, o. J.
© Privat

Max Fritsche * 1884

Eißendorfer Straße 193 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
MAX FRITSCHE
JG. 1884
IM WIDERSTAND / SPD
VERHAFTET 24.10.1939
ZUCHTHAUS LUCKAU 1940
SACHSENHAUSEN 1942
ERMORDET 15.2.1945

Max Albert Fritsche, geb. am 26.7. 1884 in Magdeburg, vom Zuchthaus Luckau überführt ins KZ Sachsenhausen, ermordet am 15.2.1945

Eißendorfer Straße 193 (Bezirk Harburg, Stadtteil Eißendorf)

Max Fritsche erlernte nach Abschluss der Volksschule den Beruf des Drehers. Nach Beendigung der Lehre ging er eine Zeit lang auf Wanderschaft und heuerte dann als Heizer auf einem Schiff des Norddeutschen Lloyd an. Nach 1 1/2 Jahren auf See kehrte er in seinen Beruf zurück.

In dieser Zeit heiratete er Auguste geb. Laukien, 1906 wurde die erste Tochter geboren. In den Jahren bis 1918 bekam das Paar drei weitere Töchter und zwei Söhne. Wo die Familie in den ersten Jahren lebte, ist nicht bekannt. Der erste Eintrag "Fritsche, Max, Dreher, Franckestraße 16" findet sich 1914 im Adressbuch Harburg.

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 meldeteMax Fritsche sich freiwillig zum Wehrdienst, bis zum Kriegsende diente er in der Marine. Nach Kriegsende kehrte er in seinen Beruf zurück, bei welchen Firmen er gearbeitet hat, ist nicht bekannt.

Er gehörte dem Deutschen Metallarbeiterverband an und war ab 1926 Mitglied der SPD. Im Frühjahr 1933 trat er dem "Stahlhelm" bei, erklärte aber 1934 seinen Austritt, als der "Stahlhelm" in die SA eingegliedert wurde.

Ab Ende 1936 arbeitete Max Fritsche beim "Flugmotorenwerk Genshagen" der Daimler-Benz Motoren GmbH in Ludwigsfelde/Kr. Teltow als Dreher und Kontrolleur. Ob er Harburg freiwillig verlassen hat oder dienstverpflichtet wurde, ist uns nicht bekannt.

Wegen Abhörens feindlicher Sender wurde er in Ludwigsfeldet am 24. Oktober 1939 polizeilich verhaftet und am 25. November 1939 ins Gefängnis Lehrter Straße in Berlin in Untersuchungshaft eingeliefert. Die Anklage vom 14. Mai 1940 warf ihm vor: "Nachrichten ausländischer Sender, die geeignet sind, die Widerstandskraft des deutschen Volkes zu gefährden, vorsätzlich verbreitet zu haben …; vorsätzlich unwahre Behauptungen tatsächlicher Art verbreitet zu haben, die geeignet sind, das Wohl des Reiches und das Ansehen der Reichsregierung schwer zu schädigen."

Max Fritsche bestritt die Vorwürfe, aber sieben Arbeitskollegen bezeugten, dass "er sich des Öfteren abfällig über die nationalsozialistische Regierung und über Maßnahmen des Staates geäußert hat" und "sich durch gut gemeinte Warnungen seiner Kameraden nichtbeeinflussen ließ".

Die Anklage lautete auf "Verbrechen und Vergehen gegen §§ 1, 2, 5 der Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen vom 1. September 1939 – RGBI . I S. 1683 . – § 1 des Gesetzes gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutze der Parteiuniformen vom 20. Dezember 1934".

Max Fritsche wurde vom Sondergericht beim Landgericht Berlin verurteilt und im Zuchthaus Luckau inhaftiert. Im Februar 1942 wurde er ins KZ Sachsenhausen überstellt, zur "politischen Schulung", wie es in den Unterlagen heißt.

Er starb am 15. Februar 1945. Auf dem Totenschein wird als Todesursache ein Schlaganfall angegeben. Nach Aussage mehrerer Mithäftlinge soll er "zusammen mit vielen anderen vergast" worden sein.


Stand: Dezember 2018
© Margrit und Helmut Rüth

Quellen: StaH 351-11_7476; StaH 351-11_8298; Adressbuch Harburg 1914 | 1938; Matthias Heyl und Margit Maronde-Heyl: Harburger Opfer des Nationalsozialismus.

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